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1 Vorstellung der Beiträge Ute Schräpler & Jürgen Steiner

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Fachdisziplin Logopädie

Logopädie ist als Disziplin eine Integrationswissenschaft, die Wissen als Grundlagen und Konzeptionen für Handeln im Fokus Sprache, Sprechen, Stimme, Schlucken und in weiteren zahlreichen Sondergebieten sondiert, diskutiert, adaptiert und integriert. Die wichtigsten Bezugsdisziplinen sind Sprachwissenschaft, Pädagogik und Medizin. Wissen bezieht sich dabei auf die Dimensionen

• Daten (beispielsweise Prävalenz),

• historische und aktuelle politisch-soziologische Bezüge (beispielsweise demografische Entwicklung oder Migration),

• ethische Grundlagen und auf

• adressatengerechte Didaktik.

Die genannten Aspekte erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

logopädische Praxis

Logopädie ist als Praxis eine Profession, die Kennen (beispielsweise Wissen um Theorien und Konzepte), Können (beispielsweise Anwendungen von diagnostischen und therapeutischen Tools) und Sein (beispielsweise Kommunikation und Reflexion) verknüpft, um Menschen mit Gefährdungen oder Problemen, deren Umfeld und andere Fachkräfte befristet zu begleiten oder zu beraten. Die Praxis-Angebote der Logopädie beziehen sich auf Prävention, Diagnostik, Therapie, Coaching, Beratung und Evaluation in den Ziel-Zeit-Dimensionen: Start in das Leben, Eintritt in das Bildungssystem und Schullaufbahn, Aufrechterhaltung der Berufsfähigkeit, Aufrechterhaltung der Wohnselbständigkeit und Verhinderung der Pflegebedürftigkeit

Fallarbeit

Fachdisziplinäre und praxeologische Erkenntnisse münden in Handlungsempfehlungen für Regelfälle und ein Rüstzeug für Einzel- oder auch Sonderfälle. Qualitätsvorstellungen, Standards und Leitlinien sind neben Lehrbuchwissen das konkrete Ergebnis. Letztlich haben wir als logopädisch tätige Personen Menschen vor uns, die sich uns anvertrauen mit dem Wunsch nach Veränderung. Trotz des Einbezugs der Betroffenen und Mitbetroffenen und trotz einiger Hinweise zur Wirksamkeit aus Studien liegt der Schwerpunkt der praktisch tätigen Sprachtherapeutin in ihrer beruflichen Erfahrung.

Intention des Buches

Die individuelle Last der Therapeutin, im Sinne des Anspruches evidenzbasiert zu handeln, wollen wir mit diesem Buch durch Kompetenz verringern. Durch ein Wissen in Bezug auf ein systematisches Herangehen an einen Fall entsteht Handlungssicherheit.

Die nachfolgenden fünf Beiträge in diesem Buch verstehen sich als Grundlegungen zur systematischen Fallarbeit. Es folgen vier Beiträge, die unterschiedlich akzentuiert Bezug auf ausgewählte Aspekte der Grundlegungen nehmen und die Fallarbeit in spezifischen Themenfeldern darlegen.

Beitrag 2

Der Beitrag von Andrea Haid, Ute Schräpler und Jürgen Steiner Vom Fachwissen zur Fallkompetenz in der Logopädie versteht sich als Vorschlag zur systematischen Arbeit mit Fällen. Grundlage bildet ein Kaskadenmodell, in der das schrittweise und systematische Vorgehen für einen Fall aus der Praxis dargestellt wird. Das Modell bietet damit eine schrittweise Orientierung für das konkrete logopädische Handeln.

Beitrag 3

Jürgen Steiner verdeutlicht in seinem Beitrag Praktische Implikationen des Therapie- Kaskadenmodells für die Fallbearbeitung, wie das Kaskadenmodell umgesetzt werden kann und welche Handlungen im Rahmen der Fallarbeit erfolgen. Die einzelnen Schritte werden von der Indikation bis zu den einzelnen Therapiebausteinen erläutert, so dass die praktisch tätige Person hinsichtlich ihres Vorgehens eine Orientierung erfährt.

