Читать книгу ACT in Klinik und Tagesklinik - Группа авторов - Страница 19
2.2.3 Kernprozesse und -kompetenzen in der ACT Achtsamkeit mit Fokus auf Gegenwärtigkeit und Selbst-als-Kontext
ОглавлениеAchtsamkeit als Konzept und Praxis hat in den letzten Jahren immer stärker Einzug in die Psychotherapie gehalten. Im Verständnis von ACT umfasst Achtsamkeit nicht nur die Wahrnehmung des gegenwärtigen Moments. Es stellt vielmehr einen übergeordneten Begriff dar, ebenso wie der Begriff Akzeptanz. Beide Fertigkeiten umfassen die Kernprozesse der Defusion, Bereitschaft/Offenheit, Selbst-als-Kontext und Kontakt mit dem gegenwärtigen Moment. In diesem Kapitel möchten wir Achtsamkeit als den Rumpf des Hexaflex vorstellen, um eine Grundlage für den achtsamen Umgang mit äußeren und inneren Prozessen zu geben. Das heißt eine Orientierung, wie mit Patientinnen und Patienten Kontakt mit dem gegenwärtigen Moment herzustellen ist und das Selbst-als-Kontext entdeckt werden kann.
Nach Kabat-Zinn (1982) bedeutet Achtsamkeit, auf eine bestimmte Art und Weise aufmerksam zu sein: bewusst, in diesem Moment, nicht bewertend. Auch wenn diese und andere Definitionen weit verbreitet und geläufig sind, kommt es doch immer wieder zu Missverständnissen. Es geht bei Achtsamkeit weder um Entspannung per se, noch um angestrengtes Nachdenken über einen Sachverhalt. Auch ist Achtsamkeit nicht damit gleichzusetzen, alles ganz langsam zu machen. Und es handelt sich nicht um ein starres Übungsprogramm.
Was genau ist denn Achtsamkeit im Sinne von ACT? Es ist ein Prozess des Übens, unseren Geist im Hier und Jetzt zu verankern. Oftmals flüchten wir uns in angenehme Fantasien, wenn im Hier und Jetzt Unbehagen droht. Die Achtsamkeit kann uns helfen, im gegenwärtigen Moment zu bleiben, mit allen angenehmen und unangenehmen Anteilen, die dieser bietet. Und um Achtsamkeit zu üben, bedarf es keines neuen Termins im oft schon übervollen Terminkalender. Vielmehr können wir dies wie ein Spiel verstehen. Wir können uns einen kleinen Bereich unseres Lebens aussuchen, den wir für einige Zeit achtsam ausführen wollen. Zum Beispiel das Abendessen, die erste Tasse Kaffee am Morgen, wie wir ans Telefon gehen. Nach und nach können wir immer mehr Bereiche hinzufügen. Unser Geist bleibt dann immer häufiger im Hier und Jetzt.
In der Therapie ist es nützlich, spezifische Übungen mit Patientinnen und Patienten gemeinsam zu praktizieren. Zum Beispiel eine Übung zum Wahrnehmen des Atems und des Körpers in seiner jeweiligen Position. Dies gibt der Patientin oder dem Patienten einen Rahmen, sich dem Thema anzunähern und unter Anleitung erste Erfahrungen sammeln zu können. Auch können so direkt Schwierigkeiten besprochen werden und geeignetere Übungen genutzt werden. Jedoch ist die Übertragung in den Alltag sehr wichtig, damit die- oder derjenige versteht, wozu das Üben dienen soll. Denn Achtsamkeitsübungen sollen nicht einfach ein abzuarbeitendes Programm werden. Es ist wichtig, dass ein Verständnis entstehen kann, wozu diese Übungen auch außerhalb der Sitzungen dienen. Hierzu können kleine alltagsrelevante Übungen vereinbart werden. Zum Beispiel das bewusste Essen des Abendessens. Wenn Patientinnen und Patienten hierfür eigene Ideen einbringen, was sie achtsam ausführen könnten, kann dies unbedingt aufgegriffen werden. Eine mögliche strukturierte Übung ist die Zentrierungsübung nach Eifert & Forsyth (2009).