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Befreiung

1. Elisabeth Jünemann

Die christlich-sozialethische „Option für die Armen“ verbindet sich spätestens seit der Theologie der Befreiung mit dem Auftrag zu deren „Befreiung“ – im doppelten Sinn: Befreiung des Menschen von Hunger, von Existenzangst, von Ohnmacht, von Ausgrenzung; vor allem aber Befreiung von deren Ursachen.

Freiheit wird im Sinne der Katholischen Soziallehre verstanden als „soziale Freiheit“. Das Recht des Menschen auf Freiheit ist kein bloßes Abwehrrecht, sondern immer auch ein Recht auf Gestaltungsmöglichkeit. Armut verhindert soziale Freiheit: Sie behindert direkt die Verwirklichung von Lebenschancen. Und sie verweigert Strukturen, die es ermöglichen, sich frei ins gesellschaftliche Ganze zu integrieren.

Papst Franziskus erinnert in der Tradition der Soziallehre und mit der Befreiungstheologie daran, „Werkzeug Gottes für die Befreiung und die Förderung der Armen zu sein, sodass sie sich vollkommen in die Gesellschaft einfügen können.“ (EG 187)

2. Franz Helm

Befreiung ist ein Prozess, der nie aufhört und der jeden Menschen betrifft. Auf persönlicher Ebene geht es um die Überwindung von Entfremdung, Abhängigkeiten, Schuld und Unterdrückung.

Untrennbar damit verbunden ist die Herausforderung der Befreiung im gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Bereich. Denn die persönliche Situation ist wesentlich mitbestimmt von gesellschaftlichen Verhältnissen. Insbesondere trifft das auf Menschen zu, die in Armut und Elend leben müssen. Ihre Situation hat fast immer strukturelle Ursachen. Daher sprechen Befreiungstheologie und katholische Soziallehre von „Strukturen der Sünde“, die bekämpft und überwunden werden müssen. Die Befreiung der Armen aus Elend und Unterdrückung setzt notwendigerweise den Einsatz für die Veränderung ungerechter Strukturen voraus.

Der in der Bibel geoffenbarte Gott ist ein befreiender Gott, der Lebensraum für seine Kinder schafft und erhält. Diesen Lebensraum als „MitarbeiterInnen Gottes“ zu schaffen und zu sichern, ist bleibende Aufgabe einer „Kirche für und mit den Armen“, ja aller ChristInnen.

3. Regina Polak

Die Heilige Schrift ist ein Zeugnis der Befreiungsgeschichte der Menschheit durch Gott. So erzählt der Exodus von der Befreiung der Israeliten und „eines großen Haufens anderer Leute“ (Ex 12,38) aus Ägypten – einer religiös-politischen Ordnung, die von der Unterdrückung der Armen lebte.

Mit der Auferstehung des Jesus von Nazareth wiederum wird die Menschheit von der Angst vor dem Tod befreit, die der Sünde Kraft verleiht. – Befreiung beschreibt eine zentrale Dimension der Erlösung und des Heiles, die Gott den Menschen zusagt. Befreit werden soll der Mensch von allen Mächten, die seine äußere und innere Freiheit bedrohen: von den äußeren Zwängen sozialer, politischer und ökonomischer Unterdrückung; aber auch von inneren Abhängigkeiten und Besessenheiten, von Angst, Schuld und Sünde, vom Aberglauben an vergöttlichte irdische Wirklichkeiten, denen sich Menschen allzu bereitwillig unterwerfen, wie z.B. Sicherheit, Macht, Erfolg, Konsum.

Erst die Befreiung von diesen Übeln ermöglicht wahrhaftige Liebe zu Gott und den Menschen und den Einsatz für eine gerechte Welt. Gottes Befreiungsgeschichte richtet sich zuerst an die Armen. Aber auch die Reichen müssen befreit werden. Nur so kann gemeinsam eine neue, andere und gerechte Gesellschaft aufgebaut werden, in der es keine Armen geben sollte (Dtn 15,4).

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