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Maddox

In dieser Nacht nahm ich sie immer wieder; ich musste es einfach, denn die Hitze ihrer Haut und der Duft nach Rosen und Sonnenschein ließen meinen Schwanz steif werden, sobald ich in ihrer Nähe war. Nicht, dass ich mich weit von ihr entfernt hätte.

Den Tag danach verbrachten wir auf dem Schiff, wir ruhten uns aus und heilten, redeten und fickten bis ich zweimal den ReGen-Stab an ihr verwenden musste, um das die wunden Stellen zwischen ihren Beinen zu lindern.

Ein Umstand, der mich überaus befriedigte, auch wenn mir klar war, dass diese Überlegung mich kaum besser machte als ein Tier. Aber ich konnte den instinktiven Trieben, die jegliche Vernunft zu überwältigen schienen, einfach nicht widerstehen. Jetzt, als wir uns sicher an Bord des Schiffs befanden, waren die Jahrzehnte der Disziplin und hart erarbeiteten Selbstbeherrschung angesichts ihrer femininen Macht wie weggeblasen.

Ich wollte sie und sie gehörte mir. Stundenlang konnte ich an nichts anderes denken. Aber nicht nur mir erging es so, denn sie war genauso begierig und unersättlich.

Während ihr Kleid sich in der Waschmaschine befand, zog ich ihr eines meiner Ersatzhemden an. Es reichte ihr fast bis zu den Knien und hob wirklich unseren Größenunterschied hervor. Es war kürzer als sie es gewohnt war und sie zog es ununterbrochen nach unten, während ich den Anblick ihrer cremigen Schenkel genoss.

Ohne ihr Korsett haftete der graue Stoff wie eine zweite Haut an ihren Kurven und ich konnte deutlich ihre Nippel sehen. Ihr altmodisches Kleidungsstück würde sie nicht länger tragen. Während ich darauf bestanden hatte, dass sie das Folterinstrument wegließ—eine Frau sollte atmen und sich uneingeschränkt bewegen können—, so hatte sie ihre Aufmachung für unanständig erachtet. Ich liebte die Vorstellung, dass sie nackt darunter war. Und ich genoss den einfachen Zugang zu ihrem Körper; genau wie sie. Ich hielt sie so oft wie möglich in meinen Armen, küsste sie, so oft ich konnte, denn dieses kurze Zwischenspiel würde nicht von Dauer sein.

Neron war immer noch auf freiem Fuß und Maddie war noch nicht gerächt worden.

Aber erstmal saß Cassie mir an der Essensstation gegenüber und stocherte in ihrem Mittagessen herum. Auf ihrem Teller lag eine Portion rehydrierte Varnon-Nudeln und eine Auswahl an Trockenfleisch von Everis.

Stirnrunzelnd schob sie die grünen Nudeln auf ihre Gabel. “Diese Nudeln sehen ekelhaft aus, aber sie schmecken wie saure grüne Äpfel.”

Ich schob mir einen großzügigen Bissen in den Mund und zuckte die Achseln. Ich hatte keine Ahnung, wie grüne Äpfel schmeckten. Ich schluckte und deutete auf das getrocknete Fleisch, das von einem großen Vogel auf Everis stammte, der gar nicht so anders als ihre Hühner aussah. “Was ist damit, Liebling. Magst du es?”

Cassie spießte sich einen Fleischwürfel auf die Gabel und betrachtete ihn. Ich war nicht sicher, wie sie auf die Everianische Verpflegung reagieren würde. Jedes Jagdschiff war mit denselben zwölf Standardmahlzeiten ausgestattet. Sie waren von unseren Ernährungswissenschaftlern zusammengestellt worden und für einen maximalen gesundheitlichen Nutzen bei langen Weltraumreisen ausgelegt.

Sie schob sich das kleine Stück Fleisch in den Mund und kaute langsam, während sie wohl ihre Antwort abwägte. “Also es schmeckt … interessant.”

“Das ist alles?” Ihre diplomatischen Bemühungen brachten mich zum Schmunzeln. “Das sind Militärrationen, sie sind nicht auf Geschmack oder Komfort ausgelegt.”

“Nun, das erklärt es dann.”

“Erklärt was?”

