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Übung »Anker werfen«

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Besonders bei sehr angespannten, erregten Patientinnen und Patienten kann es sinnvoll sein, die Sinnesempfindungen im Moment und die eigene Körperwahrnehmung zu aktivieren, um Dissoziationsneigung oder auch Hyperventilation zu mindern. Dazu lassen Sie Ihre Patientin oder Ihren Patienten sich aufrecht hinsetzen und stellen. Lassen Sie sie bzw. ihn den Kontakt zum Boden verstärken, indem sie oder er die Beinmuskeln anspannt. Orientieren Sie dann auf Sinneseindrücke: »Was sehen Sie jetzt? Was hören Sie jetzt? Können Sie meine Stimme/mich hier mit Ihnen wahrnehmen? Können Sie den Kontakt zu Ihrem eigenen Körper wahrnehmen (Hände ineinander verschränken, Hand auf die eigene Schulter legen, auf den Bauch)? Atmen Sie ein und aus und wieder ein, in einem ruhigen Rhythmus?« Fragen Sie kontinuierlich nach, wie präsent jemand in diesem jeweiligen Moment ist. Eine Skala von 1 bis 10 kann dabei hilfreich sein (Harris 2011, S. 268 ff.).

Menschen denken. Wir beschreiben, analysieren, bewerten, prognostizieren, wählen aus, usw. Unser Verstand hilft uns dabei, Eindrücke zu ordnen, zu sortieren, unsere Reaktionen zu benennen, Erklärungen zu finden, Voraussagen zu formulieren. All dies ist nützlich, um sich in der Welt zurechtzufinden und sich zu entwickeln. Doch diese Fertigkeit hat eine Kehrseite: der menschliche Verstand versucht dem inneren Geschehen mit den gleichen Strategien zu begegnen und wir sind so daran gewöhnt, uns darauf zu verlassen, dass dies hilfreich ist, dass wir alle inneren Kommentare unseres Verstandes für bare Münze nehmen. Im Allgemeinen können wir uns darauf verlassen, dass auf nicht hilfreiche Gedanken auch wieder hilfreiche folgen und wir in der Lage sind, auszuwählen, welche uns für das Verfolgen unserer Ziele und Werte dienlich sind.

Patientinnen und Patienten – d. h. Menschen, die meist bereits über längere Zeit in Krisen leben – können dies häufig nicht mehr. Sie versuchen mit ihrem Verstand (mitunter mitbedingt durch psychopathologische hirnphysiologische Prozesse), das Leiden zu kontrollieren oder zu mindern. Zu erkennen ist diese Verstrickung zum Beispiel daran, dass sie ohne sichtbare emotionale Beteiligung immer wieder das Gleiche berichten (»Geschichten, die Staub ansetzen«), reden wie einstudiert, »gefangen« erscheinen in ihren Gedanken, permanent begründen, warum sie sich einem aktiven Leben nicht zuwenden können (z. B. Angst, Schmerzen, kein Geld, arbeitslos, usw.), an Regeln festhalten, auch wenn sie einen hohen Preis für dieses Festhalten bezahlen, permanent über sich selbst und andere urteilen, »verschmolzen« erscheinen mit ihrer Vergangenheit oder Zukunft. All dieses verbale Verhalten beinhaltet Hinweise auf rigide Denkmuster: Sackgassen, Denkfallen, die in der Beständigkeit das Leiden verstärken.

Aus ACT-Perspektive ist es hilfreich, die so entstandene Verstrickung mit Gedanken (seien es Erinnerungen, Annahmen, Bewertungen, Befürchtungen) zu lösen. Diese Kompetenz wird Defusion genannt: die Distanzierung von Denkinhalten; das Bewusstsein darüber, dass Denken ein fortlaufender Prozess ist, der Änderungen unterliegt. Der Mensch kann seine Gedanken als Gedanken wahrnehmen und wählen, ob er einem Gedanken folgt oder nicht. Gedanken verursachen Handeln nicht (wie in älteren kognitiven Therapiemodellen beschrieben), sondern Gedanken geben (wie Gefühle auch) Impulse für Handlungen, denen wir nachgeben können oder auch nicht. Der Verstand produziert fortlaufend Gedanken, aus denen Menschen für ihr Handeln wählen können.

ACT in Klinik und Tagesklinik

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