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Miss Linhart hatte sich sehr gefreut, als Helen mit ihrer Reisetasche vor ihrer Tür gestanden hatte, aber das hatte sie schnell unter heftigem Tadel verborgen: Wie konnte Lady Helen denn alleine, mit der Postkutsche obendrein, wie eine gewöhnliche – nun – reisen? Wenn sie nun jemand gesehen hätte? Ihr Ruf? Ihr Ansehen?

Immerhin zog sie gleichzeitig Helen in die kleine Wohnung und umarmte sie herzlich.

„Ach, Linny“, seufzte Helen, „was hätte ich denn sonst tun sollen? Die einzige andere Möglichkeit wäre gewesen, zu Fuß nach London zu pilgern, und das habe ich mir dann doch nicht zugetraut.“

„Du lieber Himmel, nein, natürlich nicht – aber hätte Sie nicht wenigstens die Zofe? ein Hausmädchen? - jemand begleiten können?“

„Linny, ich habe knapp den Fahrpreis für mich zusammenkratzen können und Zofen oder Hausmädchen gibt es auf Norwood Abbey schon lange nicht mehr. Vater hat doch alles verspielt! Und jetzt auch das Haus…“

Miss Linhart sank auf einen Stuhl, die Augen weit aufgerissen. „Was! Und wo bitte ist er jetzt? Oh, er hat sich doch nicht etwa -?“

„Erschossen? Aber nein, das entspricht wohl nicht seinem Charakter. Er hat sich nach dem Kontinent abgesetzt.“ Sie starrte vor sich hin, dann sah sie Miss Linhart kriegerisch an: „Und will ihn nie, nie wiedersehen!“

„Aber Kindchen – Verzeihung, Lady Helen! So kann man doch nicht über seinen Vater sprechen!“

„Als er gegangen ist, hat er mit keinem Wort gefragt, was ich zu tun gedächte. Es war ihm schlicht und einfach vollkommen gleichgültig! Es tut mir leid, wenn das deine Gefühle verletzt, Linny, aber das verzeihe ich ihm nicht.“

Linny erhob sich wieder und nahm Helen fest in den Arm. „Das kann ich dann wirklich verstehen. Und jetzt bleiben Sie bei mir. Ich sorge für Sie, und es wird genauso sein wie früher.“

„Das ist so lieb von dir, Linny. Sag doch bitte Kindchen zu mir, wie früher, und du – aber ich suche mir natürlich so schnell wie möglich eine Stelle. Schließlich kannst du mich doch nicht ewig durchfüttern!“

„Aber La – Kindchen, eine Stelle? Eine Lady Helen Norwood kann doch nicht für fremde Leute arbeiten! Für uns beide reicht meine kleine Rente allerdings wohl nicht… Und als was möchtest du denn überhaupt arbeiten?“

„Das weiß ich auch noch nicht“, gestand Helen. „Vater hatte ja gemeint, als Stubenmädchen, immerhin habe ich in der Abbey abgestaubt – aber ich dachte, vielleicht als Gouvernante?“

„Das kann ein hartes Brot sein, Kindchen – und du hast doch gar keine Erfahrung mit Kindern. Möchtest du zu einer guten Agentur gehen, die dich vermitteln soll? Oder möchtest du dich erst einmal mit einer lieben Freundin von mir unterhalten, die früher auch einmal Gouvernante war?“

„Das wäre wohl eine vernünftige Idee…“, überlegte Helen. „Ich bin so froh, dass ich zu dir gekommen bin!“

„Nun, in der Abbey hättest du unter diesen Umständen auch nicht bleiben können, das hätte sich gar nicht geschickt, mit diesem Mann unter einem Dach, ohne Chaperon… wer ist überhaupt dieser unmögliche Mensch, der deinem Vater den Familiensitz abgenommen hat?“

