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Maddox

Auf den letzten Metern vor der einfachen Struktur stieg ich aus dem Sattel. Ich aktivierte meinen Netzhautmonitor, als ich mich für den Ernst der Jagd bereitmachte und suchte nach Wärmespuren, elektrischen Signalen und allem, was mir einen Hinweis auf Nerons Aufenthaltsort geben könnte. Wenn er einen Tarnanzug hatte, würde er sich verstecken können, nicht aber seine Geisel.

“Danke, Junge.” Ich tätschelte meinem Pferd den Hals, band es aber nicht an einem der knorrigen toten Äste fest. Es gab kein Gras zu fressen, kein Wasser. Sollte ich nicht zurückkehren, wollte ich nicht, dass das Tier hier festsaß und leiden würde.

Und wenn ich überleben sollte, würde es bis zum Schiff zwar ein langer Marsch werden, aber das war nichts, womit ich nicht fertig werden könnte, besonders da Cassie auf mich wartete.

Cassie. Allein schon ihr Name ließ meine Markierung mit Hitze aufflackern. Sie war so zart und empfindsam gewesen, ihre straffe Pussy hatte sich so heiß angefühlt und sich perfekt um meinen Schwanz geschlossen. Nach der anfänglichen Eroberung hatte ich sie immer wieder genommen. Sie hatte mich genauso geritten wie ihre Stute, hatte sich nahtlos auf meine Hüften gesetzt und meinem Schwanz in sich aufgenommen. Ich hatte ihre Brüste umfasst, als sie sich auf mir gehoben und gesenkt und sich bedient hatte. Ich hatte sie sogar gegen die Wand gefickt, von hinten und dann noch einmal mit ihren Beinen um meine Lenden geschlungen, während ich ihre Schreie weg geküsst hatte. Der Esstisch war auch zum Zuge gekommen, ebenso wie die Badewanne. Sie war genauso unersättlich wie ich.

Obwohl wir uns so nah wie möglich standen, lag Gefahr in der Luft. Neron trübte unsere Gemüter, unseren Geist. Ich wusste, dass sie Angst hatte. Verdammt, ich hatte auch Angst. Aber auf der Aurora war sie sicher, der Mistkerl konnte nicht an sie heran. Das war alles, was für mich zählte. Ich konnte es kaum glauben, dass ich sie gefunden hatte und jetzt, als es vollbracht war, zog ich völlig verändert in den Kampf. Ich hatte nicht die Absicht, Neron einzufangen und ihn nach Incar zurückzubringen. Ich würde ihn ein für allemal ausschalten. Über mich oder meine Familie würde er keine Macht mehr haben. Ich würde Maddies Tod rächen und mit der Vergangenheit abschließen. Ich würde sicherstellen, dass er meine Zukunft nicht gefährden konnte. Cassie.

Diesmal hatte ich etwas zu verlieren.

Angst um sie schnürte meine Brust zu, als ich meinen Tarnanzug aktivierte und verschwand, denn meine Panzerung machte mich fürs bloße Auge und die meisten Sensoren unsichtbar. Ich vermutete, dass Neron ebenfalls einen trug, was mich nur weiter anspornte, ihn zu finden.

Die Jagd. Ich war dafür geboren worden. Das war es, wofür ich zur Erde gekommen war. Dank unserer Anzüge wurde das Ganze zu einem Katz- und Mausspiel, einem Test der Sinne. Wer die besseren Fähigkeiten hatte. Geräusche. Gerüche. Instinkt. Der Feind war nicht zu sehen.

Hätte er nicht eine Erdenfrau als Geisel genommen, wäre ich zuversichtlich, dass ich Neron besiegen würde. Aber sie würde in diesem Kampf meine Schwachstelle sein und Neron wusste es. Das war es, was der Mistkerl beabsichtigt hatte; ein Ungleichgewicht—seine einzige Chance um mich eventuell zu schlagen. Aber das würde er nicht. Oh nein.

Diese mysteriöse Frau würde wohl meiner Schwester ähneln, einfach, weil Neron es lieben würde, mich mit der Erinnerung an die Leiche meiner Schwester zu foltern. Das sah ihm ähnlich.

Lautlos näherte ich mich der Hütte, mein Anzug ließ mich mit der Umgebung verschmelzen. Neron hatte behauptet, er würde die Frau in einer Holzhütte festhalten. Der Karte nach stand diese auf einer Anhöhe neben einer steilen Schlucht. Leider war sie aber nur aus einer Richtung zugänglich und Neron wusste, dass ich kommen würde.

Ein kurzer Scan der Hütte zeigte zwei Körper in der Struktur, ihre Wärmesignatur leuchtete rot und orange auf meinem Netzhautmonitor auf. Ein Körper war groß und eindeutig männlich, ähnlich massiv wie ich mit breiten Schultern und stämmigen Beinen. Die andere Person, also die Frau, die er entführt hatte, saß mit im Schoß gefalteten Händen an einem Tisch. Ich ging davon aus, dass sie gefesselt war, dass ihre Hand- und Fußgelenke zusammengebunden und ihre Bewegungen eingeschränkt waren. Schlimmstenfalls würde Neron sie direkt am Stuhl festgebunden haben, sodass sie sich überhaupt nicht bewegen konnte.

