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3 Robert Hartig und der Beginn der modernen Wissenschaft über Bäume und deren Krankheiten

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In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Naturwissenschaft der Gegenwart begründet. In der Humanmedizin wurden in dieser Zeit erstmals die Zusammenhänge von Mikroorganismen und bestimmten Krankheiten erkannt. ROBERT KOCH (1843 – 1910) kultivierte den Erreger des Milzbrands außerhalb des Organismus und beschrieb somit lückenlos die Rolle eines Krankheitserregers beim Entstehen einer Krankheit. Die Erkenntnisse von LOUIS PASTEUR (1822 – 1895) ermöglichen seitdem die Haltbarmachung flüssiger Lebensmittel durch kurzzeitiges Erhitzen: die nach ihm benannte Pasteurisierung. Weniger bekannt sind die Arbeiten von ROBERT HARTIG (Abbildung 3), der zeitgleich das Leben von Bäumen und deren Krankheiten untersuchte. Er war auf diesem Gebiet der Pionier.

Abbildung 3: ROBERT HARTIG (aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Hartig)

ROBERT HARTIG wurde 1839 in Braunschweig in einer Försterfamilie geboren. Sein Vater war der als Forstmann und Botaniker bekannte Professor und Forstrat THEODOR HARTIG und sein Großvater GEORG LUDWIG HARTIG, ebenfalls ein bedeutender Forstwissenschaftler. Von Jugend an hörte er zu Hause von forstlichen und naturwissenschaftlichen Zusammenhängen. Er studierte von 1863 bis 1864 Forstwissenschaft in Berlin und war dann in Braunschweig und Hannover in der Forstverwaltung tätig. 1866 promovierte er in Marburg und erhielt 1867 den Ruf an die Forstakademie in Eberswalde, wo er Vorlesungen zur Forstbotanik hielt.

Abbildung 4: Querschnitt eines verletzten Eichenstammes mit Darstellung der verschiedenen Wundreaktionen (aus: R. HARTIG, 1900)


Abbildung 5: Von Polyporus sulphureus zersetztes Holz (aus: R. HARTIG, 1900)

1871 übernahm HARTIG die Leitung der pflanzenphysiologischen Versuchsanstalt und 1878 erhielt er den Ruf als Professor der Forstbotanik an die Ludwig-Maximilians-Universität München, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1901 wirkte.

In Eberswalde und München hatte er durch die damals noch relativ neue Lichtmikroskopie die Zellstrukturen von Wirtspflanzen und Krankheitserregern eingehend untersucht. Damit wurden Krankheitsabläufe in Bäumen erkannt und wertvolle Hinweise für die forstliche Praxis gegeben. ROBERT HARTIG beschrieb erstmals die sog. Buchen-Komplexkrankheit, eine noch heute wirtschaftlich bedeutende Buchenerkrankung. Er forschte zudem über die Ursachen der Tannen-Nadelbräune und die Zerstörung von Bauholz durch den Echten Hausschwamm, über den er 1885 eine Monographie verfasst hatte. Hervorzuheben sind seine Untersuchungen über die Mykorrhiza an Wurzeln von Wald-bäumen. Das von ihm beschriebene und nach ihm benannte Netzwerk der Ektomykorrhiza-Pilze zwischen den Wurzeln heißt seitdem „Hartigsches Netz“. Zu fast allen Fragen der Baumbiologie, Forstwirtschaft und Pathologie findet man Ausführungen in seinen Veröffentlichungen.

Abbildung 6: Von Polyporus dryadeus zersetztes Holz (aus: R. HARTIG, 1900)

Bereits 1874 erschien das erste Buch HARTIGS zum Thema: „Wichtige Krankheiten der Waldbäume. Beiträge zur Mycologie und Phytopathologie für Botaniker und Forstmänner.“ Vier Jahre später folgte „Die Zersetzungserscheinungen des Holzes der Nadelholzbäume und der Eiche in forstlicher, botanischer und chemischer Richtung.“ 1882 wurde sein „Lehrbuch der Baumkrankheiten“ veröffentlicht.

HARTIG hatte die besondere Gabe, die von ihm im Lichtmikroskop beobachteten Strukturen auch zeichnerisch darzustellen. So enthalten seine Bücher hervorragende Grafiken vom Aufbau des Holzes, von pilzbefallenem Holz sowie von Pilzfruchtkörpern und Sporen (Abbildung 4 bis 6). Die Bedeutung dieses Wegbereiters zeigt sich auch darin, dass nahezu hundert Jahre nach der Erstveröffentlichung sein Buch „Wichtige Krankheiten der Waldbäume“ übersetzt wurde und 1975 in der Reihe „Phytopathological Classics“ der „American Phytopathological Society“ erschienen ist. Zudem kam von dem „Lehrbuch der Baumkrankheiten“ 2015 ein Reprint heraus, ebenfalls ein Beleg dafür, dass HARTIGS Arbeiten noch immer bedeutsam sind. ROBERT HARTIG ist somit einer der wesentlichen Begründer der wissenschaftlichen Holzkunde sowie der forstlichen Phytopathologie und hat die Basis für unsere heutige Arbeit gelegt.

Jahrbuch der Baumpflege 2019

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