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2.3.1 ACT und andere Therapieverfahren?
ОглавлениеDie ACT ist ein integratives Therapieverfahren der so genannten Dritten Welle der Verhaltenstherapie, das bereits Konzepte unterschiedlicher Therapieansätze und Methoden beinhaltet und erweitert werden kann, solange sie dem Paradigma der ACT folgen: Je nach Kontext der Person sind diejenigen Strategien nützlich, die sowohl der Akzeptanz inneren Erlebens wie auch dem Verfolgen individueller Werte dienen. Somit bietet die ACT diverse Möglichkeiten der Integration unterschiedlicher Methoden.
ACT und Achtsamkeitstechniken (vgl. Kabat-Zinn 1982) – Achtsamkeitsfertigkeiten gehören zur Grundlage der ACT. Sie bilden die Basis, auf der Akzeptanz und Commitment überhaupt erst möglich werden. Nur wenn wir wissen, was uns umgibt (sensorische Wahrnehmung) und welche Prozesse im Inneren ablaufen (mentale Wahrnehmung), können wir bewusste und selbstverantwortliche Entscheidungen darüber treffen, wohin wir gehen wollen. Wie bereits ausgeführt, bildet Achtsamkeit den »Rumpf« der ACT – zu Achtsamkeitsfertigkeiten kann zu jedem Zeitpunkt einer Behandlung zurückgekehrt werden, um sich anschließend Akzeptanz- oder Commitment-Prozessen zuzuwenden. Gleichsam beinhaltet Achtsamkeit bereits erste Akzeptanzfähigkeiten: um (sensorische und mentale) Ereignisse betrachten zu können, müssen sie (zumindest für einige Zeit) da sein dürfen. Einige ACT-Autoren gehen die einzelnen Komponenten psychischer Flexibilität bevorzugt aus Perspektive der Achtsamkeit an (Wilson & Dufrene 2008).
ACT und Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT, vgl. Linehan 1987) zur Emotionsregulation – ACT und DBT legen gleichermaßen Wert auf Fertigkeiten der bewussten Wahrnehmung innerer und äußerer Ereignisse als Grundlage für Veränderungsprozesse. In der DBT werden diese Fertigkeiten vor allem im so genannten »Skills-Training« vermittelt und ermöglichen es Menschen mit starker emotionaler Instabilität, erst einmal wieder wahrzunehmen, wo sie sind und was sie erleben. Die DBT legt den Behandlungsfokus auf Emotionsregulation als maßgelblichen Mechanismus, um Verhalten und Erleben zu verändern. Auch wenn sie einzelne akzeptanz-orientierte Fertigkeiten, wie etwa »Radikale Akzeptanz«, vermittelt. Die ACT hingegen fokussiert auf Verhaltensänderung, ohne dabei die Veränderung von Emotionen zum Ziel zu erklären, da dies allzu leicht in Kreisläufe der Erlebnisvermeidung führen kann. Dabei steht vor allem die Frage nach Funktionalität und Zweckmäßigkeit im Vordergrund, und setzt so den Umgang mit Emotionen (auf Verhaltensebene) immer wieder in Bezug zu individuellen Werten (vgl. Robin et al. 2012).
ACT ist ein Therapiekonzept, in das sich diverse Methoden integrieren oder sich miteinander kombinieren lassen. Wie aus der Praxis und dem Austausch mit Kolleginnen und Kollegen bekannt, ist die Anwendung von ACT auch in Kombination mit psychodynamischen oder systemischen Methoden möglich und sinnvoll. Wichtig: aus der ACT-Haltung heraus gilt es, immer wieder den Fragen nach Funktionalität und Zweckmäßigkeit nachzugehen. Eine ACT-Haltung wird im Ausprobieren und Anwenden Schritt für Schritt entwickelt.