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Einleitung
Claudia Kohli Reichenbach / Isabelle Noth
Am 26. November 2012 lud die Theologische Fakultät der Universität Bern zu einer Tagung über religiöse Erwachsenenbildung ein. Getragen wurde die Veranstaltung vom religionspädagogischen Leitungsteam (Walter Hug, Andreas Kessler, Claudia Kohli Reichenbach, Isabelle Noth) der Abteilung für Seelsorge, Religionspsychologie und Religionspädagogik, unterstützt wurde sie von den Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn. Wir widmeten die Tagung der Aufgabe, nach einer theologisch und religionspädagogisch fundierten zeitgenössischen Erwachsenenbildung sowie nach ihrer theoretisch wie praktisch relevanten Profilierung zu fragen. Fachpersonen aus Universität und Kirche sowie zahlreiche PfarrerInnen nahmen die Gelegenheit wahr, in diesem Rahmen ein kirchliches Handlungsfeld zu diskutieren, welches vor grossen Herausforderungen steht und in den letzten Jahren zumindest im akademischen Diskurs wenig bearbeitet wurde. Im vorliegenden Band stellen wir die Tagungsbeiträge einem breiteren interessierten Publikum zur Verfügung. Ergänzt werden die Referate durch Aufsätze weiterer Religionspädagogen bzw. praktischer Theologen (Friedrich Schweitzer, Thomas Schlag, David Plüss).
Ein erster Teil der Publikation fragt nach Zugängen zur religiösen Erwachsenenbildung. Claudia Kohli Reichenbach skizziert den Standort gegenwärtiger religiöser Erwachsenenbildung und beleuchtet subjekt- und biografieorientierte Konzepte, die heute besonders gewichtet werden, im Licht des Rechtfertigungsgeschehens. Jürgen Wolff analysiert die gegenwärtige Praxis, indem er verschiedene religionspädagogische Theoriemodelle seit den 1960er Jahren beizieht und anschliessend einen polyperspektivischen Ansatz entwirft.
Den gegenwärtigen Herausforderungen stellen sich die nächsten beiden Beiträge. Isabelle Noth beleuchtet im Anschluss an die Psychologie der Lebensspanne das mittlere Lebensalter und fragt, wie die spezifischen Ablösungsprozesse und Lebensaufgaben der Generation zwischen zirka 40 und 65 Jahren in religionspädagogischen Konzepten zu berücksichtigen sind. Im Fokus des Beitrags von Daniel Schmid Holz steht die Frage nach der Schwellenhöhe erwachsenenbildnerischer Angebote. Erkenntnisleitend ist für ihn die Tatsache, dass für religiöses Lernen neben Inhalten insbesondere der Zeichengebrauch zentral ist: Gerade in Anbetracht zunehmender persönlicher Entfremdung von der institutionalisierten Kirche nehmen Menschen wahr, wie inszeniert wird.
Schliesslich werden in einem dritten Teil verschiedene (Zukunfts-)Perspektiven entworfen. Monika Jakobs plädiert für eine differenzierte Wahrnehmung der Zielgruppen religiöser Erwachsenenbildung. So ist beispielsweise Milieusensibilität \|\1\| heutzutage gleichsam ein Gebot der Stunde. Für eine hilfreiche Planung und Analyse von Angeboten schlägt die Autorin die Unterscheidung zwischen «Kunden» und «Anhängern» vor. Um Spiritualität als Perspektive für die religiöse Erwachsenenbildung geht es im Beitrag von Stefan Altmeyer. Er begegnet diversen Vorbehalten gegenüber der gegenwärtig gleichsam boomenden Spiritualitätsthematik und entwirft eine Konzeption spiritueller Bildung, der ein reflektiertes Wechselspiel zwischen Individualität und Sozialität (u. a. als geteilte Tradition) zugrunde liegt. Thomas Schlag widmet seinen Beitrag der Suche nach einem kirchlichen und spezifisch reformierten Profil. Er warnt vor einem Rückzug auf marktgängige Themen der Innerlichkeit und Spiritualität und fordert eine öffentliche Positionierung kirchlicher Erwachsenenbildung. Friedrich Schweitzer plädiert für eine veränderte Perspektive auf die Religion Erwachsener. Analog zu Ansätzen einer Kinder- bzw. Jugendtheologie will er die (Laien-)Theologie von Erwachsenen ernst nehmen, sie in erwachsenenbildnerischen Angeboten reflektieren und vertiefen. David Plüss schliesslich verweist auf die engen Verbindungen zwischen Liturgie und Bildung, beleuchtet Bildungseffekte der Liturgie und hat dabei spezifisch auch die Formen liturgischer Kommunikation im Blick.
Religiöse Erwachsenenbildung ist in den gegenwärtigen Umbrüchen der religiösen Landschaft ein zentrales kirchliches, aber auch gesellschaftliches Handlungsfeld. Wir hoffen, dass der vorliegende Band Klärungen schafft und weitere Diskussionen anregt.