Читать книгу Systematische Fallarbeit in der Logopädie - Группа авторов - Страница 11
4 Zusammenfassung
ОглавлениеDie Herangehensweise an einen Fall ist systematischer Natur. Die Hermeneutik als das Verstehen von Phänomenen in Kontexten ist nicht nur eine Methode der Forschung, sondern eine Methode der logopädischen Praxis.
Für therapeutisch Handelnde bilden Menschenbild und ethische Werte die Basis für den Dialog und die Aktion mit den Menschen, die ein besonderes Bedürfnis oder ein Problem in einer Krise haben.
Die Herangehensweise an einen Fall folgt zwei Prinzipien:
• Zum einen ist die Vorgehensweise konstant oder teils sogar universell und
• zum anderen ist sie individuell-situativ oder teils sogar intuitiv.
Je nach Komplexität oder auch Unklarheit der Ausgangslage wirken die beiden Prinzipien sehr unterschiedlich zusammen. Eine erfahrene Therapeutin setzt ihre Kompetenzen flexibel ein, um diese Dualität zu managen. Theorie-, Beobachtungs-, Handlungs- und Reflexionskompetenz sind die Dimensionen auf dem Weg zur Professionalisierung des Faches Logopädie und dem Weg der Praktikerinnen zur Expertin. Die Reflexionskompetenz hat dabei einen gewissen Vorrang.
Die Konstanten im therapeutischen Prozess sind besser lehr- und lernbar als die Variablen. Konstant sind Merkmale der Logistik wie die Schritte der Informationsbeschaffung, aber auch Merkmale des Wertehintergrundes wie die Maxime, dass die Betroffenen in Kooperation mit der Therapeutin prozessverantwortlich sind.
Die Kaskade der Fallbearbeitung schafft Orientierung durch das Aufzeigen des schrittweisen Vorgehens, eine entsprechende Dokumentation ist das Abbild dieser Orientierung und erzeugt Transparenz.
Die Tools für die einzelnen Kaskadenstufen sehen für die verschiedenen Aufgabenbereiche der Logopädie (Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen sowie Spezialbereiche der Logopädie) sehr unterschiedlich aus und sind auf einem sehr ungleichen Evidenzniveau. Zusammen bilden sie den genauso umfangreichen wie auch professionellen Tool-Park der Logopädie.
Auch der institutionelle Rahmen und die Festlegungen im Team bilden eine gewisse Konstante, die, wenn sie sich gegenläufig zur anerkannten Fachmeinung zum Beispiel in Leitlinien verhalten, auch in Frage gestellt werden dürfen (vgl. Steiner 2018).