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Das moralische Gesetz in mir: Brauchen wir Gottes ausgleichende Gerechtigkeit?

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Kant geht aus von dem moralischen Gesetz, das er in sich findet und das wir alle in uns spüren. Wir alle sind sicher: Es ist richtig, Gutes zu tun, und falsch, anderen Menschen zu schaden.

Nun geht es aber in der Welt oft ungerecht zu: Wer Gutes tut, muss dafür Nachteile erleiden. Wer dagegen nur an sich selbst denkt und anderen schadet, wird dafür auch noch belohnt. Dieser ungerechte Zustand muss ausgeglichen werden.

Wie geht das? Auf dieser Welt geht es nicht – oder höchstens teilweise. Also muss es in der anderen Welt gehen: Wir müssen annehmen, dass uns nach dem Tod eine andere Welt erwartet, in der die Gerechtigkeit von Gott wiederhergestellt wird.

Dieser Gedanke hat Kant überzeugt. Zwar nicht als Beweis, denn ein Wissen lässt sich daraus nicht ableiten. Aber als vernünftiger Grund, an Gott zu glauben.

Atheisten könnten nun einwenden: Gibt es das moralische Gesetz überhaupt? Und wenn ja: Wer sagt, dass es unbedingt durchgesetzt werden müsste? Selbst wenn das wünschenswert wäre: Was folgt daraus? Vielleicht ist die Welt ungerecht, ohne Ausgleich, und wir müssen damit leben?

Hinzu kommt: Biologen erklären heute unser moralisches Verhalten ziemlich unmoralisch als evolutionär erfolgreiche Anpassungsstrategie der Tierart Homo sapiens.

Damit mögen sie Recht haben. Dennoch behält Kants Argument eine gewisse Überzeugungskraft. Es wird wohl immer Menschen geben, die sich davon angesprochen fühlen. Und sei es, um anderswo weiterzusuchen nach dem, was sie bei Kant selbst nicht finden.

Das Übernatürliche

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