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Auf immer größerem Fuß? Veränderung des Wohnflächenkonsums über die Zeit und im Lebensverlauf
ОглавлениеIm Lebensverlauf verändert sich die Nachfrage nach Wohnraum. Die erste selbstbestimmte Wohnentscheidung beginnt mit dem Verlassen des Elternhauses. Der Wohnraumbedarf in jungen Lebensjahren ist inbesondere auf kleine, günstige Wohnungen fokussiert. Dies ändert sich mit steigendem Einkommen und beginnender Familiengründung. Die Nachfrage des Haushalts erhöht sich sowohl hinsichtlich der Qualität als auch der Größe der Wohnung und es wird zunehmend Wohneigentum gebildet. In den darauffolgenden Jahren der beruflichen und wirtschaftlichen Festigung ist die Umzugsmobilität gering und die eigenen Kinder verlassen das Haus. Mit der Ruhestandsphase beginnen Überlegungen hinsichtlich des Alterswohnsitzes. Eventuell wird auch ein Umzug in eine altengerechte Wohnung, die Wohnung der Kinder oder eine Pflegeeinrichtung relevant.
Diese Veränderungen im Wohnkonsum zeigen sich besonders deutlich in der durchschnittlichen Wohnfläche pro Kopf, welche mit dem Alter ansteigt ( Abb. 4). Im Jahr 2018 beispielsweise lag diese unter den über 70-Jährigen bei 68 m2 und war damit mehr als doppekt so hoch wie bei den unter 20-Jährigen, die häufig noch im elterlichen Haushalt wohnen. Die 30- bis 40-Jährigen wohnen auf durchschnittlich 40 m2 pro Kopf. Die Veränderungen des Wohnkonsums im Lebensverlauf werden als Lebenszykluseffekt bezeichnet. Im höheren Alter steigt die durchschnittliche Wohnfläche pro Kopf besonders stark an, was grundsätzlich Teil des Lebenszykluseffekts ist und als Remanenzeffekt bezeichnet wird. Diese Phase beginnt im Durschnitt um das 50. Lebensjahr, wenn die Kinder das Haus verlassen und die Eltern allein zurückbleiben (»Remanenz«). Die Haushalte verändern ihren Wohnkonsum dann in der Regel trotz des gesunkenen Wohnflächenbedarfs nicht mehr, sodass die durchschnittliche Wohnfläche pro Kopf steigt. Außerdem steigt mit hohem Alter der Anteil der Einpersonenhaushalte, da zum Beispiel ein Partner verstirbt. Im Zeitverlauf ist die durchschnittliche Wohnfläche pro Kopf in Deutschland stetig gestiegen: von 35,8 m2 pro Kopf im Jahr 1990 auf 47,9 im Jahr 2018 – ein Anstieg um 34 %. Mit Einschränkungen lässt sich sagen, dass über alle Altersgruppen hinweg über die Zeit mehr Wohnfläche pro Kopf konsumiert wird. Veränderungen innerhalb einer Altersgruppe über die Zeit werden als Kohorteneffekte bezeichnet.
Abb. 4: Durchschnittliche Wohnfläche im Zeit- und Lebensverlauf, Alter: 0–85, 1984–2018. Quelle: SOEP v35, eigene Berechnungen.