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ОглавлениеDer Chef der Sicherheitspolizei und des SD | Berlin, den 23. Juli 1941 |
IV A 1 – B.Nr. 1 B/41 g.Rs. | [Stempel: Geheime Reichssache!] |
40 Ausfertigungen, 30. Ausfertigung
Ereignismeldung UdSSR Nr. 31
I) Politische Übersicht:
a) Im Reich: Es liegen keine Meldungen vor.
b) Generalgouvernement:
Der Kommandeur der Sipo und des SD für den Distrikt Warschau meldet: Trotz bestehenden Verbotes kehren täglich Angehörige fremder Volksgruppen (Russen und Ukrainer) nach den ehemaligen polnischen Ostgebieten zurück. Die Leiter der Komitees weisen zwar ständig darauf hin, daß das Überschreiten der Grenze verboten sei. Der Übertritt geschieht jedoch immer ohne Kenntnis, und sie erfahren davon immer erst zu spät. Von seiten der Führung der Komitees wird in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, daß diese illegalen Rückwanderer für die deutsche Verwaltung verloren gehen.
c) Jugoslawien:
Der Chef der Einsatzgruppe Belgrad meldet: Am 19.7.41 wurden bei einem Streifendienst in der Nähe von Sopot (40 km von Belgrad entfernt) 5 serbische Gendarmen sowie ein Gemeindevorsteher durch unbekannte Täter erschossen. In der Nacht vom 21. zum 22.7.41 hat eine Bande von 80 Personen mit 6 Maschinengewehren den Ort Kamenica (20 km von Valjevo entfernt) überfallen. 5 serbische Gendarmeriebeamte, der Kommandant und sämtliche Behördenorgane wurden als Geiseln verschleppt. Nach der Explosion in Belgrad am 20.7.41 wurden bei einer Durchsuchung 30 kg Nitroglycerin sowie 100 kg kommunistisches Propagandamaterial, daneben eine Pistole und ein Gewehr mit 100 Schuß Munition gefunden. Es ist der kroatischen Polizei gelungen, in Sibenik, Moravice eine kommunistische Terrorbande auszuheben. Vorgefundenes Material deutet auf eine Zusammenarbeit zwischen Serben und Kommunisten hin. Das bei den kommunistischen Bombenanschlägen in Norddalmatien vorgefundene Sprengmaterial stammt aus Triest. In diesem Zusammenhang wurde festgestellt, daß die Serben in den von den Italienern besetzten Gebieten Dalmatiens ausserordentlich freie Hand haben. Kroatischerseits wird dies als ein weiterer Erpressungsversuch durch die Italiener angesehen.
II) Meldungen der Einsatzgruppen und -kommandos:
Einsatzgruppe A: Standort Nowoselje.
Einsatzgruppenchef meldet, daß mit Panzergruppe 4 und Heeresgruppe Nord genaue Vereinbarungen über den Einsatz in Petersburg getroffen wurden. Die sicherheitspolizeiliche Arbeit und die Sicherung der Stadt ist ebenfalls bereits genau befohlen und die Panzergruppe 4 hiervon verständigt.
Einsatzgruppe B: Standort Borissow.
