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Vorhersagen sind höchst problematisch

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Es ist völlig unmöglich, vorherzusagen, welche neuartigen Baupläne in Zukunft entstehen werden. Drehen wir zur Verdeutlichung dieses Sachverhalts das hypothetische Rad der Evolutionsgeschichte zurück: Zu Beginn des Mesozoikums hätte nicht vorhergesagt werden können, dass Federn und Flug evolvieren würden, oder niemand hätte zu Beginn des Tertiärs vorhersagen können, dass ausgerechnet bei Fledermäusen und bei den Walartigen ein ausgefeiltes Echoortungssystem entstehen würde (vgl. Abb. 3). Warum gerade bei diesen Gruppen, nicht aber bei anderen? Oder: Warum sind unabhängig bei Vögeln und Säugetieren einerseits extrem ähnliche Herzen entstanden, andererseits jedoch ausgesprochen unterschiedliche Lungen? (FARMER 2010, 561).17 Es gibt darauf und auf beliebig viele ähnliche Fragen keine naturwissenschaftliche Antwort, d. h. keine Wenn-Dann-Aussagen, aus denen folgt, in welchen Linien welche speziellen Strukturen und Fähigkeiten zukünftig entstehen werden; auch nicht in irgendeiner abgeschwächten Form.18 Natürlich sind auch die oben diskutierten alternativen Erklärungsmodelle (Abschnitt „Infragestellung und Verteidigung des nomologischen Erklärungsmodells“) hier nicht anwendbar; sie sind zudem ohnehin für eine naturwissenschaftliche Erklärung viel zu unspezifisch.

Auch in einem anderen Sinne und in vielen anderen evolutionstheoretisch relevanten Gebieten sind Vorhersagen kaum oder nur vage möglich oder haben sich häufig als falsch erwiesen: Man kann Vorhersagen im Sinne von Erwartungen formulieren, die eintreffen sollten, falls die Lebewesen allgemein durch Evolution entstanden sind, z. B. ein eingeschachteltes System von Verwandtschaftsbeziehungen der Arten, passende Übergangsformen, graduelle Abfolgen in der Fossilüberlieferung u. v. a. (vgl. den Beitrag „Evolution ‚erklärt‘ Sachverhalte und ihr Gegenteil“ in diesem Band). Solche Erwartungen wurden durchaus häufig bestätigt, aber sehr häufig auch enttäuscht, ohne dass das Rahmenparadigma „Evolution“ zur Disposition gestellt worden wäre. Die Folge ist, dass eine Falsifizierung kaum möglich ist (bzw. generell nicht akzeptiert wird), weil die Annahme einer allgemeinen Evolution durch Zusatzhypothesen, bloße Ad-hoc-Annahmen oder optimistische Verweise auf zukünftige Forschungsergebnisse aufrechterhalten wird (wobei solche Hypothesen wiederum empirische Stützen benötigen würden, wenn es mehr als bloße Spekulationen sein sollen). Wirklich wissenschaftliche Theorien müssen aber an der Erfahrung scheitern können. Außerdem würden solche Vorhersagen, sollten sie gelingen, direkt nur die Hypothese einer gemeinsamen Abstammung betreffen, nicht aber die Hypothese zum Modus der Makroevolution. Für diese werden die genannten naturgesetzmäßigen, mechanistischen Erklärungstypen benötigt.

Evolutionstheoretische Erwartungen wurden häufig enttäuscht, ohne dass das Rahmenparadigma „Evolution“ zur Disposition gestellt worden wäre.

Schöpfung ohne Schöpfer?

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