“Na schön, wenn du es unbedingt wissen willst, der Fleischwürfel schmeckt genauso, wie ich mir eine drei Tage alte Socke vorstellen würde, die frisch aus einem Cowboystiefel gezogen wurde.”

Ich riss die Augen auf bei ihrer … treffenden Beschreibung. Der Mahlzeit nach zu urteilen, die mir in der Pension serviert worden war, musste sie eine exzellente Köchin sein. Ich wusste zwar nicht genau, was ich damals gegessen hatte, aber es war sehr viel besser gewesen als dieses fade Gericht. Wenn sie kochen würde, würde ich die Rationen auch schrecklich finden. “So gut?”

“Ähm, besser.” Sie schob ihren Teller beiseite und schüttelte den Kopf. “Ich hoffe die anderen Gerichte schmecken besser oder wir werden einige Vorräte besorgen müssen, ehe ich irgendwohin mit dir mitgehe.”

Mein Herz setzte einen Schlag aus bei ihren Worten. Mit dir mitgehe. Ob sie sich dessen bewusst war oder nicht, sie akzeptierte ihre Zukunft mit mir, eine Zukunft, die sich nicht auf der Erde abspielen würde. Ich konnte mich nicht zurückhalten, beugte mich über den Tisch und eroberte ihre Lippen für einen Kuss.

Wie erwartet erwiderte sie ihn sofort, sie stöhnte und zog mich näher. Sie hob ihre Arme und grub ihre Finger in mein Haar, um mich festzuhalten. Bei den Göttern, wie ich es liebte, diese starken Hände in meinem Haar zu spüren, wenn sie vor Verlangen nur so zogen und mich wissen ließen, dass sie meine Berührung genauso dringend brauchte, wie ich ihre Zartheit unter meinen Händen spüren musste.

Piep-Piep-Piep.

Das dringliche Geräusch drang durchs Kommunikationssystem des Schiffs und ich zog voller Bedauern vom hungrigen Kuss meiner Partnerin zurück. Wie es aussah, hatte die Realität uns schließlich doch eingeholt.

Ich nahm ihre Hand, führte Cassie zu einer Kommunikationstafel und las die Identifikationsnummer der Person, die das Schiff anfunkte. Wer auch immer es war, verfügte zwar über die richtigen Protokolle und Codes, aber es war keiner meiner Reisebegleiter. Thorn, Jace und Flynn hatten eigene Codes und das hier war keiner davon. Ich fragte mich, ob mein Bruder oder die Sieben eine zweite Jägertruppe entsendet hatten, um sicherzustellen, dass die Suche und Gefangennahme so schnell wie möglich erledigt wurden.

Normalerweise hätte ich mich bei der Vorstellung gesträubt. Mit Cassie an meiner Seite aber wollte ich zum allerersten Mal, dass diese Mission einfach nur vorbei war, damit ich sie mit nach Hause nehmen konnte.

Ich betätigte das Kommunikationsgerät, damit wer auch immer das Schiff erreichen wollte, mich hören konnte. “Maddox hier. Ich höre.”

“Ahh, Maddox. Lang ist’s her. Hast mich wohl so sehr vermisst, dass du mir bis zur Erde gefolgt bist?”

Ich erstarrte, als Nerons kalte, unbeseelte Stimme den kleinen Raum erfüllte. Er sprach in perfektem Englisch und Cassie quetschte meine Hand. Sie trat näher, gab aber keinen Ton von sich.

“Ich wünschte, ich könnte dasselbe behaupten, Neron. Warum treffen wir uns nicht irgendwo und du lieferst dich aus? Das würde es für uns beide so viel einfacher machen.”

“Mich ausliefern?” Sein Gelächter hallte von den Wänden wider. “Du hast lange genug deine kleine menschliche Partnerin auf deinem Schiff gefickt. Da du aber so nett fragst, werde ich dich irgendwo treffen.”

Der Kommunikationsbildschirm leuchtete auf und zeigte eine Landkarte an. Land, das ich nicht kannte. Cassie trat näher und studierte die Orte und Orientierungspunkte, als ob sie die Gegend wiedererkannte.

“Zeit rauszukommen und zu spielen,” sprach Neron. Im Hintergrund war klar und deutlich eine schluchzende Frau zu hören und mein Magen wurde auf einmal schwer wie Blei. Dieses Spiel hatten wir früher bereits gespielt.