1) Sonderkommando 7a, Standort Witebsk, meldet: Die Stadt Polozk war systematisch angezündet. Alle Partei-und Verwaltungsbauten restlos ausgebrannt, Bevölkerung kaum vorhanden. EK ging daher nach Witebsk1 weiter. Witebsk noch mehr als Minsk zerstört und zwar ausschließlich durch Brandstiftung der Russen. NKWD-Gebäude und sonstige Verwaltungsbauten völlig ausgebrannt. Lediglich das Parteigebäude war erhalten. Sehr wenige Materialien vorhanden, das zwecks Sichtung zusammengetragen wurde. Der für Witebsk bestimmte Weißruthene zieht im Einvernehmen mit Stadtkommandant weißruthenische Verwaltung auf. Ernährungslage der Stadt sehr schwierig, da Bauern aus der Umgebung nicht liefern. Sie nehmen kein russisches, sondern nur deutsches Geld oder machen Tauschgeschäfte. Elektrizitätswerk zerstört, wenige Brunnen, Industrie, vor allem Textilindustrie, völlig vernichtet. Ein Textilwerk beschäftigte bisher 15000 Personen. Von den bisherigen 170000 Einwohnern waren 50 bis 60000 Juden. Vorherrschende Sprache russisch, nicht weißruthenisch. In dem Landbezirk Witebsk haben Russen Vernichtungsgruppen eingesetzt, die lebenswichtige Betriebe und ganze Städte systematisch vernichten. Diese Vernichtungstrupps sind 10 bis 15 Mann stark und arbeiten mit Komsomolangehörigen zusammen. Bevölkerung hat z. T. Selbstschutz versucht, konnte sich aber nicht durchsetzen, zumal auch Gefängnisse und Irrenhäuser geöffnet wurden. Leiter des Gebietes Witebsk und beauftragter Sowjet war der in der Liste des RSHA genannte Strulow. Er ist flüchtig. Fahndung eingeleitet. Kurz vor Räumung Witebsk durch die Sowjets wurde ein größter Teil der leitenden Persönlichkeiten der Industrie wie auch Arbeiter mittels Eisenbahn nach anderen Gegenden verschickt. Es hat den Anschein, daß die Sowjets alle Industriearbeiter im Wolgagebiet zusammenziehen, um dort eine Industrie aufzubauen bezw. die vorhandene Industrie durch Facharbeiter zu verstärken. Bei Witebsk ist eine russische Kuriermaschine mit äusserst wertvollem Material notgelandet. Es wurde u.a. eine Geheimanweisung des Juden Mechlis, Leiter der politischen Organisation der Roten Armee, über die Bildung von Partisanentruppen gefunden. Weiter ist Stalin’s Sohn aus erster Ehe beim AOK 4 in Gefangenschaft geraten. Er war Oberleutnant der Panzerwaffe. Über militärische Dinge hat er sich bisher nicht geäussert, sondern nur über politische und wirtschaftspolitische Fragen sowie einige interessante Einzelheiten aus dem Leben seines Vaters.2
2) Sonderkommando 7b, Standort Orscha, meldet: Vorauskommando nach Mogilew unterwegs. Bobruisk, Borissow und Loschnicza wurden überholt. In Loschnicza und Umgegend Bevölkerung positive Haltung. In Borissow hatten die Funktionäre einen ungeheuren Druck auf die Bevölkerung ausgeübt. Juden waren hier verhältnismäßig ohne Einfluß.
3) Vorkommando Moskau steht noch in Tolotschino. Die Auskämmung des Kessels Orscha und etwa 30 km östlich Smolensk wird etwa 8 bis 10 Tage in Anspruch nehmen. Die Panzer erhalten Munition und Brennstoff nur durch Flugzeuge. Die Wege nach Smolensk sind nach wie vor stark gefährdet und für schwere Fahrzeuge unbefahrbar.
4) Einsatzkommando 8, Standort Borissow, meldet: Das rückwärtige Heeresgebiet legt seine Ostgrenze bis zur Beresina vor. Teiltrupps des EK sind in Minsk, Sluzk, Bobruisk und, sobald Feindlage es gestattet, auch in Mosyr und Retschiza.
5) Einsatzkommando 9, Standort Wilejka, hat Befehl, nach Wilejka und Molodecno vorzuziehen, um den Bezirk Wilejka sicherheitspolizeilich zu bearbeiten. Ein Nachkommando wird in Wilna zurückbleiben, bis Ablösung durch ein Kommando der Gruppe Stahlecker erfolgt.3
Stimmung und Lage in den besetzten Gebieten: Die politischen Möglichkeiten in den baltischen Staaten, im weißruthenischen Raum und der Ukraine sowie im Kaukasus sind wesentlich bessere als im weiteren Osten und für politische Absichten seitens des Reiches aufnahmefähig. Es ist daher zweckmäßig, die Volkstumsbestrebungen nicht nur dieser Gebiete zu unterstützen, sondern auch bei Antreffen weiterer Völkerschaften diese in ihren Nationalbestrebungen zur Aufspaltung des russischen Einheitsgefühles zu unterstützen. Bei dem Vormarsch in das eigentlich großrussische Gebiet wären propagandistisch nicht mehr Fragen der äusseren Politik, sondern der inneren Politik und Wirtschaft anzuschneiden. Praktisch geschehe dies in der Zuteilung von 1–2 Hektar Land für eigenen Gebrauch an die Bauern, die Aufhebung der Kollektivierung der Viehbestände und ihre Überstellung an die Kolchosbauern sowie vor allen in der Zusage, daß in späterer Zeit die Kolchose ganz aufgelöst würde.4 Wichtig wäre auch die Versorgung im kleinsten Maße mit Gebrauchsgegenständen jeder Art. Ausserdem wird empfohlen, die Bevölkerung, die die deutschen Truppen als Befreier freudig begrüßt hat, gut zu behandeln und ihr nicht durch Requirieren die an sich sehr knappen Lebensmittel oder die letzte Kuh zu nehmen. Es ist noch nirgends beobachtet worden, daß sich die Bevölkerung innerlich an den Bolschewismus gebunden fühle. Die Stimmung der Bevölkerung ist im Großen und Ganzen im Raume Minsk–Bobruisk–Krupka–Witebsk positiv und zuversichtlich. Immer mehr macht sich erhöhte Unsicherheit durch umherstreifende kommunistische Funktionäre und Partisanen bemerkbar. Soweit sie sicherheitspolizeilich erfaßt werden konnten, wurden sie entsprechend behandelt. Von den Funktionären werden offensichtlich auch zahlreiche Gerüchte über die militärische Lage in Umlauf gesetzt.