Beitrag 4

Ute Schräpler und Jürgen Steiner fokussieren in ihrem Beitrag Logopädische Berichte: Ein Ausweis der Professionalität und Qualität, welch hoher fachlicher Anspruch an Logopädinnen und Logopäden beim Verfassen von Berichten besteht und formulieren Merkmale und Kriterien für die Berichterstellung. Sie heben hervor, dass logopädische Berichte inhaltlich als auch formell das Aushängeschild professionellen Handelns sind.

Beitrag 5

Jürgen Steiner und Jonas Walde machen im Beitrag Modelle als Mittler zwischen Theorie und Praxis deutlich, dass Modelle für logopädisches Handeln in der Praxis relevant sind und insbesondere für die Fallarbeit eingesetzt werden können. Sie ermutigen Therapeutinnen und Therapeuten, Modelle in der Beratung einzusetzen und sogar im Prozess selbst zu entwickeln.

Beitrag 6

Jürgen Kohlers Ausführungen beschäftigen sich im Beitrag Die Bedeutung der (Einzel-)fallstudie für die Konzeptbildung und -überprüfung in der Sprachtherapie mit der Bedeutung von Einzelfallstudien als Forschungsmethode. Sie werten Fallstudien als ein wichtiges und relevantes Mittel auf, um Fragestellungen aus der Logopädie beantworten zu können. Praktisch tätige Logopädinnen und Logopäden werden ermutigt, durch ihre Reflexionskompetenz und über ihre Erfahrungen sich an Forschungsfragen und am Forschungsprozess zu beteiligen.

Beitrag 7

Von den vier Beiträgen aus ausgewählten Fachgebieten der Logopädie ist der Beitrag von Susanne Voigt-Zimmermann und Bärbel Miethe Stimmtherapie bei Erwachsenen mit dysregulativer Dysphonie eng an die Grundlegungen in den Beiträgen 2 und 3 angelehnt. Die Autorinnen heben anhand eines Falls eindrücklich die psychische Komponente von Dysphonien hervor und betonen den Beratungsaspekt in der Stimmtherapie. Ihr Fall zeigt eindrucksvoll auf, wie durch die Kombination von Übungstherapie und Beratung – die kombiniert psychologische Übungstherapie – Stimmbeschwerden reduziert werden können.

Beitrag 8

Michelle Lorang und Marc Schmidt ermutigen im Beitrag Komplexe Spracherwerbsstörungen im mehrsprachigen Kontext zu einer mehrsprachig ausgerichteten Sprachtherapie und empfehlen die Methode der Kontrastoptimierung. Sie betonen den Mehrwert, Eltern von Anfang an in die Therapie einzubeziehen.

Beitrag 9

Wolfgang G. Braun plädiert in seinem Beitrag Idiografische Herangehensweise bei (beginnendem) kindlichen Stottern unter anderem für ein methodenkombiniertes Vorgehen, wobei kein Verfahren bei allen Kindern gleich wirkt. Schon allein deshalb ist eine Methodenvielfalt notwendig. Der Autor formuliert zusammenfassende Leitlinien für ein fallorientiertes Vorgehen beim kindlichen Stottern.

Beitrag 10

Erika Hunziker und Christin Zöllner geben in ihrem Beitrag Dysphagietherapie bei Erwachsenen aus pragmatischer Sicht Orientierung für praktisch Handelnde in einem sehr komplexen, individuellen und anspruchsvollen und verantwortungsvollen Arbeitsgebiet.

Die dargestellten Fallbeispiele mögen den Leserinnen und Lesern eine Idee vermitteln, welche Wege bei bestimmten Patienten eingeschlagen werden können. Sie zeigen ein mögliches Vorgehen für einen konkreten Fall auf, welches in einem anderen Kontext aber auch völlig anders gestaltet werden kann. Insgesamt hoffen wir, mit dem vorliegenden Buch neue Impulse für die fallbasierte Arbeit in der Logopädie und Sprachtherapie geben zu können, und ermutigen die Therapeutinnen und Therapeuten, gemeinsam mit dem Patienten die einzelnen Schritte vom Erstkontakt bis zum Therapieabschluss aktiv zu gestalten.

Systematische Fallarbeit in der Logopädie

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