Der Gedanke ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Ich war nicht besorgt, weil er wusste, wo ich war. Vielleicht hatte er die Männer in der Pension absichtlich getötet, um mich zum Schiff zurückzutreiben. Er wusste, dass ich hierher zurückkehren würde, um Cassie zu beschützen. Jetzt lockte er mich wieder aus dem Schiff heraus, um eine andere Menschenfrau zu retten, eine Frau, von der ich befürchtete, dass sie bereits lange vor meiner Ankunft tot sein würde. Er hatte die ganze Zeit über mit mir gespielt; vielleicht sogar seit seiner Flucht.

Verdammt. Er mochte mir war einen Schritt voraus sein, aber das bedeutete nicht, dass er damit durchkommen würde. Dass er nicht durch meine Hände sterben würde.

“Was willst du, Neron? Du weißt, dass ich dich schnappen muss. Die Sieben wollen dich zurück in die Minen von Incar verbannen, damit du für deine Verbrechen büßt.”

“Und was willst du, Maddox?”

Mir war klar, dass ich es nicht hätte sagen sollen, aber da hatten die Worte bereits meine Lippen verlassen. “Ich will deinen Kopf.”

“Ja, so ist es. Ich gehe nicht nach Incar zurück. Die Erde gefällt mir. Vielleicht werde ich einfach hierbleiben und … mich mit der Bevölkerung anfreunden.”

Entfernte Fußschritte auf Schotter waren zu hören, gefolgt vom haarsträubenden Schrei einer Frau.

Ich wollte mit meiner Partnerin nach Everis aufbrechen und Neron weit hinter mir lassen. Ich hatte geglaubt, dass sie Erde zu rückständig war, damit er sich auf Dauer hier wohlfühlen könnte, aber ich hatte mich geirrt. Er gierte nach Macht, Herrschaft und dem mörderischen Kick. Seine überragenden Fähigkeiten machten ihn besser, schneller und cleverer als die Menschen. Er würde hier ein König sein. Niemand würde es mit ihm aufnehmen können und genau das genoss er. Er neckte mich damit.

Ich spürte Cassies klammernden Griff, wollte sie aber nicht anblicken. Ich musste mich auf Neron konzentrieren und sie würde mich nur ablenken. Er war dabei eine Frau zu quälen. Ihre Schreie machten den Schmerz offensichtlich.

“Hörst du ihr süßes Lied, Maddox?”

Süßes Lied. Scheiße, Neron war echt geisteskrank. Ich musste die Erdenfrau retten. Ich konnte sie nicht in seinen üblen Fängen lassen, denn er würde sie töten, genau wie Maddie. Er wusste, dass ich nicht einfach wegschauen würde, dass ich ein Gewissen hatte. Eine Seele. Zähneknirschend antwortete ich ihm: “Ja.”

“An den übermittelten Koordinaten befindet sich eine menschliche Behausung aus Baumstämmen. Du hast zwei Stunden Zeit, bis ich ihr das Fleisch von den Knochen reiße und sie dir überlasse. Und du kennst mich, Maddox, ich liebe es, wenn sie schreien.”


Cassie

Das einzige, was ich an Maddox’ Schiff toll fand—abgesehen vom Bad—war der lange Flur, der wie geschaffen war, um hin und her zu marschieren. Als Neron fertig war, war Maddox auf hundertachtzig gewesen. Ich wusste nicht alles, was zwischen den beiden vorgefallen war, aber Neron war dabei, ihn zu verspotten und quälte seinen Geist schlimmer als mit jeder physischen Wunde, und der ReGen-Stab würde ihm nicht helfen können. Nicht in dieser Sache.

Ich hatte meine Mutter, also die einzige Person, die mich je geliebt hatte, verloren und war in einen Haushalt gezogen, der mir zwar eine nette Umgebung, Essen und Gesellschaft geboten hatte, aber keine Liebe. Oft sehnte ich mich nach dem, was hätte sein können, wenn meine Mutter gelebt hätte. Charles war gestorben und obwohl es mich bedrückte, dass er schon so früh dahingerafft worden war, so hatte ich bei seinem Tod auch eine gewisse Erleichterung empfunden. Ich hatte ihn nicht geliebt, ihn nicht begehrt, wie es hätte sein sollen. Ich hatte mich nach dem Warum gefragt und viele schlaflose Nächte damit verbracht mich zu fragen, ob ich frigide oder beschädigt oder einfach unfähig war, zu lieben.