Das Judentum hatte bisher Zurückhaltung gezeigt. Die scharfen Maßnahmen gegen die Juden, insbesondere die Exekutionen, haben die antideutsche Stimmung nunmehr erheblich gesteigert. Sie versuchen auch aggressiv zu werden. Die Meldungen, daß aus Judenkreisen Greuel-und Hetzpropaganda gegen das Deutsche in die Bevölkerung getragen wird, werden immer zahlreicher.5 Sie versuchen durch Drohungen die Weißruthenen einzuschüchtern, die ihrerseits sich nicht zu Pogromen aufschwingen können.6 Die Juden haben einen Signaldienst eingerichtet, und beim Erscheinen eines Sipo-Kommandos fliehen sie in die umliegenden Wälder und Sümpfe. Im weißruthenischen Siedlungsgebiet leben mindestens anderthalb Millionen Juden; ihre soziologische Struktur ist in den ehemals polnischen und den ehemals sowjetischen Teilen uneinheitlich. Während der Jude im ehemaligen Polen offiziell keine Rolle spielte und als Jude keinen besonderen Schutz genoß,7 fühlte er sich in der Sowjetunion unbedingt als Angehöriger der herrschenden Schicht. Der polnische Jude mußte stets mit judenfeindlichen Kundgebungen der Bevölkerung rechnen; wo er nicht klar in der Überzahl war, hielt er es darum für richtig, zurückhaltend und scheu aufzutreten. Den Sowjetjuden dagegen hatte ein Vierteljahrhundert jüdisch-bolschewistischer Herrschaft dermaßen in seinem Selbstbewußtsein gestärkt, daß er auch noch beim Einzug der deutschen Truppen vielfach nicht nur selbstbewußt, sondern arrogant auftrat. Die von der Einsatzgruppe vorgenommenen Judenliquidierungen haben hierin nach außen einen raschen Wandel herbeigeführt. Trotzdem bleibt der Jude in diesem Gebiet ein nicht ungefährliches feindliches Element; auf Grund seiner Erziehung und Tradition ist er durchaus geeignet und in den meisten Fällen wohl auch willens, auch als aktiver Schädling zu wirken. Eine Lösung der Judenfrage während des Krieges erscheint in diesem Raum undurchführbar, da sie bei der übergroßen Zahl der Juden nur durch Aussiedlung erreicht worden kann.8 Um aber für die nächste Zeit eine tragbare Basis zu schaffen, sind von der Einsatzgruppe B überall, wo sie bisher ihre Arbeit aufnahm, folgende Maßnahmen getroffen worden: In jeder Stadt wurde ein kommissarischer Vorsitzender eines Judenrates eingesetzt und mit der Bildung eines kommissarischen Judenrates aus drei bis zehn Personen beauftragt. Der Judenrat trägt geschlossen die Verantwortung für die Haltung der jüdischen Bevölkerung. Ausserdem mußte er unverzüglich mit der Registrierung der in dem gegebenen Ort wohnhaften Juden beginnen. Darüber hinaus hat der Judenrat Arbeitsgruppen aus sämtlichen männlichen Juden im Alter von 15 bis 55 Jahren zusammenzustellen, die Aufräumungsarbeiten und Arbeitsleistungen für deutsche Behörden und Truppen zu verrichten haben. In den gleichen Altersgrenzen sind auch einige weibliche Arbeitsgruppen aufzustellen. Da der deutsche Soldat nicht immer ohne weiteres in der Lage ist, den Juden von der ortsansässigen nichtjüdischen Bevölkerung zu unterscheiden, und es deswegen zu mancherlei Unzuträglichkeiten kam, ist überall angeordnet worden, daß alle männlichen und weiblichen Juden über 10 Jahren sofort auf Brust und Rücken den gelben Judenfleck zu tragen haben. Der Judenrat untersteht den vorläufigen Stadtkommissaren. Die Posten eines Stadtkommissars wurden mit zuverlässigen Weißruthenen besetzt, die die Einsatzkommandos ausgesucht und vorgeschlagen haben. Als vordringliche und angesichts der großen Zahl der Juden besonders schwierige Aufgabe erscheint ihr Unterbringen im Ghetto. Die Durchführung dieser Aufgabe ist im Gange; überall sind bereits die dafür geeigneten Stadtbezirke im Zusammenwirken mit den Feld-und Ortskommandanten ausgesucht worden.9
