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Der ontologische Beweis: Muss Gott existieren, weil er der Größte ist?

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Unser erster Gottesbeweis, der „ontologische“, stammt von dem Erzbischof Anselm von Canterbury (ca. 1033–1109). Der heiliggesprochene Kirchenlehrer hat dazu beigetragen, dass die mittelalterliche Theologie rationaler wurde. Doch wer seinen ontologischen Gottesbeweis heute zum ersten Mal liest, könnte das Gefühl haben, jemand schnüre ihm einen Knoten ins Hirn:

•Gott ist der Größte. Er ist also das, worüber hinaus nichts Größeres gedacht werden kann. Das aber, worüber hinaus nichts Größeres gedacht werden kann, muss wirklich existieren. Denn sonst würde ihm ja etwas fehlen: das Existieren nämlich. Wenn Gott aber etwas fehlen würde, dann wäre er ja unvollkommen – also nicht das, worüber hinaus nichts Größeres gedacht werden kann. Gott ist aber vollkommen. So haben wir ihn schließlich definiert. Also muss Gott existieren.

Anselm hat diesen Gedanken viel poetischer ausgedrückt. Vielleicht hat er ihn gar nicht als Beweis aufgefasst, sondern als Meditation, für Menschen, die bereits an Gott glauben, also nicht mehr überzeugt werden müssen. Als Beweis jedenfalls ist er untauglich. Das lässt sich mit folgendem Gegenbeweis veranschaulichen:

•Die Erschaffung der Welt ist das Größte. Sie ist also das, worüber hinaus nichts Größeres gedacht werden kann. Gott aber wäre, wenn es ihn gäbe, größer als die Erschaffung der Welt. Das aber widerspräche der Prämisse. Also existiert Gott nicht.

Einen ähnlichen Gegenbeweis von Douglas Gasking zitiert Richard Dawkins in „Gotteswahn“ (S. 117).

Natürlich ist dieser Gedankengang unsinnig – aus denselben Gründen wie der Beweis des Anselm: weil man nicht von einem ausgedachten Begriff auf etwas real Existierendes schließen kann.

Das Übernatürliche

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