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2 Krankheitsbild
ОглавлениеPunktuelle rostbraune Leckstellen bzw. Ausflussflecken am Stamm oder im Kronenbereich sowie Längsrisse in der Rinde sind typische Anzeichen für eine Infektion mit Pae. Charakteristische Anzeichen in der Baumkrone sind schütteres Laub und absterbende Äste, wobei anfänglich nur einzelne Äste betroffen sind, im Verlauf der Krankheit aber auch ganze Kronenteile absterben können (DUJESIEFKEN 2008; WERRES & WAGNER 2015). Der Verdacht stützt sich zunächst auf die makroskopische Einschätzung während der Baumkontrolle. Im weiteren Verlauf wird die Entwicklung beobachtet und bei Unsicherheit zum Pathogenverdacht eine Labordiagnostik durchgeführt (MELZER et al. 2019). Unter den beschriebenen Leckstellen ist eine intensive orangebraune bis rötliche Färbung des Bastes zu erkennen. Ältere Leckstellen trocknen ein, verfärben sich schwärzlich und können dann leichter übersehen werden. Ist der Befall bereits fortgeschritten und verlaufen die Leckstellen streifenförmig an der Rinde, ist das darunter gelegene Gewebe meist weiträumig abgestorben (Abbildung 2) (SCHRÖDER 2010; DUJESIEFKEN 2018).
Abbildung 2: Eine frische sowie zahlreiche ältere typische P. syringae pv. aesculi - Leckstellen
Im Winter 2011/2012 wurde ein neues Krankheitsbild beobachtet, das mit einer Folgeinfektion durch Sekundärerreger einhergeht (GAISER 2012). Diese Komplexkrankheit mündet überwiegend in Fällungen der massiv geschädigten oder abgestorbenen Rosskastanien und wird in Hamburg seit 2013 verstärkt beobachtet. Neben den schwärzlichbraunen Leckstellen wurden in den Wintermonaten zahlreiche fruktifizierende, holzzersetzende Pilze ausgemacht (GAISER et al. 2013). Dieses zuvor unbekannte Schadbild an der Rosskastanie macht die neuartige Komplexkrankheit aus und die Pilze sind als Hauptverursacher des Komplexschadens einzustufen (MÜLLER-NAVARRA et al. 2014). Das Schadbild wurde anfänglich nur bei A. carnea beobachtet, aber es ist inzwischen auch bei A. hippocastanum weit verbreitet, wenn auch in geringerem Ausmaß. Vitale Weißblühende Rosskastanien scheinen die Bakterien-Nekrosen besser eingrenzen zu können als die Rotblühenden (GAISER & DUJESIEFKEN 2012). Zahlreiche Pilzfruchtkörper, am Stamm oder im Kronenbereich, signalisieren eine fortgeschrittene Weißfäule. (Abbildung 3)
Häufig vorgefundene Sekundärerreger sind der Austernseitling (Pleurotus ostreatus), der Samtfußrübling (Flammulina velutipes), der violette Knorpelschichtpilz (Chondrostereum purpureum) oder der runzelige Schichtpilz (Stereum rugosum), seltener der Krause Adernzähling (Pilcatura crispa), der Hallimasch (Armillaria spp.) oder der Fleischrote Gallertbecher (Ascocoryne sarcoides) (DUJESIEFKEN et al. 2016). In der Regel sind es mindestens zwei oder drei unterschiedliche Pilzarten, die zur selben Zeit oder aufeinanderfolgend fruktifizieren (GAISER et al. 2013; DUJESIEFKEN 2018).