Das Wirtschaftsleben ist durch Zerstörungen und Plünderungen zunächst stillgelegt. Einige Betriebe in Minsk und Borissow kommen wieder in Gang. Kolchosenbetriebe durch Requisitionen und Plünderungen gestört. Die Versorgungslage dadurch stark beeinflußt. Geld hat hier zunächst keinen Wert, Zahlungsmittel ist Brot.
Im Wilna-Gebiet hält Spannung zwischen Litauern und Polen an, jedoch kein offener Ausbruch unter Druck der deutschen Wehrmacht. Zahlreiche Gerüchte über bevorstehende Aktionen der Polen im Umlauf. Vier weitere litauische Gruppenbildungen wurden aufgedeckt, die jedoch nach den bisherigen Ermittlungen z. Zt. sich noch nicht aktiv betätigt haben. Bei der Predigtüberwachung in Wilna ist wieder eine allgemein-politische positive Einstellung festzustellen. In Wilna und Umgebung besteht eine jüdisch-polnische Geheimorganisation, die sich die Aufgabe gestellt hat, die Souveränität Polens mit Gewalt wieder herzustellen, Die Organisation, die zahlenmäßig sehr stark sein soll, ist in Sektionen gegliedert und im Stadt-und Landgebiet Wilna verteilt. An Waffen sollen ihr Maschinengewehre, Gewehre, Pistolen und Handgranaten zur Verfügung stehen. Außerdem soll die Organisation im Besitze eines Geheimsenders sein. Ein V-Mann ist in die Organisation eingebaut.
Mit der Aufrollung derselben wird in 2 bis 3 Tagen gerechnet. Mit Befehlshaber rückwärtigen Heeresgebietes besteht völlige Einmütigkeit hinsichtlich Behandlung von Partisanen und Soldaten in Zivil. Große Aktionen unter Beteiligung der Sicherheitspolizei sind eingeleitet. Es erfolgt rücksichtslosestes Vorgehen. Die am 14.7.41 gemeldete Liquidierungszahl von 4234 hat sich bis 19.7. um weitere 3386 erhöht. Nunmehr sind Auflösung der kommunistischen Partei und der kommunistischen Vereinigungen verfügt, Einziehung der Wertsachen, Akten usw. sind sichergestellt. Über alle bei den Ortskommandanturen usw. erfolgten Beschlagnahmen und dergleichen wird die Einsatzgruppe laufend informiert.
Von den Einsatzgruppen C und D liegen keine Meldungen vor.
III) Militärische Ereignisse:
Heeresgruppe Süd:
Feind: In Bessarabien noch vor dem rechten Flügel feindliche Nachhuten. Die Masse hat den Dnjestr nach Osten überschritten. Beiderseits Winniza läßt feindlicher Widerstand nach, weitere rückläufige Bewegungen in ostwärtiger Richtung. An den übrigen Stellen der Ostflanke gegen die Nordfront der vor Kiew stehenden eigenen Truppen abgewehrte Teilangriffe. Vor dem linken Flügel der Heeresgruppe zähe Kämpfe. Starker Widerstand unter Anlehnung an die Befestigungen von Emiltschino. Erreichte Linie: In Bessarabien in flüssiger Verfolgung nach Osten Ketrosy–Tschernewzi–Osarinzy erreicht. Dnjestr–Pripjet: Schargorod–südost. Kopai Gorod–nordwestl. Murata–südostw. Krasnoje–westl. Nemirow– beiderseits Winniza. Panzergruppe: Vorausabteilungen Priluka–Pogrebischtsche. Bewegungen der mot. Verbände durch grundlose Wege behindert. Weitere Pz.-Teile erreichten Monastyrischtsche. Linke Armee: Angriff nach Nordosten fortgesetzt. Makarow erreicht. Wischewitschi und nördl. 45 km nördl. Shitomir beiderseits Baraschi–Serby.
