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Eine wettbewerbsfähige Industrie

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Ganz grundlegend gilt der Stolz auf die Ökonomie des Landes der Tatsache, dass die ganze Welt mit qualitativ hochwertigen Waren aus Deutschland beliefert wird. Was immer die Kunden an denen jeweils begeistern mag – in den Augen der verantwortlichen Politiker zeichnen sie sich dadurch aus, dass sie alle dasselbe sind: Verkaufsschlager made in Germany, die konkurrierende Anbieter vergleichbarer Gebrauchsartikel erfreulich alt aussehen lassen; ganz selbstverständlich hat die Qualität deutscher Produkte ihr Maß in eroberten Weltmarktanteilen.

Dass die Produkte sich so gut verkaufen, liegt bekanntlich an der wettbewerbsfähigen Industrie, die sie hervorbringt. Dieses Attribut gilt den Liebhabern des Industriestandorts als dessen wichtigstes Qualitätsmerkmal: Die nationalen Anstrengungen zur Hervorbringung des gegenständlichen Reichtums, von dem die Menschheit materiell lebt, haben die Potenz zum erfolgreichen Bestehen eines Konkurrenzkampfs mit ihresgleichen. Erfolgreiche auswärtige Produktionsanstrengungen derselben Art, die ihren Teil zur Versorgung der Menschheit mit nützlichen Gütern leisten, werden da grundsätzlich gar nicht anders in Betracht gezogen denn als gegnerische, die durch ein im Preis-Leistungs-Vergleich überlegenes Warenangebot auf „den Märkten“ gewinnbringend zu schlagen, d.h. ex post ihrer ökonomischen Sinnlosigkeit zu überführen sind.

Dabei lobt sich Deutschland dafür, seine erstklassige „Wettbewerbsfähigkeit“ gerade im Gegensatz zu gewissen fernöstlichen Konkurrenten um den Titel des Exportweltmeisters nicht vorrangig auf dem Wege des Dumpings und miserabler Arbeitsbedingungen – offenbar auch ein verführerisch naheliegendes Konkurrenzmittel – zu erzielen, sondern seinen „Vorsprung durch Technik“ erwirtschaftet zu haben. Wie das geht, mit technisch immer aufwändigeren, immer teureren hochautomatisierten Produktionsstätten Produkte hervorbringen zu lassen, die so preisgünstig sind, dass sie gewinnbringend auf Kosten vergleichbarer Produkte Weltmarktanteile erobern, ist nicht nur kein Geheimnis, sondern der ganze Stolz der Standortverwalter: Dank überlegener Technik wirtschaftet die deutsche Industrie mit weltrekordmäßig niedrigen Lohn-Stückkosten. Aufs Stück gerechnet den Anteil am erarbeiteten geldwerten Reichtum, der in den Händen der Belegschaft landet, auf immer neue Minima zu senken, ist offenkundig der geschätzte Sinn und Zweck des technischen Fortschritts. Der Berufsstand, dem nichts zu schwör ist, schafft es permanent, den progressiven Ausschluss der Arbeiterschaft vom geschaffenen Reichtum in immer mehr Branchen auf Niveaus zu treiben, auf denen die meisten Nationen der Welt – wenn sie die Produktion entsprechender Waren überhaupt hinkriegen – trotz größter Anstrengung in Sachen Lohndrückerei und miesester Beschäftigungsbedingungen einfach nicht mehr mithalten können.

Das Herzstück der deutschen Technologieführerschaft bildet die Abteilung Maschinenbau und Fertigungstechnik mit ihren zahlreichen mittelständischen „hidden champions“, die zum Stolz der Standortverwalter in ihrem jeweiligen Segment Weltmarktführer sind. Die Tatsache, dass sie dauerhaft einen verlässlichen Beitrag zum Exporterfolg leisten, zeigt, wie gut sie sich auf alles Mögliche verstehen, was industrielle Kunden weltweit an Gerätschaften benötigen, um ihre Leistungsangebote auf das stets neueste Niveau von „Konkurrenzfähigkeit“ bringen zu können: Hochtechnologie made in Germany hilft ihren Anwendern die Relation von Umsatzentwicklung und Kosten, die für den Lebensunterhalt ihrer Arbeitskräfte bezahlt werden müssen, ständig zu verbessern, befähigt sie zur Gefährdung von Arbeitsplätzen bei ihren unterlegenen Konkurrenten – und verhilft den deutschen Produzenten von führender Produktionstechnologie zu einer gewinnträchtigen Schlüsselrolle auf den Weltmärkten, weil sie ihnen in Premiumqualität die heißbegehrten Mittel zur Überflüssigmachung von Arbeit – sprich: von deren Bezahlung – liefern.

GegenStandpunkt 3-16

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