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ОглавлениеVorwort
I.
Der Theologie geht es als wissenschaftlicher Disziplin auf den ersten Blick gar nicht schlecht. Sie funktioniert kirchlich wie universitär leidlich gut. Die einschlägigen Empfehlungen des Deutschen Wissenschaftsrates aus dem Jahre 2010 haben ihre Stellung eher gestärkt und nicht die Verabschiedung der christlichen, sondern die Integration neuer Theologien, etwa der islamischen, in das Wissenschaftssystem empfohlen.
Deshalb lautete die Frage des hier dokumentierten Symposiums auch nicht diagnostisch „Woran leidet die Theologie?“ oder therapeutisch „Was hilft der Theologie?“, sondern „Was fehlt der (katholischen) Theologie?“. Diese Frage konstatiert keine Krise, sondern sucht eine und setzt dabei voraus, diese Frage weder für sinnlos zu halten, noch vor möglichen Konsequenzen der Antworten Angst zu haben. Ein Experiment ist diese Frage aber allemal.
Nun ist offenkundig, dass die Frage nach Leerstellen einen Horizont voraussetzt, innerhalb dessen sie erkennbar werden. Es geht darum, wie man sich Theologie auch vorstellen könnte, darum, über das gegebene Design der Theologie hinaus zu denken und jenen „Möglichkeitsraum“ zu öffnen, der sich nicht an dem orientiert, was ist und nahe liegt, sondern an dem, was sein könnte und begründet sein sollte. Solche Erwartungshorizonte können entweder zu eng sein, dann wiederholen sie wohlfeile Wünschbarkeiten, oder zu weit, dann zeichnen sie Kreise, die von niemandem zu durchschreiten sind.
Dazwischen sollte das Symposium angesiedelt sein. Es ging um Beiträge und Statements, in denen essayistisch, experimentell, gewagt ausgelotet wird, was der katholischen Theologie in unseren Breiten gegenwärtig bezogen auf ihren Gegenstand und bezogen auf ihre grundlegende Aufgabe im Volk Gottes fehlt. Die vorliegenden Beiträge spiegeln in Thematik und Genus diese Bandbreite wider.
Es war eine der guten Erfahrungen des Symposiums, dass es gelang, die inhaltlich wie stilistisch bisweilen provokativen Antworten bei ihren Stärken zu nehmen: deren grundlegende war, tatsächlich etwas aufzubrechen und hervorzurufen. Dafür sei nicht nur den Referentinnen und Referenten, sondern auch allen Teilnehmern und Teilnehmerinnen des Symposiums herzlich gedankt.
II.
Ein wissenschaftliches Symposium zum Thema „Was fehlt? – Leerstellen der Theologie in spätmodernen Zeiten“ zu Ehren von Prof. Dr. em. Alexius J. Bucher in Zusammenarbeit mit dem Institut für Pastoraltheologie und Pastoralpsychologie der Universität Graz, dem Institut zur interdisziplinären und interkulturellen Erforschung von Phänomenen sozialer Exklusion (ISIS) und der Fakultät für Soziale Arbeit der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt bildete einen guten Rahmen, Leerstellen der Theologie nicht nur aus der Sicht der Theologie, sondern im interdisziplinären Diskurs zu suchen und zu erfragen.
Die Kooperation gilt vor allem dem geehrten Alexius J. Bucher. Das Seminar „Armut-Ethik-Befreiung“, das im Rahmen des von Raúl Fornet-Betancourt begründeten Philosophischen Dialogprogramms im April 1995 stattfand, war der Startpunkt einer langjährigen Zusammenarbeit zwischen der Fakultät für Soziale Arbeit und dem Geehrten. In seinem damaligen Beitrag „Kirche fordert Armut – Armut fordert Kirche“ thematisierte er die weltweite Armut als Herausforderung für die Kirche, eine heute noch aktuellere Herausforderung.
Diese Zusammenarbeit setzte sich im Rahmen des 1998 gegründeten Instituts ISIS, zunächst unter der Vorstandschaft von Prof. Dr. Horst Sing (Fakultät für Soziale Arbeit) und Alexius J. Bucher und inzwischen unter der Vorstandschaft von Prof. Dr. Dr. Raúl Fornet-Betancourt und Dr. Monika Pfaller-Rott (Fakultät für Soziale Arbeit) in weiteren Tagungen fort.
III.
Für die Zusammenarbeit mit ISIS und die Unterstützung des Symposiums danken wir Raúl Fornet-Betancourt sehr, der nicht nur dem Geehrten, sondern auch der Fakultät für Soziale Arbeit seit über dreißig Jahren in Lehre und Forschung durch zahlreiche Tagungen und Veröffentlichungen verbunden ist.
Die Herausgeber danken sehr herzlich zudem Herrn Dipl. Theol. Patrick Kummer MA, Eichstätt, der mit großer Sorgfalt die redaktionelle Arbeit besorgte und eine verlagsgerechte Druckvorlage erstellte. Frau Ingrid Hable MA, Graz, las Korrektur, auch hierfür unseren besten Dank.
Eichstätt/Graz, im Juni 2015
Renate Oxenknecht-Witzsch | Rainer Bucher |