Als ich kurz vor der Haustür war, schloss Neron sie auf und trat nach draußen; als ob er meine Anwesenheit spüren konnte. Ich erstarrte und wusste, dass er mich mit bloßem Auge nicht sehen konnte. Aber er kam wie ich von Everis, er war ein geborener Jäger und ich war nicht überrascht über seine scheinbar übersinnliche Wahrnehmungskraft.

Er schien keine Panzerung zu tragen und war immer noch wie ein Mensch gekleidet. Er hatte eine Ionenpistole gezückt und hielt sie auf die Frau im Inneren der Hütte gerichtet. Sein Blick allerdings war auf die Landschaft gerichtet, auf die untergehende Sonne. Er konnte mich nicht sehen und ich war sicher, dass er nach mir suchte.

“Maddox, ich weiß, dass du hier bist,” rief er und seine Stimme hallte durch die windstille Luft. “Ich kann dich spüren.”

Ich antwortete nicht und blieb regungslos, denn ich wollte nicht das geringste Geräusch machen. Die endlosen Übungsstunden machten sich bezahlt, als ich meine Atmung zu einer fast unmerklichen Bewegung meiner Lungen beruhigte und meinen Herzschlag zu einem ruhigen, gleichmäßigen Rhythmus verlangsamte. Sollte ich näherkommen, würde er mich hören, denn seine Sinne waren wohl genauso geschärft wie meine eigenen. Wir waren zusammen aufgewachsen, hatten zusammen trainiert.

Er seufzte und der Laut war ein übermäßig dramatischer Versuch mich zu provozieren, aber ich war kein Anfänger, der von Wut und Adrenalin beherrscht wurde. Ich war alt genug, um zu wissen, wann es sich anbot zuzuschlagen und wann es besser war, abzuwarten.

“Maddox, entweder du zeigst dich oder ich töte sie. Ein Schuss, genau ins Herz.” Er ballerte einmal durch die Tür hinter ihm, mit gesenkter Waffe, nur um seine Glaubwürdigkeit zu demonstrieren. Die Frau drinnen schrie vor Angst. Ich war erleichtert, denn das Geschrei bedeutete, dass sie bei Bewusstsein war und möglicherweise in der Lage zu flüchten, sollte ich Neron von ihr weglocken können.

Aber nicht für lange. Neron würde nicht zögern sie zu töten, wenn er mich so zwingen könnte mich zu zeigen. Er war ein krankes Stück Scheiße und das musste ich einfach mit in Betracht ziehen. Schweren Herzens lenkte ich meinen Blick auf das visuelle Kontrollzentrum in meinem Auge und deaktivierte den Tarnmechanismus meiner Panzerung. Die wechselnden Farben meiner Körperpanzerung erstarrten zu einer gesprenkelten Mischung, die dem Boden und den Pflanzen in meiner Nähe entsprachen. Ich war jetzt getarnt, aber nicht mehr unsichtbar. Seine Waffe konnte meiner Panzerung kaum etwas anhaben, aber sein Netzhautmonitor würde sofort meine Anwesenheit anzeigen.

“Lass sie gehen. Du hast es auf mich abgesehen.” Ich trat einen Schritt näher.

Neron grinste hämisch und nickte, als er mich entdeckte. “Da bist du. Gerade noch rechtzeitig. Elizabeth hat langsam angefangen mich zu langweilen.”

“Was willst du, Neron?” Ich betrachtete ihn. Als Junge war er immer etwas größer gewesen als ich, aber jetzt, nach monatelanger Schufterei in den Minen von Incar war er monströs und seine Schultern waren deutlich breiter, als ich sie in Erinnerung hatte. Er trug menschliche Kleidung, braune Hosen und ein einfaches Hemd, aber sein einst goldenes Haar war jetzt stumpf und hatte dieselbe Farbe wie das verfärbte Gebiss eines alten Mannes, der jahrelang schwarzen Rindentee getrunken hatte. Seine Züge waren schon immer scharf gewesen, ein Raubtiergesicht, aber seine Wangen waren jetzt leicht eingesunken und seine fast schwarzen Augen traten etwas weiter aus den Augenhöhlen hervor. Seine Lippen waren blass und schmal. Er wirkte verhärtet, gemeiner als zuvor und noch gefährlicher.

Er ließ mich schauen. Als mein Blick wieder zu seinem wanderte, sprach er: “Ich will was jeder Mann begehrt. Rache.” Er blickte über seine Schulter und krümmte den Finger. “Komm her. Sofort.”