„Das weiß ich gar nicht“, musste Helen zugeben, „aber ich bin ihm nicht böse. Linny, du kanntest doch meinen Vater auch! Wenn er spielen wollte, dann spielte er auch. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie er – wo auch immer – diesen Fremden so lange bedrängt hat, bis er zu einem Spiel bereit war. Und Lionel – du erinnerst dich an Lionel? – hat mir einmal erzählt, dass Vater immer nur Hazard spielt. Es gäbe ja auch Kartenspiele, bei denen man ein gewisses Geschick einsetzen kann, seinen Witz gegen den eines anderen ausspielen – aber Würfel? Das kann man ja gar nicht beeinflussen!“

Miss Linhart umarmte Helen fest. „Sicher, meine Liebe, du hast gewiss Recht – nur, Lionel hat zwar die Karten bevorzugt, aber was hat ihm das genützt?“

Helen seufzte. „Wohl wahr – Vater lebt wenigstens noch, und Lionel ist tot… aber haben ihn die Karten umgebracht oder sein loses Mundwerk? Soweit wir vor drei Jahren erfahren haben, hat er sich ganz sinnlos mit seinem Spielpartner auf einen Streit eingelassen und diesen so schandbar beleidigt, dass er gar nicht umhin konnte, als ihn zu fordern. Als Sir William vom Kontinent zurückgekommen war, hat er sich wirklich bei uns entschuldigt. Vater hat das natürlich nicht angenommen, aber ich schon."

Miss Linhart lächelte. „Und dieser Sir William, Kindchen? Ein netter Mann?“

„Ja, durchaus. Ich glaube, seine Frau und seine Kinder haben während seiner Verbannung auf den Kontinent sehr gelitten, aber er konnte wirklich nichts dafür, dass Lionel… anscheinend hat Lionel nicht einmal fair gekämpft, das konnten die Sekundanten bestätigen… aber so genau weiß ich in diesen Angelegenheiten nicht Bescheid.“

Miss Linhart tätschelte ihren Arm. „Das sind auch Dinge, die nur die Gentlemen betreffen, Kindchen. Sag einmal, die beste Lösung wäre doch, wenn du heiraten würdest. War denn da noch gar nichts geplant?“

Helen zuckte mutlos die Achseln. „Nichts Festes. Vater hatte da etwas mit dem Earl of Worley ins Auge gefasst, was seinen Enkel, Lord Bernard, betrifft. Aber die Familie Tamlin ist, soweit ich weiß, finanziell nicht besonders – naja. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Lord Bernard noch interessiert ist, wenn ich jetzt doch mittellos bin.“

„Schade, das wäre doch eine recht annehmbare Verbindung gewesen?“

Helen schauderte. „Kaum. Ich schätze Lord Bernard nicht besonders. Ein Mann, der nur an seinen eigenen Vorteil und sein Vergnügen denkt. Ich habe ihn zwar nur vielleicht drei- oder viermal gesehen, aber er ist leicht zu durchschauen.“

Miss Linhart tätschelte sie wieder. „Wirklich traurig, meine Liebe – aber meinst du nicht, dass die meisten Ehemänner – nun – ihre Schattenseiten haben? Es geht doch mehr darum, angemessen versorgt zu sein – und du bist immerhin auch schon - ?“

„Dreiundzwanzig“, gab Helen zu. „Übriggeblieben, ich weiß. Wie denn auch nicht, ohne Saison? Vater hat für mich nie Geld ausgegeben. Nur für sein Spiel… Nun, jetzt ist es zu spät. Ich bin über das Heiratsalter hinaus und habe keine Mitgift mehr. Aber was nützt es, zu jammern? Ich würde gerne deine Freundin kennenlernen und etwas über die Aufgaben einer Gouvernante lernen. Und wenn ich mich hier auf irgendeine Weise nützlich machen kann, dann bitte, zögere nicht, es mir zu sagen. Ich möchte dir doch nicht lästig fallen!“

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