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6. Fazit

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Die vorangehenden Abschnitte haben gezeigt, in welcher Weise die Materialauswahl für eine Kritische Fremdsprachendidaktik von Bedeutung ist. Vor allem literarische Texte haben in einem kritischen Ansatz ein großes Potenzial, wenn sie Erfahrungen und Werthaltungen der Leser*innen einerseits persönlich und emotional ansprechen, und diese andererseits vor intellektuelle Herausforderungen stellen und ein kritisches Hinterfragen eigener Haltungen oder Handlungen fördern. Alle der hier vorgestellten Jugendromane mit ihrer jeweils unterschiedlich perspektivierten Transgender-Thematik bieten Diskussionspotenzial für einen kritischen Englischunterricht. Vor allem Symptoms of Being Human sticht aufgrund seiner besonderen Erzählsprache und -perspektive hervor. Während George, If I Was Your Girl sowie The Art of Being Normal binäres Geschlechterdenken nur bedingt überwinden, da sie zwar einerseits Transgender-Erfahrungen thematisieren, aber andererseits in traditionellen Darstellungen von Beziehungen und Geschlechterstereotypen verhaften, verzichtet Symptoms of Being Human auf eine eindeutige Zuordnung und die definierende Verwendung von Pronomina. Auch lernen Leser*innen nie das biologische Geschlecht der Hauptperson kennen. Vielmehr erhalten sie die Gelegenheit zu reflektieren, wie sehr sie selbst einem Kategoriendenken anheimfallen können bzw. wie stark dieses in unserer Gesellschaft und Sprache verankert ist.

Neue Perspektiven ergeben sich vor allem durch einen Vergleich der ausgewählten Romane untereinander oder im Vergleich zu anderen (multimodalen) Textangeboten; liest man ausschließlich Symptoms of Being Human, fällt ein Fehlen von binären Pronomina für die Hauptperson womöglich weniger ins Auge als im Vergleich mit anderen Transgender-Romanen. Die Materialauswahl im Sinne einer Kritischen Fremdsprachendidaktik nimmt somit gerade bei mehrdeutigen oder auch kontroversen Themen immer mehr als einen Text in den Blick und betrachtet die ausgewählten Texte so kontextspezifisch wie möglich. Dieses gilt insbesondere, wenn klassische Schulbücher sensible Themenbereiche nur am Rande oder gar nicht thematisieren. Lehrer*innen müssen in der Lage sein, zusätzliches Material auszuwählen und im Sinne kritischer Ansätze zu diskutieren. Sie müssen gemeinsam mit ihren Schüler*innen festlegen, welchen Stimmen sie in ihrem Unterricht größeren Raum geben, welchen weniger, welchen gar nicht. Hierfür braucht es ein Bewusstsein, dass die Materialauswahl eine politische Dimension beinhaltet und eine Kritische Fremdsprachendidaktik eine reflektiert-kritische Positionierung verlangt. Dem Ansatz inhärent ist die Vision einer – auch in Genderfragen – diverseren und gerechteren zukünftigen Gesellschaft.

Kritische Fremdsprachendidaktik

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