Augenblicke später trat die Frau durch die Tür. Ihre Augen suchten hektisch die Gegend ab, dann verweilten sie auf mir. Sie waren weit aufgerissen vor Furcht. Sie war groß, größer als der Durchschnitt auf der Erde. Während Cassie Neron nur bis zur Schulter reichen würde, brauchte diese Frau nicht einmal den Kopf in den Nacken legen, um in Nerons schwarze Augen zu blicken. Sie war statuesk, ihre langen Arme und Beine waren elegant aber kräftig. Ihre Haltung hatte eine Vehemenz wie ich sie selten bei einer Frau gesehen hatte. Ihr langes, dunkelrotes Haar war zu einem schlichten Zopf gebunden, der zwischen ihre Schulterblätter fiel. Selbst von hier aus konnte ich das Temperament in ihren weichen braunen Augen sehen. Auf der Nase hatte sie Sommersprossen, die einen Kontrast zu ihrer sonst so blassen Haut bildeten.

Ihr Äußeres war großzügig, nicht zierlich. Ihre Figur war üppig, mit großen Brüsten und runden Hüften unter ihrem dunkelblauen Kleid. Ihr Haar hatte sich teilweise aus dem Zopf gelöst. Es verriet, wie grob er sie behandelt hatte und Blut quoll aus einem Schnitt an ihrer geschwollenen Unterlippe. Abgesehen davon hatte sie keine sichtbaren Verletzungen. Ich konnte nur hoffen, dass er sie nicht vergewaltigt hatte oder ihr innere Verletzungen zugefügt hatte.

Ihre Hände waren vor ihr mit einem Lederband zusammengebunden. Statt sie nach unten hängenzulassen, hielt sie sie gegen ihr Abdomen gepresst und rieb sie aneinander, als ob sie ihr Schmerzen bereiteten. Ich sah kein Blut an ihrem Kleid oder an ihren Händen, keine Anzeichen von Schmerzen in ihrem Gesichtsausdruck. Nur Angst, schließlich hatte Neron es schon immer genossen, Frauen psychologisch zu foltern, ehe er ihren Körper zerstörte. Wie es aussah, war sie sich dieser Tatsache bereits bewusst.

Als er neben sich auf den Boden deutete, hob sie trotzig das Kinn und stellte sich dorthin, wo er sie haben wollte. Sie machte keine Anstalten und sie weinte auch nicht; sie war sehr tapfer. Mit einer eher unsanften Hand zwischen ihren Schulterblättern schubste er sie vorwärts und zwang sie zu der Reling vor der Hütte, an der sonst die Pferde festgebunden wurden. Die Frau stolperte und er packte sie grob am Arm und zog sie wieder hoch. Als sie den Kopf hob, blickte sie direkt zu mir und ich sah keinerlei Schrecken in ihren Augen. Ich sah Wut.

“Lass sie gehen,” sprach ich erneut.

Neron zwang die Frau in die Knie, seine Ionenpistole stocherte gegen ihre Schläfe und wie ein Hund zu seinen Füßen band er sie an der Reling fest. Dort blieb er stehen, dann blickte er zu mir und verzog den Mund zu einem kranken Lächeln. Er war in seinem Element. Er liebte es, diese Frau zu verhöhnen, mich zu verhöhnen.

“Leg deine Panzerung ab, Mad, und lass uns das auf die alte Art regeln.”

“Du willst ohne Waffen gegen mich kämpfen?” Am liebsten wollte ich die kurze Distanz zu ihm schließen und ihn ausschalten. Ich würde diese Option überleben, nicht aber die Frau. Zorn brodelte in mir auf und ich knirschte mit den Zähnen, um ja keine Dummheit zu sagen. Neron hatte mich schon seit Jahren nicht mehr Mad gerufen, seit wir damals im opulenten Haus seines Vaters herumgetobt waren und Mädchen gejagt und Ärger gestiftet hatten. Wenn es damals Streit gab, würden wir ihn mit nackten Fäusten austragen und später, als wir älter und besser ausgebildet waren, im Nahkampf.

“Ja. Zieh deine Panzerung aus und komm. Kämpfe mit mir. Sei kein Feigling.”

“Nur ein Feigling benutzt eine Frau als Schutzschild,” konterte ich.

Neron war zwei Jahreszeiten älter als ich und schon immer einen Tick größer, schneller, stärker. Er war ein brutaler und niederträchtiger Kämpfer, der es bei jeder Gelegenheit auf meine Augen oder meine Eier abgesehen hatte. Der Kampf hatte immer blutig und mit einem Besuch auf der Krankenstation geendet, aber wir beide konnten uns so von unseren Aggressionen befreien. Ich hatte die Ungewissheit geliebt, denn ich würde nie wissen, ob ich siegreich sein oder quälende Schmerzen erleiden und zum Arzt eilen würde, um eine Schnittwunde oder einen Knochenbruch versorgen zu lassen.

Ich war ein Junge von acht Sommern gewesen, als mir klar geworden war, dass Neron es genoss, mir wehzutun. Aber sein Vater hatte zusammen mit meinem im Rat der Sieben gedient, der höchsten Regierungsinstitution des Planeten und von uns beiden wurde erwartet, dass wir gewissen … Standards gerecht wurden. Söhne der Sieben durften keine Schwäche zeigen. Wir heulten nicht rum. Wir kämpften.