Heeresgruppe Mitte:
Feind: Gegner führte die erwarteten Entlastungsangriffe in Richtung Tschewikow ostw. und südostw. gegen Smolensk. In Gegend südl. Newel ist er durchgebrochen und geht nach Osten zurück. Erreichte Linie: Rechte Armee: Turan–westl. Zytkariey–Paracy–Nov. Bychow–Obidowitschi (bisher 3000 Gefangene, 9 Battr., 21 Panzer erbeutet)–Straße Tschewikow–Mogilew. Angriff auf Mogilew, Brückenköpfe südl. Mogilew gebildet. Weitere Teile erreichten Lenino und Rossana. Rechte Panzergruppe: Teile im Angriff gegen Feind vor Tschewikow–Kritschew–Jelnja (genommen). Linke Panzergruppe: Teile einer Pz.Div. bei Welikije-Luki. Linke Armee: Gegner aus Gegend Rudnja zurückgeworfen. Durchbruchstellen südl. und nordwestl. Newel wurden durch Gegenangriffe geschlossen. Erreichte Linie: 10 km nordwestl. Ljubawitsch–Gorodek–südl. Newel.
Heeresgruppe Nord:
Feind: Vor rechtem Flügel rechter Armee zäher Widerstand. Vor dem linken Flügel Kampf mit vordersten Feindteilen bei Novo Sokolniki. Starker Feind im Zurückgehen auf Welikije-Luki. Erreichte Linie: Rechte Armee: Nördl. Newel–Begunowo–Majewo– westl. Skokowo–westl. Bezamitso. Panzergruppe: Morina–westl. Soltzy–nordwestl. Preobrazenskoje–Niso.
Finnland:
Südostfront: Im Hangö-Abschnitt keine VerÄnderungen. Nördl. des Ladoga-Sees wurde Gegend Harlu erreicht. Kampf um Salmi. Palalatha genommen–20 km ostw. Loimalan. Ostfront: Im Vordringen in Richtung Uchta wurde mit Anfängen der Pistojoki überschritten. Norden: Harter Widerstand verbunden mit Gegenangriffen.
Verteiler:
RFSS und Chef der Deutschen Polizei
Chef der Sicherheitspolizei und des SD
Chef der Ordnungspolizei
OK W-Führungsstab–Oberstleutnant Tippelskirch
Alle Amtschefs
Gruppe II D
Gruppe II A
II A 1
Gruppe II B
II B 2
Gruppe III B
III D 2
Gruppe VI C
IV A 2
IV A 4
IV D, IV D 1, IV D 2, IV D 3, IV D 4
IV E, IV E 5
Einsatznachrichtenführer
Pol.Rat Pommerening
IV A 1 d (5 Reserve)
Aus:BAB, R 58/215
1 In Witebsk im Nordosten Weißrußlands lebten vor dem Zweiten Weltkrieg 50000 Juden. Am 11.7.1941 wurde die Stadt von den Deutschen besetzt; EdH, Bd. 3, S. 1609.
2 Stalins ältester Sohn Jakob Dschugaschwili, geb. 1907, wurde in der Schlacht von Smolensk gefangengenommen u. starb 1943 im KL Sachsenhausen. Himmler persönlich fuhr am 16.7. in einer Pkw-Kolonne zu einer Sammelstelle bei Bialystok, um den prominenten Gefangenen abzuholen u. war aus diesem Grund auch nicht bei Hitlers richtungsweisender Besprechung zur zukünftigen Besatzungspolitik in der Sowjetunion anwesend, Vern. Gustav Lombard v. 31.7.1962, BAL, B 162/5538, Bl. d3.
