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5 Konzeptioneller Ansatz, Abwägung und Kosten

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Bei interdisziplinären Hochwasserschutzprojekten treffen, wie bereits erwähnt wurde, nicht selten sehr voneinander abweichende Vorstellungen und Interessen aufeinander. Jedoch sind sich i. d. R. alle Beteiligten und Betroffenen einig, dass die Gewährleistung oder die Herstellung des Hochwasserschutzes oberste Priorität hat.

Die für die Herstellung oder Sicherstellung des Hochwasserschutzes erforderlichen Maßnahmen sind unter Beachtung von gesetzlich verankerten naturschutzfachlichen und landschaftsästhetischen Aspekten umzusetzen. Besonders in städtischen Bereichen sind zahlreiche weitere Vorgaben beim Umgang mit Bäumen zu beachten, wie z. B. Alleenschutz, eine Baumschutzsatzung, ein Grünflächen-/Grünordnungsplan, ein Bebauungsplan, etc.

Abbildung 12: Ablaufdiagramm zur Maßnahmen- und Kompensationsplanung bei Eingriffen durch Maßnahmen an HWS-Anlagen

In Abbildung 12 ist ein Ablaufdiagramm dargestellt, nach welchem das Vorgehen bei Maßnahmen an HWS-Anlagen untergliedert werden kann. Nach Festlegung der Notwendigkeit von Maßnahmen hinsichtlich Standsicherheit, Gebrauchstauglichkeit und Verkehrssicherheit (Prozesse A und B) ist aus der Sicht von Natur- und Umweltschutz sowie Landschaftsästhetik und Städtebild zu beurteilen, ob die betroffenen Gehölze erhaltenswert sind (Prozesse C und D). Bei der Auswahl der technischen Maßnahmen (Prozess E) kann dann eine Anpassung der Maßnahmen erfolgen (Prozess F). Die Anpassung der Maßnahmen hat i. d. R. eine Kostensteigerung zur Folge.

Abschließend ist bei derartigen Projekten der Eingriff zu beurteilen (Prozess G) und zu kompensieren (Prozess H). Hierbei wird i. d. R. versucht, die Kompensation von z. B. Baumfällungen so durchzuführen, dass die Funktion lokal wiederhergestellt wird, was praktisch einer Ersatzpflanzung von Bäumen vor Ort entspricht.

Die Mehrkosten für die Ausbildung von „gehölzresistenten“ Hochwasserschutzanlagen können bei erdbaulichen HWS-Anlagen 50% der Baukosten und bei Mauern über 15% betragen. Wobei bei dieser Schätzung bei Mauern davon ausgegangen wird, dass der Baum die Standsicherheit von relativ massiven Mauern i. d. R. nicht wesentlich beeinflussen kann.

Literatur

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Autor

Dr.-Ing. Ronald Haselsteiner hat als Fachgebietsleiter im Fachbereich Wasserbau ständig mit Hochwasserschutzprojekten und Stauanlagen und somit mit Deichen, Dämmen und Mauern zu tun. Innerhalb seiner Forschungstätigkeit an der TU München und seiner Dissertation 2007 hat er sich insbesondere mit den unterschiedlichen Bewuchsformen und deren Auswirkungen auf und an Deichen beschäftigt. Seit 2005 ist er bei allen deichspezifischen Merkblättern der DWA involviert und versucht auch im Rahmen dieser Tätigkeit den interdisziplinären Dialog mit den anderen Fachgebieten aufrechtzuerhalten.


Dr.-Ing. Ronald Haselsteiner

Björnsen Beratende Ingenieure GmbH

Fachgebietsleiter Wasserbau

Maria Trost 3

56070 Koblenz

Tel. (0261) 8851 359

r.haselsteiner@bjoernsen.de

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