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3 Identifizierung von Risikofaktoren

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Wird bei den Erhebungen ein risikobasierter Ansatz verfolgt, kann dies nicht nur die Wahrscheinlichkeit erhöhen, den Schadorganismus zu finden, sondern es können auch die Ressourcen für die Erhebungen geschont werden, da ein niedrigerer Erhebungsumfang notwendig ist. Aus diesem Grund wird ein solches Verfahren empfohlen. Ein Risikofaktor ist ein biotischer oder abiotischer Faktor, der die Wahrscheinlichkeit eines Befalls mit dem Schadorganismus in dem betrachteten Gebiet erhöht. Zur Definition von Risikofaktoren müssen zunächst Risikoaktivitäten identifiziert werden, die zur Einschleppung oder Verbreitung des jeweiligen Schadorganismus beitragen könnten. Diese Aktivitäten müssen dann mit spezifischen Orten, sogenannten „Risiko-Orten”, in Verbindung gebracht werden.

Durch Berücksichtigung der Ausbreitungskapazität des Schadorganismus und der Verfügbarkeit von Wirtspflanzen um diese Orte herum können Risikogebiete bestimmt werden. In diesen Risikogebieten muss das Risiko des Auftretens des Schadorganismus im Verhältnis zur Gesamtpopulation erhöht sein und es muss abgeschätzt werden, um wie viel und wie hoch der Anteil (in Prozent) an der Gesamtpopulation ist. Die Anwendung eines Risikofaktors oder mehrerer Risikofaktoren ist nur dann sinnvoll, wenn der Risikofaktor nur einen Teil des Erhebungsgebietes betrifft, da es sonst keine Reduzierung des Erhebungsumfangs – durch Fokussierung auf das Risikogebiet – geben würde. Ist dies nicht der Fall, kann ein risikobasierter Ansatz nicht verfolgt werden.

Können Risikofaktoren identifiziert und das relative Risiko abgeschätzt werden, kann eine risikobasierte Erhebung erfolgen. Die risikobasierte Erhebung muss auf die Situation jedes Mitgliedstaates zugeschnitten sein. In den Schadorganismensteckbriefen werden Beispiele für Risikofaktoren gegeben:

  Risiko-Aktivitäten: Einfuhr, Transport potenziell befallener Ware/Pflanzen, Produktion, Lagerung, LKWs aus befallenen Drittländern.

  Risiko-Orte: Baumschulen, Gartencenter; Stopps an großen Straßen (LKW-Parkplätze) und Bahnstrecken von Strecken, die mit befallenen Gebieten verbunden sind, Flughäfen und Häfen mit Einfuhr aus befallenen Gebieten.

  Risiko-Gebiete: Gebiete um Hoch-Risiko-Orte, Umfang hängt von Mobilität der Schadorganismen ab.

Beispiele für ein relatives Risiko sind z. B.:

  In einem Radius von 10 km um Sägemühlen herum ist das Risiko dreimal höher als im Radius von 10–20 km.

  Das Gebiet, in dem hochanfällige Wirtspflanzen vorkommen, hat ein fünfmal höheres Risiko, befallen zu sein, im Vergleich zu dem Gebiet, wo weniger anfällige Wirtspflanzen vorkommen.

Es sollten maximal zwei Risikofaktoren mit dem dazugehörigen relativen Risiko bestimmt werden, um die statistische Planung und die Durchführung der Erhebung nicht zu komplex werden zu lassen. Es ist auch im Sinne der Baumpflege, einen neuen Schadorganismenbefall so schnell wie möglich festzustellen, damit frühzeitig Maßnahmen zur Bekämpfung durch den – zu informierenden – Pflanzenschutzdienst eingeleitet werden können. Sind die in den Steckbriefen gegebenen und von den jeweiligen Mitgliedstaaten noch zu ergänzenden notwendigen Informationen vorhanden, kann auf Mitgliedstaatenebene das Erhebungsdesign geplant werden. Dies umfasst auch die Anwendung statistischer Verfahren, mit denen einerseits „Schadorganismenfreiheit“ statistisch abgesichert werden soll, andererseits aber auch eine möglichst hohe Wahrscheinlichkeit erreicht werden soll, den Schadorganismus tatsächlich zu finden, sofern er vorkommt, um rechtzeitig Maßnahmen einleiten zu können.

Jahrbuch der Baumpflege 2020

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