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Angespannter Wohnungsmarkt und Strukturveränderungen

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Der Trend eines stetig steigenden Wohnflächenverbrauchs verlief aber nicht linear. Die Wachstumsrate hat sich seit 2010, in dem die durchschnittliche Wohnfläche bereits bei 46,3 m2 lag, deutlich verlangsamt ( Abb. 5).Das liegt jedoch vor allem daran, dass die Wohnfläche pro Kopf unter den Mietern nicht weiter gestiegen ist. Seit 2010 stagniert sie bei knapp über 40 m2. Dagegen stieg sie bei den Eigentümern seitdem ungebremst von 52,2 auf 55,3 m2 im Jahr 2018. Verschiedene Faktoren treiben die asymmetrischen Entwicklungen in der durchschnittlichen Wohnfläche bei Mietern und Eigentümern seit 2010.

Das Ende der 2000er bzw. der Beginn der 2010er Jahre markiert den Beginn eines langanhaltenden Immobilienzyklus mit steigenden Kaufpreisen und Mieten. Der Wohnungsmarkt ist in solchen Phasen in einem gewissen Rahmen in der Lage, einen Teil der erhöhten Nachfrage in sich selbst aufzufangen: Die Zahl der Haushaltsmitglieder erhöht sich, was wiederum die durchschnittliche Wohnfläche pro Kopf senkt. Die Haushalte verringern also ihren Wohnflächenkonsum, um weniger stark von Preissteigerungen betroffen zu sein. Für diese Erklärung spricht, dass die durchschnittliche Wohnfläche pro Kopf unter den Mietern in den Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohnern, die durchweg zu den angespannten Wohnungsmärkten gehören, seit 2010 bis 2018 nicht nur stagnierte, sondern sogar von 40,6 m2 auf 38,2 m2 zurückging. Gleichzeitig ist die Bevölkerung in den Großstädten seit 2010 überproportional stark gewachsen, was den dämpfenden Effekt auf den Durchschnitt über alle Mieterhaushalte noch erhöht.

Auch die Migration spielt eine Rolle ( Abb. 5). Unter den Mietern ist der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund seit 2010 um gut sieben Prozentpunkte gestiegen und lag im Jahr 2018 bei 32 %. Im gleichen Zeitraum ist der Anteil unter den Eigentümern um nur zwei Prozentpunkte angestiegen und lag im Jahr 2018 halb so hoch wie unter den Mietern. Die Wohnfläche pro Kopf hat sich dabei jedoch unter den Mietern mit Migrationshintergrund nicht wesentlich verändert. Menschen mit Migrationshintergrund wohnten im Jahr 2018 also im Durchschnitt nicht kleiner als im Jahr 2010. Die Verschiebung hin zu einem größeren Migrantenanteil unter den Mietern bremst allerdings den Anstieg in der Wohnfläche bei der Gesamtheit der Mieter, da Migranten im Durchschnitt weniger Wohnfläche pro Kopf konsumieren.

Der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund ist in den Großstädten überdurchschnittlich hoch. Es läge also die Vermutung nahe, dass der Rückgang der durchschnittlichen Wohnfläche in den Großstädten allein auf einen überproportionalen Anstieg der Bevölkerung mit Migrationshintergrund zurückzuführen sei. Dem ist jedoch nicht so, denn auch unter der Großstadtbevölkerung ohne Migrationshintergrund ist die Wohnfläche zuletzt rückläufig.


Abb. 5: Durchschnittliche Wohnfläche pro Kopf für ausgewählte Gruppen, 1984–2018. Quelle: SOEP v35, eigene Berechnungen.

Es scheint also so, als würden Veränderungen in der Bevölkerungszusammensetzung und lokale Marktanspannungen den langanhaltenden Trend eines stetig steigenden Wohnflächenkonsums pro Kopf in Teilen der Bevölkerung ausbremsen. Dies zeigt sich auch hinsichtlich der durchschnittlich zur Verfügung stehenden Anzahl an Wohnräumen pro Kopf. In der Gesamtschau ist auch dieser Indikator seit der Wiedervereinigung stetig angestiegen. Im Jahr 1990 standen jedem Einwohner im Durchschnitt 1,5 Räume zur Verfügung, im Jahr 2018 sind es mit 1,9 ein Viertel mehr. Die Entwicklung der durchschnittlichen Wohnfläche und der durchschnittlichen Anzahl an Wohnräumen pro Kopf ist nahezu perfekt miteinander korreliert, soll heißen: Im Zeitverlauf haben sich diese beiden Indikatoren im Gleichlauf entwickelt. Die durchschnittliche Raumzahl stagniert seit 2010 unter den Mietern und liegt bei 1,6. Unter den Eigentümern hingegen ist sie weiter gestiegen und lag im Jahr 2018 bei 2,1 Wohnräumen pro Kopf.

Wohnungsfrage 3.0

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