3 Ein Teilkdo. des EK 3 scheint Wilna erst Anfang Aug. 1941 übernommen zu haben, denn für den 12.8. lassen sich dort erste Erschießungen durch das EK 3 nach weisen; EK3 v. 10.9.1941: Gesamtaufstellung der im Bereich des EK 3 bis jetzt durchgeführten Exekutionen, RGVA, 500–1–25.
4 Zur heiklen u. nie realisierten neuen Agrarordnung: Wilhelm: Die Einsatzgruppe A, S. 419 f.; vgl. Karl Bandt: Management of Agriculture and Food in the German-Occupied and Other Areas of Fortress Europe, Stanford 1953; Christian Gerlach: Die deutsche Agrarreform und die Bevölkerungspolitik in den besetzten sowjetischen Gebieten, in: Christoph Dieckmann/Matthias Hamann/Susanne Heim/Horst Kahrs/Ahlrich Meyer: Besatzung und Bündnis. Deutsche Herrschaftsstrategien in Ost-und Südosteuropa, Berlin-Göttingen 1995, S. 9–60.
5 Wie ideologisch verfärbt diese Information ist, belegt ein zeitgleicher Bericht: „In großen Massen, die in die mehrere Tausend gehen, sind der Aufwiegelung verdächtige Juden erschossen worden. Das Judentum ist infolgedessen eingeschüchtert u. willig“, Wi.In. Mitte an Wi.Stab Ost v. 22.7.1941, BA-MA, RH 22/247.
6 Zur gleichwohl vorhandenen weißrussischen Kollaboration beim Holocaust: Martin C. Dean: Collaboration in the Holocaust. Crimes of the Local Police in Belorussia and Ukraine, 1941–44, Washington 2000; ders.: Microcosmos: Collaboration and Resistance during the Holocaust in the Mir Rayon of Belarus, 1941–1944, in: Gaunt/Levine/Palosuo: Collaboration and Resistance During the Holocaust, S. 223– 259; Leonid Rein: Local Collaboration in the Execution of the „Final Solution“ in Nazi-Occupied Belorussia, in: HGS 20(2006), S. 381–409; Brakel: Unter Rotem Stern und Hakenkreuz, S. 193 ff.
7 Vgl. Werner Benecke: Die Ostgebiete der Zweiten Polnischen Republik. Staatsmacht und öffentliche Ordnung in einer Minderheitenregion, Köln 1999.
8 Fast zeitgleich interpretierte der Ic des Kdo.Stabes RFSS, Hstuf. Rudolf May, die bisher beim Massenmord gemachten Erfahrungen deutlich radikaler. Im Anschluß an eine Erkundungsreise zur HGr. Mitte, in deren Verlauf er sich auch mit Angehörigen der EG B besprochen haben dürfte, notierte May in seinem Bericht: „Ob durch die Vielzahl der Erschießungen männlicher Juden allein das jüd. Problem einer grundsätzlichen Lösung zugeführt werden kann, wird bei den Beteiligten bezweifelt“, Kdo.Stab/Ic v. 28.7.1941: Tätigkeitsbericht Nr. 7 für 20.–27.7., VUA, Kdo.Stab, K.10, A.93. Während Nebe im Juli also noch eine massenhafte Vertreibung der Juden für das geeignete Mittel hielt u. eine Realisierung erst nach einem militärischen Sieg nahelegte, deutete May zumindest die Möglichkeit an, daß die „Endlösung“ eben auch im Sinne einer physischen Vernichtung der Juden geschehen könne. Gleichzeitig warf er die Frage auf, ob nicht auch jüdische Frauen u. Kinder in den begonnenen Massenmord miteinbezogen werden müssten. Beide Formulierungen verdeutlichen, wie intensiv SS-Führer vor Ort in den besetzten Gebieten während dieser entscheidenden Wochen über Praktikabilitätserwägungen im Zusammenhang mit der angestrebten „Endlösung der Judenfrage“ diskutierten; vgl. Cüppers: Wegbereiter der Shoah, S. 137ff.
9 Die Einschätzung, eine „Lösung der Judenfrage“ sei trotz Massenerschießungen u. schärfsten Zwangsmaßnahmen einstweilen, d. h. nach dem Verständnis der zuständigen Entscheidungsträger bis zum Ende des Krieges nicht möglich, findet sich zu dieser Zeit u. später auch bei anderen EG-Kdr.; vgl. Browning/Matthäus: Die Entfesselung der „Endlösung“, S. 431 ff.