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Der ethnologische Beweis: Können fast alle menschlichen Kulturen irren?

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Der dritte Beweis wurde bereits in der Antike vorgetragen, von Marcus Tullius Cicero (106–43), Stilikone des klassischen Latein. Dieser ungeheuer vielseitige Vollblut-Politiker befasste sich vor allem dann mit Philosophie, wenn es in der Politik nicht so gut lief und er deshalb zur Untätigkeit verdammt war. Was die Existenz der Götter betrifft, war er eher skeptisch. Sein Beweis scheint ihn selbst also nicht so recht überzeugt zu haben:

•Alle Völker glauben an etwas Göttliches, ohne dass sich die Völker darüber untereinander abgesprochen hätten. Also muss dieser Glaube eine reale Grundlage haben.

Diese große Übereinstimmung ist in der Tat beeindruckend und kann für religiöse Menschen eine Bestärkung sein. Aus Sicht der Naturalisten ließe sich jedoch einwenden: Was die Völker im Einzelnen glauben, unterscheidet sich so sehr voneinander, dass es ihren Glauben eher widerlegt als bestätigt. Und was soll es schon bedeuten, wenn sie einen Glauben miteinander teilen? Lange Zeit haben nahezu alle Kulturen geglaubt, dass die Erde im Zentrum des Alls stehe. Dabei haben sie sich von ihrer Intuition täuschen lassen. Genauso lässt sich täuschen, wer heute der naiven Intuition folgt, dass alles eine göttliche Ursache haben müsse.

Ein religiöser Mensch könnte dagegen zu bedenken geben: Vielleicht steht hinter dem Glauben der Völker mehr als Naivität? Vielleicht beruht er auf spirituellen Erfahrungen, die wir heute kaum noch machen, weil unser Zugang zu unserer Tiefendimension verschüttet ist?

Das Übernatürliche

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