Jahrelang.

Als ich nun dastand und mir überlegte, wie ich die Frau retten konnte, kam es mir plötzlich vor, als ob Kämpfen das einzige war, was ich je getan hatte. Ich hatte es satt.

“Sie hat ihren Zweck erfüllt. Sie hat dich hierher gebracht.” Neron lachte, das Geräusch grenzte an Hysterie und ich wusste, dass mein Freund von damals komplett verschwunden war. An seiner Stelle stand ein Verrückter. “Wenn du sie tötest, indem du dich mir verweigerst, wirst du sie auf dem Gewissen haben. Dein fehlgeleitetes Ehrgefühl war schon immer deine Schwäche.”

“Dann zeig deine Stärke, Neron. Hör auf dich hinter ihr zu verstecken.”

“Zieh deine Panzerung aus,” wiederholte er.

“Warum?”

“Weil ich dich mit bloßen Händen töten will.”

Als ich zögerte, vergriff er sich am Haar der Frau und zerrte ihren Kopf zurück. Feste.

“Lass mich in Ruhe, du durchgeknallter Mistkerl!” brüllte sie und verzog das Gesicht, er aber lachte nur und zog so feste, bis sie aufschrie, diesmal vor Schmerz.

“Komm schon, Maddox. Zieh ihn aus. Lass uns nochmal wie Kinder kämpfen.”

Ich wägte meine Optionen ab. Ich war schnell, er allerdings auch. Ich könnte zwar an ihn herankommen, aber die Frau würde er bis dahin getötet haben. Dazu brauchte er keine Ionenpistole, denn er konnte ihr buchstäblich im Handumdrehen das Genick brechen. Sollte ich mich zurückziehen oder meinen Tarnanzug wieder betätigen, würde er sie erst leiden lassen und sie dann langsam umbringen, damit ich ihre Schreie hörte.

“Wenn ja, woher weiß ich dann, dass du mich nicht einfach erschießen wirst und sie so oder so umbringst?” fragte ich.

Seine dunklen Augen kniffen sich zusammen und das Funkeln in seinem Blick war alles andere als zurechnungsfähig. “Ich schwöre es bei Maddies Seele.”

Ich sah rot. Rot, genau wie Maddies Blut, als es aus ihrem Körper sickerte. Roter Zorn ließ mich aufknurren, aber sein Blick blieb ungerührt. Er hatte sie fanatisch geliebt, war wie besessen von ihr gewesen. “Warum hast du es getan, Neron? Du hast Maddie geliebt. Warum hast du sie umgebracht?”

Er hob seine Hand und riss sich das Hemd von der Brust, sodass die Knöpfe der Erdentracht vor ihm auf dem Boden landeten. Er deutete auf seine rechte Hand, genau unter dem Knochen dort und mein Herz setzte einen Schlag aus. Nein. Das konnte nicht wahr sein. Ich weigerte mich zu glauben, was er da andeutete.

Neron nickte bereits. “Ja, Maddox. Sie gehörte mir. Meine markierte Partnerin. Wir gehörten zusammen und trotzdem hat dein Vater sich geweigert, unsere Verbindung anzuerkennen. Sie hat mir alles versprochen und dann hat sie mich verraten.”

Ich dachte an Cassie, an meinen instinktiven Drang sie zu besitzen, an meinen Hunger nach ihrem Geschmack, ihrem Duft und ihren Schreien, wenn sie kreuz und quer auf meinem Schwanz kam und verstand schließlich, was meinen Kindheitsfreund in den Wahnsinn getrieben hatte. “Das wusste ich nicht, Neron.”

Er hisste. “Niemand wusste es. Dein Vater hat sie einen Eid schwören lassen, damit sie mich abserviert. Wären wir je an die Öffentlichkeit gegangen, als offizielle Partner, hätte dein Vater seinen Sitz im Rat verloren.”

Alles was Neron da sagte, ergab Sinn. Die herrschende Elite hätte es nicht gern gesehen zwei so mächtige Familien zusammenzuführen. Neron und Maddies Beziehung hätte zu politischen Unruhen geführt und folglich hatte mein Vater das getan, was er immer tat; er hatte sich darum gekümmert. Er hatte die heilige Verbindung zwischen markierten Partnern ignoriert und nur die Politik im Kopf gehabt.

Bei der Vorstellung, dass man mir Cassie verbieten könnte, wurde mir schlecht, aber ich wusste, dass das niemals ausreichen würde, um mir jegliches Ehrgefühl abhandenkommen zu lassen. Abserviert zu werden würde keinen kaltblütigen Killer aus mir machen.

“Tut mir leid, alter Freund, aber nichts kann deine Morde entschuldigen. Was du geworden bist.”

“Zieh die Panzerung aus.” Er wollte nichts davon hören. Er war nicht mehr zu retten.

Es wurde Zeit. Neron war nicht mehr zu helfen, dieser Erdenfrau allerdings schon.

