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ОглавлениеSir Adam hatte auf seinem eigenen Landsitz Oakwood nach dem Rechten gesehen und beschloss nun, die zwanzig Meilen nach Norwood Abbey zu fahren und zu sehen, was sich dort bisher getan hatte.
Montey öffnete ihm und schien sich über sein Kommen zu freuen. Sir Adam trat ein und schnupperte vorsichtig: Es roch eindeutig besser als beim letzten Mal. Weniger staubig auf jeden Fall.
„Ah, man spürt schon Verbesserungen… Montey, was haben Sie bis jetzt unternommen?“
„Ich habe zwei Stubenmädchen engagiert, die, wie ich mir schmeichle, im Erdgeschoss schon recht hübsche Fortschritte erzielt haben, Sir, und wir haben vor allem das Schlafzimmer des Herrn einer gründlichen Renovierung unterzogen und die Vorräte aufgefüllt. Wenn Sie hier Wohnung nehmen möchten, Sir, können wir Sie, denke ich, schon recht erträglich beherbergen.“
Sir Adam dankte ihm und sah sich weiter um. Was er mit der Abbey anfangen sollte, wusste er eigentlich auch nicht. Oakwood hatte ihm, obwohl es eher klein und düster war, bis jetzt durchaus genügt – und für seine Interessen war ein einigermaßen komfortables Stadthaus in London viel wichtiger; Handel und Wandel fanden schließlich vor allem dort statt!
Andererseits war Norwood Abbey ein Besitz, der Pflege verdiente, ein Tudorbau, der auf den Resten eines mittelalterlichen Klosters erbaut und offenbar kurz nach der Erbauung bereits säkularisiert worden war. Das Ergebnis wirkte verblüffend harmonisch – der Orden, der hier nicht lange seine Heimat gehabt hatte, hatte sich sicher schwer damit getan, das Kloster zu verlassen. Andererseits hatten sie unter König Heinrich sicher froh sein können, das nackte Leben zu retten…
Er sollte sich vielleicht bei Gelegenheit einmal mit der Geschichte der Familie Norwood befassen, überlegte er. In der feinen Gesellschaft des Landes wusste natürlich jede Familie von der anderen, seit wann sie welche Titel trug und welche Besitzungen ihr eigen nannte, aber er selbst spürte jetzt wieder, dass er doch eine Art Außenseiter war, der für solche Feinheiten wenig Gespür besaß. Genau genommen war sein Interesse an solchen Fragen auch nicht übermäßig ausgeprägt, er fand das Kreisen um Adelsfragen eher etwas albern und unzeitgemäß: Was bedeutete es angesichts politischer Umwälzungen, technischer Erfindungen und wirtschaftlicher Fortschritte schon, dass dieser oder jener Edelmann seine Abstammung auf einen normannischen Halbwilden zurückführen konnte?
Aber die Abbey war schön. Schöner als Oakwood, musste er zugeben. Obwohl das nicht gerade schwer zu bewerkstelligen war, denn Oakwood war nichts, was man gesehen haben musste – eher klein, durch die winzigen Fenster eben ziemlich düster, schwer heizbar und auch landschaftlich nicht übermäßig schön gelegen. Eigentlich seltsam, denn es war kaum mehr als eine Stunde zu Pferd von der Abbey entfernt, und die Abbey lag sehr reizvoll in der leicht hügeligen Landschaft.
Vielleicht lag es an dem finster bewaldeten Bergrücken, der unmittelbar hinter den Oakwoodschen Salonfenstern aufzuragen schien. Deprimierend.
Nun, er würde die Abbey, ihre Geschichte und die Geschichte der Norwoods ebenso im Auge behalten wie das Schicksal von Helen Norwood, auch wenn er im Moment noch nicht so recht wusste, wie er sie finden sollte.