Aber jetzt wusste ich, dass ich einfach nur warten musste. Warten, bis Maddox zu mir kam. Unsere Verbindung war das Großartigste überhaupt und ich wollte, dass es niemals aufhörte. Ich wollte nicht mehr ohne Maddox sein. Das war der Grund, warum ich jetzt in Sorge war.

Er war losgezogen, um Neron zu konfrontieren, einen außerirdischen Gangster, der Maddox dermaßen hasste, dass er ihn tot sehen wollte. Tot! Und ich hatte Maddox einfach gehen lassen, war wie ein braves Mädchen zurückgeblieben und hatte meinen Mann alleine in die Schlacht ziehen lassen.

Maddox hatte darauf bestanden, aber mir gefiel es nicht. Ich bewunderte seine Entschlossenheit, Nerons Geisel zu retten. Es war sein … gutes Herz, in das ich mich so sehr verliebt hatte, weswegen ich ihm total vertraute. Ich konnte ihm diesen Teil von ihm nicht absprechen und so hatte ich ihn gehenlassen. Widerwillig und mit einem sehr frustrierenden Kuss.

Er hatte mir versichert, dass ich auf dem Schiff sicher war, dass die Wände undurchdringbar waren. Nur die anderen Jäger konnten sich Zutritt verschaffen. Das beruhigte mich zwar, aber sobald ich aus den Fenstern blickte, sah ich meine Welt. Mein grasendes Pferd, die Bienen, die um die Wildblumen herum summten—alles wirkte so friedlich. Das vertraute Grasland. Die zerklüfteten Berge. Der hellblaue Himmel und die Vögel.

Sicher, perfekt, und eine Illusion. Gefahr lauerte.

Die Landschaft war mir dermaßen vertraut und doch gehörte ich nicht länger zu ihr. Ich gehörte jetzt zu Maddox. Gerne sogar. Sicher, die Vorstellung die Erde zu verlassen war beängstigend. Es war beängstigend mir vorzustellen, dass dieses Raumschiff vom Boden abheben und wie ein Adler durch die Luft fliegen würde. Ich wusste nicht, wie das überhaupt möglich war, aber ich stellte es nicht länger infrage. Das Wunder des ReGen-Stabs verstand ich ebenso wenig, aber das bedeutete nicht, dass es nicht funktionierte oder nicht echt war und ich fragte mich, welch andere Wunder ich auf Maddox’ Welt noch entdecken würde.

Aber solange Maddox nicht Neron beseitigt und diese arme Frau gerettet hatte, würden wir nirgendwo hingehen. Ich verspürte keinerlei Reue, weil ich Neron den Tod wünschte. Ich musste nur abwarten, also studierte ich die Landkarte, die wie von Zauberhand an der Wand erschienen war. In dieser neuen Umgebung fiel es mir zwar schwer mich zu konzentrieren, aber ich wusste noch, wie man eine Karte las. Ich würde mich nicht abschrecken lassen, nur weil sie statt auf Papier gezeichnet auf einer glatten Oberfläche angezeigt wurde.

Alles an diesem Raumschiff war äußerst merkwürdig. Stimmen kamen direkt aus den Wänden. Das Wasser kam heiß und kalt direkt aus dem Wasserhahn, ohne dass irgendwo eine Pumpe zu sehen war. Ihre Karten erschienen nicht auf Papier, sondern hinter Glas.

Es dauerte eine Weile, bis ich mich auf der Karte zurechtfand und den Berglinien folgte, bis ich den Norden und dann das ausgetrocknete Flussbett entdeckte. Nerons Standort war ziemlich weit entfernt vom Schiff, aber ich fürchtete nicht, dass Maddox es nicht rechtzeitig schaffen würde. Ich fürchtete, dass Maddox schnurstracks in eine Falle lief und sterben würde.

