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„Tyroler“ und „Tyrolerin“ im frühneuzeitlichen Europa
Оглавление„Da in großer Anzahl vor allem Männer […] auf Handelswanderschaft gingen, waren neben den Savoyarden die Tiroler schon den Zeitgenossen weithin ein Begriff“,48 so Gerhard Ammerer.49 Die Eindrücke, die Tiroler*innen auf ihren Reisen hinterließen, fanden als Stereotype auch Eingang in die Literatur.50 Eines der wohl bekanntesten Beispiele in dieser Hinsicht ist Heinrich Heines bissiger Kommentar über die Tiroler*innen, der ganz selbstverständlich voraussetzte, dass seine Leser*innenschaft „diese bunten Deckenverkäufer, diese muntern Tiroler Bua, die wir in ihrem Nationalkostüm herumwandern sehen“, kannte.51
Diese Stereotype wurden von Tiroler Händler*innen und Dienstleister*innen auch selbst zu Vermarktungszwecken aufgegriffen. Sie antizipierten gewisse Erwartungshaltungen ihres Publikums, wie z. B. aus einer zeitgenössischen Replik auf den Spott Heines hervorgeht.52 Dieser wiederum ortete bereits 1828 den kommerziellen Ausverkauf tirolerischer Eigenarten im Ausland und führte dabei die bekannte Zillertaler Sängerfamilie Rainer, die mit ihren Auftritten in Deutschland, England und sogar Nordamerika Tirol weithin bekannt machte, als Beispiel an.53 Ganz ähnlich inszenierte Felix Mitterer Ende des 20. Jahrhunderts einen Zillertaler Wanderhändler des ausgehenden 18. Jahrhunderts: In seinem Stück „Das wunderbare Schicksal“ erblickte er im Handschuhhändler
Abb. 7: Ein mobiler Teppichhändler um 1775, hier auf einem etwas jüngeren colorierten Nachdruck aus Johann Christian Brands Sammlung von „Zeichnungen nach dem gemeinen Volke besonders Der Kaufruf in Wien“ Peter Prosch, der als „Hoftyroler“ im süddeutschen Raum bekannt war und 1789 seine Lebenserinnerungen veröffentlichte,54 „den ersten Fremdenverkehrstiroler“.55