Er sah zu, wie ich meine Panzerung ablegte und dann meine Kleider. Bald stand ich nur noch in der hellgrauen Hose da, die ich eigentlich unter meine Jagdmontur trug. Ich warf alles andere beiseite und vertraute darauf, dass sein Schwur bei der Seele meiner Schwester und seine abartige Liebe für sie dafür sorgen würde, dass Nerons krankes Hirn sein Versprechen halten und mich nicht mit der Pistole töten würde. Als ich fertig war, stand ich vor ihm und wartete ab. Meine Atmung war zwar weiterhin ruhig, mein Herz aber hämmerte nur so vor lauter Adrenalin in meinen Adern, als ich mich auf einen Kampf auf Leben und Tod einstellte.

“Mach zehn Schritte vorwärts.”

Das tat ich und er ließ sofort die Haare der Frau los. Sie sackte auf dem Boden zusammen und er warf seine Ionenpistole in den Staub. Er kam auf mich zu, trat aus seinem zerfetzten Hemd heraus und warf es weg. Seine Pupillen waren geweitet, sein Blick war auf mich fixiert. “Maddie gehörte mir und dein Vater hat alles kaputt gemacht,” raunte er.

“Also hast du sie umgebracht.” Ich verspannte mich, als er näher kam und ging auf die Fußballen, um eine Kampfstellung einzunehmen. Ich konnte es mir bildhaft vorstellen. Meine Schwester, vollkommen erschüttert über den Erlass unseres Vaters, wie sie im Haus meiner Eltern auf ihrem Lieblingssessel neben dem Fenster saß. Neron, wie er sich hineinschlich und sich ihr zu Füßen warf. Und Maddie? Sie war reinstes Feuer gewesen, mit einer ungebändigten Seite und einer gnadenlosen Zunge. “Warum?”

Neron stand jetzt genau vor mir, seine Haltung ähnelte meiner. Aus der Nähe konnte ich seinen Hass, seinen Zorn, seinen Kummer aus ihm strömen sehen. Die Schwärze verdarb die Luft, genau wie sie ihn verdorben hatte. “An dem Tag, an dem sie mir gesagt hat, dass es aus war, hat sie mich zuerst noch gefickt. Sie hat mich gefickt und unsere Markierungen aufeinander gelegt und mir gesagt, sie wollte nur einmal die wahre Verbindung eines Partners spüren, ehe sie einem anderen überreicht wurde.”

Seine Worte schmerzten, aber ich bezweifelte nicht, dass er die Wahrheit sprach. Ich liebte meine Schwester, aber sie war schon immer etwas stur gewesen. Ihr und meinem älteren Bruder war immer eingetrichtert worden, dass die Pflicht wichtiger war als das Vergnügen. Wenn mein Vater sie einem anderen versprochen hatte, dann hätte sie das respektiert und selbst ihren markierten Partner abgewiesen. Aber zuerst hätte sie sich alles genommen, was sie konnte. Einschließlich Nerons Seele.

“Also willst du meine Familie zerstören, genau wie sie deine zerstört hat.”

Darauf grinste er und hob die Hände. “Jetzt ist Schluss damit.”

Ich konnte nur zustimmen. “Jetzt ist Schluss damit,” sprach ich ihm nach.

Wir standen uns gegenüber, wie wir es in unserer Jugend getan hatten. Jetzt stand allerdings viel mehr auf dem Spiel. Es ging um Leben oder Tod. Einer von uns würde auf diesem entlegenen Planeten sterben. Ich musste nur sicherstellen, dass Neron derjenige war, denn auf keinen Fall wollte ich, dass Cassie mit derselben Qual leben musste, die Neron das Herz aus der Brust gerissen, die seine Seele aufgefressen hatte.

Unsere Hände klatschten gegeneinander, als wir versuchten an den Handgelenken und Oberarmen des anderen Halt zu finden. Neron holte zuerst aus und rammte Kopf und Schultern gegen meinen Bauch, um mich möglichst zu Fall zu bringen. Ich fiel auf den Rücken, drehte mich und warf ihn über meine Schulter. Er rollte über den Boden und ging auf die Knie. Staub und kleine Steinchen klebten an seiner schweißnassen Haut. In seinen Augen flackerte Zorn auf, aber er lächelte.

“Lang ist’s her. Du hast dazugelernt.”

Ich stand auf und machte mich wieder bereit. Als er sich diesmal auf mich stürzte, trat ich zur Seite und rammte seinen Kiefer. Er trat zurück, machte kleine Kreise und bewegte seinen Mund hin und her.

“Das war zum Aufwärmen,” sprach er. “Bereit?”

“Du läufst im Kreis, Neron. Verängstigt, genau wie damals als Kind. Diesmal gibt es aber keine Krankenstation.” Ich verspottete ihn, denn während sein Zorn ihn antrieb, so machte er ihn ebenso blind. Er konnte nicht klar denken, sobald sein Jähzorn übernahm. Ich erinnerte mich, dass er schnell durch die Decke ging, sogar als wir noch klein waren.

Er kniff die Augen zusammen und hob erneut die Hände.

