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Die Vision lebt fort

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Damit sind wir in der heutigen Debatte zum genome editing und dem Einsatz von CRISPR/Cas angekommen. Das Nadelöhr für sämtliche eugenetische Strategien ist dabei die Pränataldiagnostik und Reproduktionsmedizin. John Campbell, US-amerikanischer Bioethiker unserer Tage, vertritt die Position, dass Eltern für ihre Kinder immer das jeweils beste genetische Schicksal bestimmen sollten – eine moderne Variante der positiven Eugenik. „Eltern wollen voraussichtlich ihr Kind immer mit den neuesten und besten Fähigkeiten und Verbesserungen ausstatten, die möglich sind, statt sich auf die Chromosomen zu verlassen, die dieser Person über Generationen mitgegeben wurden.“ (Stock 2000)

Aber auch die negative Eugenik hat in den aktuellen Diskussionen ihre Nachfolger. James Watson beantwortet seine oben zitierte Frage so, dass Erbkrankheiten im Leben vieler Menschen erschütternde Tragödien anrichten würden, und begründet damit, dass in den nächsten Jahrzehnten ein immer stärkerer Konsens darüber entstehen werde, dass Menschen zu Recht dem Leben erbgeschädigter Föten ein Ende setzen. Damit ist die Abfolge der Entwicklung der Vision von der Verbesserung des Menschen durch die Gentechnik sichtbar: von der Selektion der Erzeuger, wie beispielsweise in den Eheschließungs- und den Zwangssterilisationsgesetzen, über die Selektion der Keimzellen, wie sie im Konzept des human betterment noch gefordert wird, zur Selektion der befruchteten Eizellen und dann zum Eingriff in die Gensequenzen der Keimzellen, wie sie 1962 bereits von Joshua Lederberg angedacht wurde. Auch ist die Entwicklung von der Durchsetzung des Programms durch staatliche Verordnung zur individuellen Entscheidung deutlich. In der heutigen Debatte werden genetische Verbesserungen mit Glücksoptimierung und Chancenverbesserung für die Kinder gleichgesetzt und damit für den Einzelnen zustimmungsfähig. Die Individualität der jeweiligen Entscheidungen, also Entscheidungen auf der Basis der selbstbestimmten Subjekte einer Gesellschaft, können aber durchaus überindividuelle, kollektive gesellschaftliche Folgen haben, die denen der kollektiven Planungen früherer eugenischer Phasen nicht nur ähnlich, sondern vom Ergebnis her sogar überlegen sind. Dies zeigt sich beispielsweise in der Abnahme der Zahl der Neugeborenen mit Down-Syndrom infolge der hohen Rate von Schwangerschaftsabbrüchen nach Pränataldiagnostik heute schon.

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