Bei dem Ort handelte es sich um eine enge Schlucht, die zu beiden Seiten steile Felswände hatte. Ein oder zweimal war ich mit Charles dort gewesen. Maddox konnte die Schlucht nur vom Süden her betreten und er würde entweder umkehren müssen oder fast fünf Meilen weiter nordwärts reiten, um an eine Stelle zu gelangen, an der er sein Pferd aus dem Canyon reiten konnte. Es gab keine Deckung. Keine Bäume. Keinen Schutz. Es musste eine Falle sein. Ich bezweifelte zwar nicht, dass Neron eine Frau als Köder benutzt hatte, allerdings hatte er noch sehr viel mehr geplant als seine Geisel zu verletzen. Er wollte Maddox Schaden zufügen.

Mein Herz geriet vor Angst ins Stolpern, meine Hände wurden klamm. Neron würde meinen Partner umbringen. Meine Markierung pulsierte, sobald ich an ihn dachte. Ich hatte ihn eben erst gefunden und konnte ihn nicht sterben lassen. Ich musste ihn warnen, ihn überzeugen, damit er seine Freunde dazu rief und wartete, bis sie ihm helfen konnten. Er hätte nicht alleine losziehen dürfen.

Ich blickte auf die Kommunikationstafel. Er war vor weniger als einer Stunde aufgebrochen. Vielleicht konnte ich ihn erreichen und ihn zum Umdenken bringen.

Da waren so viele Knöpfe, so viele Dinge zum Drücken und der Anblick war überwältigend. Ich war gerade dabei zu lernen, wie man das Licht anschaltete und die Zimmertüren öffnete, wie man mit einem Handschlag warmes Wasser aus der Wand fließen ließ. Eine Spülkommode—das war der Ausdruck, den Maddox für das Möbelstück verwendete.

Er hatte erwähnt, dass er sich mit den anderen Männern unterhalten konnte, mit seinem Kommandanten Thorn. Vielleicht konnte ich auch mit Maddox reden, aber wie?

Ich drückte die Knöpfe und redete mit der Wand: “Hallo? Maddox? Hörst du mich?”

Lichter wechselten die Farbe. Blaue, rote, grüne Lichter. Aber nichts bewirkte, dass Maddox’ Stimme aus der Wand kam.

Ich erstarrte, als dasselbe Piep-Piep-Piep von vorher ertönte.

“Maddox!” rief ich und legte die Hände auf die glatte schwarze Tafel. “Maddox!”

Nichts.

Das Piepen ertönte erneut. Dann erinnerte ich mich, wie Maddox einen Knopf gedrückt hatte—diesen hier—, um das Gespräch zu initiieren.

“Maddox?” sprach ich erneut.

“Hier ist Thorn.”

Es war zwar nicht Maddox, aber ich seufzte erleichtert, als ich den vertrauten Namen hörte. Ich redete mit jemandem, der dieses Schiff kannte, der Maddox kannte und wusste, wie ich behilflich sein konnte.

“Hier ist Cassie.”

“Bist du allein? Ist Maddox wieder auf Jagd?”

Ich nickte, dann entsann ich mich daran, dass er mich nicht sehen konnte. “Ja.”

“Na schön. Danke, Cassie. Ich werde ihn direkt kontaktieren.”

“Nein! Warte,” rief ich und versuchte die Ruhe zu bewahren. Diese Weltraumsachen verwirrten mich und so langsam war ich dabei den Überblick zu verlieren. Ich wollte einfach nur Maddox zurück und nicht mit einer Wand reden müssen. “Ich muss mit ihm reden.”

“Fühlst du dich unwohl?”

Ich hörte die aufrichtige Sorge in Thorns Stimme, aber mir fehlte die Geduld dafür. “Nein. Ich muss mit Maddox reden. Er läuft in eine Falle.”

“Erkläre,” sprach Thorn.

“Neron … hat das Schiff angerufen. Durch diese Wand hindurch, genau wie du gerade. Er hat eine Frau als Geisel genommen und er tut ihr weh. Er hat die Frau benutzt, um Maddox zu zwingen, zu ihm zu kommen.”

Ich hörte ein leises Fluchen.

“Hat Maddox dich schon erobert?”

Ich drückte mich von der Wand weg und starrte sie an. “Wie bitte?”

“Hat Maddox dich erobert?” wiederholte er.

“Das geht dich nichts an,” schnaubte ich.