Jetzt ging es richtig los. Wir prügelten und traten und trafen Ziele, die im Übungsring auf Everis verboten waren. Aber wir waren Millionen von Meilen entfernt und es gab keine Regeln hier. Nierenschläge, niedrige Tritte ins Knie, Boxer in die Kehle und Hiebe in die Leistengegend, nichts davon war zu brutal.

Ich konnte nicht sagen, wie lange wir gekämpft hatten, aber Jahre der Aggression wurden mit Fäusten und Füßen abgetragen, bis wir beide blutig und außer Atem waren. Er war gefallen, ich war gefallen. Er hatte mir die Fresse poliert und ich hatte ihm die Fresse poliert. Tritt um Tritt, Schlag auf Schlag. Bis jetzt war es nicht darum gegangen das Gegenüber zu töten, sondern ein letzter Kampf unter ebenbürtigen Gegnern.

Als ich aber über eine Baumwurzel stolperte und auf dem Allerwertesten landete, wurde alles anders. Neron nutzte die Gelegenheit und trat auf mich ein, ein schneller Rundumkick auf den Kopf. Ich hatte mich zwar mit der Hand abgeschirmt, aber es war trotzdem gnadenlos. Mein Kopf flog zur Seite und meine Sicht wurde undeutlich. Ich hatte mir die Zunge gebissen und der rostige Geschmack von Blut erfüllte meinen Mund.

Auf diesen Tritt folgte ein weiterer, die strafende Wucht seines Stiefels traf meinen Kiefer. Ich fiel auf den Rücken und konnte kaum meine Hände und Knie heben, mein Kopf drehte sich, als ich darum kämpfte bei Bewusstsein zu bleiben. Mein Leib schmerzte, mein Kiefer hämmerte und war fast ausgekugelt. Kleine schwarze Punkte schwebten durch mein Blickfeld.

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Neron sich entfernte und dorthin ging, wo er seine Ionenpistole entsorgt hatte. Er las sie auf und kam wieder zurück. Ich versuchte mich aufzuraffen, geriet jedoch ins Stolpern. Das würde mein Ende sein.

Ich nahm zwei Steine in die Hände und machte mich für den letzten, verzweifelten Gegenschlag bereit. Wenn ich ihm den Dreck und Sand ins Gesicht schleuderte, würde ich vielleicht hochkommen und ihn ablenken können, ehe er den Abzug drücken konnte.

Er stand zwei Schritte entfernt, die Waffe war genau auf meinen Kopf gerichtet. Wir beide atmeten schwer. “Mach’s gut, Maddox. Wenn du Maddie siehst, sag ihr, dass dein Bruder als nächstes dran ist.”

Ich spuckte das Blut aus, holte aus und schleuderte ihm den Dreck und die Steine ins Gesicht. Aus der Hocke griff ich ihn an. Meine Arme umpackten seine Taille, als er schreiend seine Waffe feuerte. Der Schuss ließ eine große Gruppe Steine an der Seite des Canyons explodieren und hinter meinem Rücken zu Boden fallen.

Mit aller Kraft stemmte ich mich gegen ihn, um ihn von den Füßen zu bekommen. Ich war zu konfus um aufzustehen, aber im Bodenkampf hatte ich immer noch eine Chance.

Seine Fäuste schlugen auf meinen Rücken ein. Ich brüllte vor Schmerz, rammte aber weiter vorwärts, um ihn zu überwältigen.

Ein lauter Schuss ertönte und hallte von den steinernen Wänden der Schlucht wider. Die Frau schrie.

“Aaaaah!” Neron zuckte unter meinem Griff, ich aber drückte weiter zu bis einige Sekunden später eine warme Flüssigkeit über meinen rechten Arm und Schulter strömte.

Ein zweiter Schuss und Nerons Beine flogen unter ihm nach vorne. Ohne jeden Widerstand seinerseits fiel ich vornüber und wir beide stürzten zu Boden. Ich landete mit einem harten Schlag auf ihm drauf.

Immer noch voller Spannung schlang ich die Arme um ihn herum und wollte weiter kämpfen, aber sein Körper war schlaff, seine Arme und Beine leisteten keinen Widerstand.

Ich hob meine Augen von seinem Torso und blickte ihm ins Gesicht. Sein Mund stand offen, seine Augen waren aufgerissen und leer.

Er war tot.

Ich war vor Schock wie betäubt, drehte mich aber um, als ich Fußschritte hörte. Der Adrenalinstoß ließ mich mit erhobenen Händen auf die Füße springen und ich erblickte meine Partnerin, als sie mit ihrem Gewehr auf Nerons Schädel gerichtet auf mich zu gelaufen kam.

Cassie

Maddox und Neron kämpfen zu sehen war einfach sagenhaft gewesen. Beide waren so versiert, so ebenbürtige Gegner, dass es zuerst fast wie ein Tanz ausgesehen hatte. Es war klar, dass sie nicht zum ersten Mal miteinander rangen, dass sie die Fähigkeiten ihres Gegenübers kannten. In einem kranken Ritual, das ich nicht nachvollziehen konnte, schienen die beiden das Ganze zu genießen. Jedenfalls bis es ernst wurde.

