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5 Reflexion und Ausblick

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Aufgrund der Herausforderungen, mit denen die externen Evaluationsprojekte bei ihrer Durchführung umgehen mussten, sind ihre Ergebnisse nur in begrenztem Umfang belastbar und verallgemeinerbar. Dennoch haben alle Projekte wichtige Hinweise zur Frage liefern können, wie Sprachbildung, Sprach- und Leseförderung unter vielfältigen Bedingungen in der Praxis gelingen können. Im November 2018 haben die Projekte bereits im »Projektatlas Evaluation: Erste Ergebnisse aus den BiSS-Evaluationsprojekten« (Henschel, Gentrup, Beck et al., 2018) einen Einblick in die Vorhaben und erste Zwischenergebnisse gegeben. Ziel des vorliegenden fünften Bands der Publikationsreihe »Bildung durch Sprache und Schrift« ist es, hieran anzuknüpfen und zentrale Ergebnisse der Evaluationsprojekte zusammenzutragen sowie deren wissenschaftliche und praktische Bedeutsamkeit zu diskutieren. Dazu stellt jedes der zehn externen Evaluationsprojekte ausgewählte Ergebnisse in einem Kapitel vor. Gegliedert werden die Beiträge anhand der drei übergeordneten Themenschwerpunkte (vgl. Abschnitt 3).

Über alle Evaluationsprojekte hinweg zeigen systematische Befragungen der Verbund- und Landeskoordinatorinnen und -koordinatoren, Schulleitungen, Fach- und Lehrkräfte, dass das BiSS-Programm wichtige Prozesse in der Auseinandersetzung mit Sprachbildung, Sprach- und Leseförderung angestoßen hat. Hierzu gehören unter anderem Prozesse des Reflektierens darüber, was gute Sprachbildung, Sprach- und Leseförderung unter unterschiedlichen Bedingungen ausmacht und wie dies in der alltäglichen Arbeit erfolgreich umgesetzt werden kann. Prozesse der Vernetzung und Kommunikation spielen dabei eine wichtige Rolle. Diese reichen von kollegialem Austausch innerhalb von Einrichtungen über den Zusammenschluss mehrerer Einrichtungen zu Verbünden bis hin zu länder- und bildungsetappenübergreifenden Netzwerken. Damit hat BiSS eine wichtige länderübergreifende Grundlage für systematische Sprachbildung, Sprach- und Leseförderung geschaffen. Wie sehr auch die Praktikerinnen und Praktiker diese durch BiSS initiierten Entwicklungen begrüßen, wurde ebenfalls in vielen Interviews der Evaluationsprojekte deutlich. Eine regelmäßige Kommunikation und Kooperation im Kollegium, im Verbund und im BiSS-Netzwerk wurde von den teilnehmenden Fach- und Lehrkräften wiederholt als hilfreich und unterstützend bei der Auseinandersetzung mit neu- oder weiterentwickelten Konzepten genannt. Gleichzeitig weisen die Ergebnisse der Evaluationsprojekte aber auch darauf hin, dass die gemeinsame Arbeit an einem Konzept der Sprachbildung, Sprach- und Leseförderung nur gelingen kann, wenn zeitliche Ressourcen für den gemeinsamen Austausch zur Verfügung stehen, eine längerfristige Planung und Umsetzung der Maßnahmen möglich ist und das jeweilige Konzept (z. B. curricular) innerhalb der Einrichtung verbindlich verankert und von allen Kolleginnen und Kollegen mitgetragen wird.

Durch die Evaluationen in BiSS wurde zudem deutlich, wie vielfältig die umgesetzten Konzepte und Maßnahmen sowohl in ihrer Gestaltung als auch in ihrem Entwicklungsstand waren und sind. Bereits zu Beginn des BiSS-Programms zeigte sich, dass die Erwartungen an den Entwicklungsstand der in den Verbünden eingesetzten Konzepte möglicherweise zu hoch waren (Henschel et al., 2014) und anstelle einer summativen Überprüfung der Wirksamkeit vor allem formativ ausgerichtete Evaluationsformen in der Praxis benötigt wurden, die auf eine Weiterentwicklung der Maßnahmen abzielen. Daher sah das Evaluationskonzept eine Kombination aus formativ ausgerichteten Evaluations- und Entwicklungsaspekten und summativen Evaluationszielen vor. Die Ergebnisse der durchgeführten Evaluationsprojekte bestätigen, dass diese Kombination sinnvoll war.

