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2.1 Negative Theologie

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Exemplarisch verkörpert scheint negative Erkenntnis in Gestalten negativer Theologie oder negativer Metaphysik1. Exemplarisch sind diese Gestalten darin, dass sie auf ein die Grenzen der Erkenntnis Transzendierendes, auf die wahre Natur Gottes, auf das verborgene Ansich in den Dingen, abzielen, das aber der menschlichen Vernunft entzogen bleibt und nur ex negativo, in negativen Aussagen anvisiert und ausgedrückt werden kann. Von Gott vermögen wir nur zu sagen, was er nicht ist, nicht, sein eigenes Wesen zu fassen. Die neuplatonische Philosophie hat diese Denkfigur in eindringlichen Formen ausgearbeitet, von Platons Idee des Guten „jenseits des Seins“2 zu Plotins absolut Erstem jenseits der vielen Dinge, der Sprache und des Erkennens, das für uns nicht mit einem Namen benennbar ist und von dem wir nur negative Kenntnis haben, sofern wir „wohl etwas über Jenes aussagen, aber nicht Jenes aussagen, und weder Erkenntnis noch Denken seiner“ haben: „Wir sagen ja aus, was es nicht ist; und was es ist, das sagen wir nicht aus.“3 In der Potenzierung der Negationen, die sich identischerweise als Steigerung der Transzendenz hin zum Über-Unaussprechlichen, zum Über-Seienden und zur Überfülle des Absoluten realisiert, zieht der Neuplatonismus von Plotin zu Porphyrios, Jamblich und Proklos die paradigmatische Linie eines negativen Denkens des Höchsten aus4. In bemerkenswerter Affinität zu dieser Denkfigur formuliert im 20. Jahrhundert Emmanuel Levinas seine Kritik am identifizierenden Denken der Phänomenologie unter dem Titel Autrement qu’être ou Au-delà de l’essence5einer terminologischen Reminiszenz, die mit einer inhaltlichen einhergeht. Durch die Denkgeschichte hindurch bildet die via negationis et eminentiae ein Muster negativen Denkens, das die epistemisch-sprachliche Negativität im Innersten mit dem Absehen auf eine höchste Fülle und Affirmativität verschränkt.

Politik – Kirche – politische Kirche (1919–2019)

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