Als ich mein Gewehr aus der Satteltasche zog, war klar, dass mehr aus der Übung wurde. Die Tritte, die Wut hinter den Fausthieben, den Ellbogenkicks und selbst den Schienbeintritten wurde intensiver. Maddox hätte sich behaupten können, wenn er nicht gestolpert wäre. Als ich ihn fallen sah und Nerons Tritte gegen seinen Kopf mit ansah, geriet ich in Panik.

Maddox’ Augen hatte ihren Fokus verloren. Er war verletzt. Wenn ich es sehen konnte, dann konnte Neron es auch sehen. Das war der Moment, an dem Neron ihn ausschalten würde. Das konnte ich nicht zulassen. Also hatte ich im Gehen meine Waffe entsichert, sie gehoben und abgefeuert. Neron hatte vor ihm gestanden und nur sein Oberkörper war freigelegt. Hätte ich tiefer gezielt, dann hätte ich Maddox in den Hinterkopf geschossen.

Aber ich hatte ihn nicht verfehlt. Ich war ein zu guter Schütze und hatte einen guten Grund, um einen Treffer zu landen. Ich musste entweder das Risiko eingehen oder hätte Maddox für immer verloren.

Und so hatte ich hastig meine Arme auf einen Felsen gestützt, gezielt und gefeuert. Zweimal. Der Schuss war kraftvoll, aber vertraut. Zuerst hatte ich mit Charles auf Büchsen geschossen, später auf Hasen. Irgendwann hatte ich mich an größere Tiere herangewagt, um sie abends auf den Tisch zu bringen.

Aber dieser Moment war ausschlaggebend für mich. Während Maddox als Kind mit Neron gekämpft hatte, hatte ich mit Charles das Schießen gelernt. Als er starb, hatte ich wie besessen geübt, um über meinen Verlust hinwegzukommen. Meine Vergangenheit war es, was Maddox das Leben gerettet hatte, sie hatte Neron schneller aus dem Leben gerissen, als ihm das Blut aus den Wunden sickerte. Ich hatte mich meiner Vergangenheit bedient, um meine Zukunft zu sichern.

Nichts, nichts, würde mich von meinem Partner trennen.

“Cassie,” sprach Maddox, seine Stimme klang schmerzverzerrt und überrascht. Er stand, wenn auch auf unsicheren, wackeligen Beinen. Ich lief zu ihm rüber und strich ihm über die Wange. Er deutete mit dem Kopf. “Hilf ihr.”

Ich blickte zu der Frau, die an die Reling gebunden war. Ich ging zu ihr herüber und band sie erst von der Reling los, dann befreite ich ihre Handgelenke. “Hi. Ich bin Cassie. Wir werden dir nicht wehtun. Du bist jetzt sicher.”

Sobald die Fesseln gelöst waren, sprang sie auf, raste über den Boden und schnappte sich die Pistole, die Neron aus der Hand gefallen war, nachdem ich auf ihn geschossen hatte.

“Cassie, komm her. Sofort,” sprach Maddox leise.

Ohne ein Wort zu sagen, zog ich mich wieder zurück; ohne dabei die Frau aus den Augen zu lassen. Sie war mehrere Zentimeter größer als ich, aber in meinem Alter. Ihr Haar war dunkelrot, was mich auf der Stelle eifersüchtig machte, aber ihre Haut war blass und sie hatte Sommersprossen im Gesicht. Ihre Augen waren ein weiches Braun und standen weit auseinander, als sie die Alien-Waffe in der Hand hielt. Mit der anderen Hand rieb sie an ihrem blauen Kleid auf und ab, als ob ihre Handfläche kratzte oder brannte. Ich erkannte die Geste wieder, denn ich hatte dasselbe getan, bevor Maddox aufgetaucht war.

Maddox’ Arm kam um meine Taille und er zog mich hinter sich. Sie hatte Schlimmes durchgemacht und ich wusste nicht, was sie als Nächstes tun würde.

“Wir werden dir nichts tun,” sprach Maddox und streckte seine Hände vor sich aus.

“Er ist tot,” fügte ich hinzu. “Du bist jetzt sicher.”

Sie spottete über meine Worte und ging voran, die Pistole hielt sie dabei auf Maddox’ Brust gerichtet. “Ich glaube dir nicht. Ich habe deine Hand gesehen.” Sie stupste mit der Stiefelspitze gegen Nerons Schulter. “Und seine. Ich weiß, was ihr seid.”

Ich kam hinter Maddox hervor, ignorierte dabei seine Anweisung. “Ach ja?”

Sie beäugte mich neugierig und ich entspannte mich und wartete auf eine Erklärung.

“Ja.” Sie trat einen Schritt zurück, richtete die Waffe jedoch weiterhin auf Maddox, da er ihrer Meinung nach wohl die größere Bedrohung darstellte. Wie klug. “Zeigt eure Hände.”