Dem formativen Ansatz entsprechend bestand ein zentrales Ergebnis der Evaluationsprojekte darin, die vielfältigen Ausgangslagen und unterschiedlichen Konzepte zu beschreiben und Erkenntnisse darüber zu liefern, wie gut diese in den Verbünden umgesetzt werden, an welchen Stellen aber auch nach wie vor Weiterentwicklungsbedarfe bestehen und wie diese zukünftig bearbeitet werden können. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben gemeinsam mit den Verbünden zahlreiche Anstrengungen unternommen, die eingesetzten Konzepte und Maßnahmen formativ weiterzuentwickeln. Dadurch wurden wichtige Prozesse der Optimierung und Qualitätsentwicklung auf den Weg gebracht, die zukünftig systematisch weitergeführt werden sollten.

Eine verlässliche Überprüfung der Wirksamkeit der Maßnahmen steht jedoch in vielen Fällen weiterhin aus. Die Evaluationsprojekte in BiSS konnten bislang nur sehr vereinzelt Wirksamkeitsanalysen durchführen, deren Ergebnisse aufgrund der oben beschriebenen Rahmenbedingungen oft nur eingeschränkt belastbar und generalisierbar sind. In vielen Projekten deuten die Ergebnisse vor allem darauf hin, dass die Fach- und Lehrkräfte von den Fortbildungen in ihrem sprachförderbezogenen Wissen und Handeln profitiert haben. Zugewinne in den (schrift-)sprachlichen Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen ließen sich über diesen relativ kurzen Evaluationszeitraum und anhand der eingesetzten Testverfahren bislang aber kaum nachweisen. Dies kann neben den zuvor genannten forschungsmethodischen bzw. forschungspraktischen Einschränkungen (z. B. Heterogenität der Konzepte, Stichprobenausfälle) auch damit zusammenhängen, dass die Interventionszeiträume zu kurz waren, um sich nachhaltig im pädagogischen Handeln der Fach- und Lehrkräfte und infolgedessen in den Kompetenzen der Lernenden niederzuschlagen. Hier besteht weiterer Forschungsbedarf. Insbesondere bei der Entscheidung für einen flächendeckenden Einsatz einer Maßnahme sollte ihre Implementation über einen längeren Zeitraum wissenschaftlich begleitet und auch ihre Wirksamkeit längerfristig untersucht werden.

Die Herausforderungen in der Projektdurchführung bei BiSS verdeutlichen zudem, dass in zukünftigen Untersuchungen sowohl die Gestaltung der durchgeführten Maßnahmen als auch die Anlage der wissenschaftlichen Begleitungen optimiert werden sollten. Hierbei dürfte eine stärkere Fokussierung auf Konzepte zielführend sein, die bereits vollständig – vorzugsweise von der Wissenschaft in Abstimmung mit der Praxis – ausgearbeitet vorliegen, damit insbesondere die nachhaltige bzw. längerfristige Wirksamkeit eingesetzter Maßnahmen differenzierter untersucht werden kann (z. B. inwieweit Maßnahmen kompensatorisch wirken und welche Nebeneffekte ggf. auftreten). In diesem Zusammenhang wäre es auch sinnvoll, nicht nur die prinzipielle Wirksamkeit einer Maßnahme zu belegen, sondern ihren wirksamen Kern zu identifizieren, der bei einer Adaption auf spezifische lokale Bedingungen unbedingt erhalten bleiben muss. Auf diese Weise lassen sich Aussagen darüber treffen, wie Sprachbildung, Sprach- und Leseförderung unter vielfältigen lokalen Bedingungen gelingen kann. Dieser Prozess müsste in einer engen Verzahnung zwischen Wissenschaft und Praxis stattfinden und längerfristig angelegt sein. Praxisbegleitende Fortbildungen, Netzwerke und Kommunikationsstrukturen sind dabei ebenso wichtig wie ausreichend Zeit, sich mit der Gestaltung und Umsetzung sprachlicher Bildung und Förderung professionell zu befassen. Für solche weiteren Schritte in Richtung systematischer Sprachbildung, Sprach- und Leseförderung hat das BiSS-Programm wichtige Prozesse angestoßen und durch die länderübergreifende Vernetzung wertvolle Strukturen geschaffen, die zukünftig weiter genutzt und weiterentwickelt werden sollten.

Sprach- und Schriftsprachförderung wirksam gestalten: Evaluation umgesetzter Konzepte

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