Darauf lachte er. “Ich werde Jace und Flynn zum Schiff schicken, aber solange du nicht entsprechend verpartnert bist, können sie nicht in deine Nähe kommen.”

Ich runzelte die Stirn und betrachtete meine Handfläche.

“Wieso nicht?”

“Maddox ist zwar dein markierter Partner, aber ledige Everianer können die Anwesenheit einer markierten Frau spüren. Hier auf der Erde würde ihnen so eine ganz gelegen kommen, denn wir sind weit weg von Zuhause. Sie würden dich zwar nicht für sich beanspruchen, schließlich gehörst du zu Maddox, aber sie würden dir nur schwer widerstehen können und Maddox würde sie ohne Zweifel umbringen.”

Ich machte große Augen. Ich wusste, dass unsere Verbindung mächtig war, dass Maddox überaus eifersüchtig war, aber nicht so.

“So hat Neron mich gefunden?”

“Wahrscheinlich. Er muss eine markierte Frau gespürt haben und neugierig geworden sein. Er ist zwar ein grausamer Mistkerl, aber sein Interesse für dich muss stärker gewesen sein als seine Pläne für Maddox.”

“Er weiß, dass ich Maddox’ Partnerin bin,” entgegnete ich und biss mir die Lippe. “Er hat davon geredet, als er durch die Wand gesprochen hat.”

“Jace und Flynn werden zum Schiff zurückkehren und bei dir bleiben. Ich werde Maddox helfen. Mein Standpunkt erscheint jetzt auf deinem Monitor. Du wirst meine Bewegungen verfolgen können. Jace und Flynn werden sich ebenfalls ins Ortungssystem des Schiffs einloggen.” Fasziniert sah ich, wie auf der Karte ein kleiner blauer Punkt mit Thorns Namen erschien, zusammen mit einigen Zahlen, die mir nichts sagten. Ich fragte mich, warum Maddox nicht dasselbe getan hatte.

Die Antwort darauf fiel mir sofort ein. Ich wäre wie besessen dem kleinen blauen Punkt über die Karte gefolgt und hätte mir mit jedem seiner Schritte Sorgen gemacht.

Ich atmete tief durch. Hilfe war unterwegs— “Du bist auf der anderen Seite der Bergkette. Du wirst es niemals rechtzeitig zu ihm schaffen.”

“Schick mir den Standort.”

Ich blickte auf die Karte, dann blickte ich auf die vielen Knöpfe. “Ich weiß aber nicht wie.”

Thorn gab mir Anweisungen und ich befolgte sie genau. Ein paar Momente der Stille folgten, als ich ihm die Karte geschickt hatte und dann hörte ich Thorn fluchen.

“Wann trifft Maddox sich mit Neron?”

“Neron hat ihm zwei Stunden gegeben. Danach will er die Frau töten.”

“Du hast recht, Cassie. Ich werde nicht rechtzeitig da sein. Jace oder Flynn auch nicht. Aber Maddox ist ein hervorragender Jäger, einer der besten. Er wird schon zurechtkommen.”

“Nein. Ich kann ihn nicht alleine lassen. Ich werde zu ihm gehen. Ich weiß, wo Neron steckt, ich kenne das Land.”

“Auf gar keinen Fall. Das verbiete ich dir.”

Er wollte es mir verbieten? “Ich befolge nicht deine Befehle, Thorn. Maddox läuft gerade in eine Falle! Er braucht Hilfe und ich bin die einzige hier.”

“Du bist nicht in der Lage, Neron zu besiegen. Du hast keine Waffen und du weißt nicht, wie man mit unseren umgeht.”

“Da täuschst du dich.” Wie berauscht erinnerte ich mich an das Gewehr, das ich mitgebracht hatte. Statt mich zu verabschieden, wischte ich mit der Hand über das Glas, genau wie Maddox es getan hatte.

Thorn fluchte, als ich das Gespräch beendete. Ich stürmte sofort durch den Flur und bog in Maddox’ Zimmer ab. Dort, auf dem Boden, lag mein Gewehr. In der tiefen Satteltasche an der Wand waren Kugeln. Ich schnappte mir beides, betätigte den Knopf, mit dem Maddox die Rampe geöffnet hatte und marschierte aus dem Schiff, um mein Pferd zu satteln.

Die Jungfrauen Sammelband

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