Ich hob meine Handflächen hoch, genau wie Maddox und sie ließ erleichtert die Schultern hängen, gerade als sie ihre eigene Hand noch fester über ihren Rock rieb. “Dann gehört er zu dir? Dein markierter Partner?”

“Ja. Er gehört mir.”

“Gott sei Dank.” Sie senkte ihre Waffe und entschuldigte sich bei Maddox. “Entschuldige, aber du würdest nie glauben, was für durchgeknallte Träume ich habe.”

“Du bist markiert, oder?” Ich grinste, aber als ich sie genauer betrachtete, verflüchtigte sich mein Lächeln umgehend. Meine gemeinsamen Träume mit Maddox waren erotisch und aufregend gewesen. Jedes Mal, wenn ich daran zurückgedacht hatte, war ich feucht und hibbelig geworden, nicht wütend oder verängstigt. Diese Frau schien beides davon zu sein und nur mit Mühe konnte ich mich mit dem Gedanken anfreunden, der mir gerade durch den Kopf ging. Ich blickte kurz zu Nerons lebloser Hülle rüber, dann blickte ich zurück zu ihr. “War er es? War er dein Partner?”

Sie trat gegen seine Schulter, nicht mit großer Kraft, sondern eher als Zeichen der Verachtung. “Nein. Aber ich wünsche mir fast, er wäre es.”

Maddox atmete scharf ein bei ihren Worten und ich wollte sie beruhigen. “Tut mir leid.”

“Egal. Ich verschwinde jetzt. Und ich nehme dein Pferd.”

“Na schön. Ihr Name ist Cali, die Abkürzung für Kalifornien. Sie ist ein gutes Pferd, sehr intelligent und sie braucht nicht viel Zug am Zügel.” Ich hatte nicht vor mit ihr zu streiten. Sie war durch die Hölle gegangen und ich wusste, wo Maddox seinen Wallach gelassen hatte. Bis zum Schiff würde es ein langer Ritt werden, aber wir würden schon ankommen. Und dann? Ich würde mein Pferd sowieso nicht mehr brauchen; ich würde in eine neue Welt aufbrechen.

Sie blickte zu Maddox. “Danke, dass du mein Leben gerettet hast.”

Er nickte und zog die Schultern zurück, während er versuchte sich auf den Beinen zu halten. “Gern geschehen.”

Wir sahen zu, wie sie auf meine bunte Stute aufstieg, das Tier in Bewegung brachte und es Richtung Osten lenkte. Mit waghalsigem Tempo galoppierte sie davon, aber ich konnte ihr keinen Vorwurf dafür machen.

Erst dann schloss Maddox mich in seine Arme und seufzte. Er fühlte sich gut an, warm und fest, sein Herz schlug gleichmäßig. Ich nahm seine Hand und hob sie hoch, damit ich seine Markierung betrachten konnte, dann legte ich meine darauf. Ich spürte Hitze, als die Verbindung aufflackerte.

“Ich glaube, ich liebe dich,” flüsterte ich, als ein Gefühl von Liebe und Zufriedenheit mich überflutete und den Schrecken meiner Tat wegwusch. Eben hatte ich einen Mann getötet. Er war zwar ein Mörder gewesen, ein kaltblütiger Killer, der meinen Adoptivvater getötet hatte, aber ich konnte immer noch die Trauer spüren, das Gewicht von Nerons Tod in meinen Händen, als ich Maddox festhielt. Ich bereute seinen Tod nicht, denn er war notwendig gewesen. Und zum ersten Mal hatte ich keine Angst davor die Erde zu verlassen. Mein Zuhause. Maddox war jetzt mein Zuhause. Ich würde ihn lieben und mich seiner annehmen und im Moment hatte er dringend Fürsorge nötig. “Du bist verletzt. Ich habe den ReGen-Stab mitgebracht. Lass dich von mir behandeln.”

Maddox verkrampfte sich und befreite sich aus meiner Umarmung. “Nein. Nicht hier. Nicht neben Nerons Leiche.” Maddox blickte auf den leblosen Körper seines einstigen Kameraden. “Er war einmal mein Freund.”

“Ich weiß.” Ich ging auf die Zehenspitzen hoch und küsste sein Kinn. “Tut mir leid, Maddox. Ich habe alles mitangehört.”

Er zuckte zusammen und blickte mir in die Augen; sein Blick sprach Bände. “Ich bin fertig, Cassie. Sobald wir nach Everis zurückkehren, werde ich mit meinem Bruder arbeiten, meinen Platz in der Familie einnehmen.” Er beugte sich vor, presste seine Stirn gegen meine. “Die Lust an der Jagd ist mir vergangen.”

Gemeinsam schleiften wir Nerons Leiche in die verlassene Holzhütte und setzten sie in Brand. Ich half ihm seine Sachen aufzusammeln und wir gingen zurück zu seinem Pferd, das, entgegen aller Wahrscheinlichkeit nur wenige Schritte von dort, wo Maddox es stehengelassen hatte, wartete und frische Präriegräser kaute.

Die Jungfrauen Sammelband

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