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2.5 Missionarische Jugendarbeit ermöglicht und handelt in Beziehungen

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Missionarische Jugendarbeit handelt überdies zutiefst beziehungsorientiert, wie Ilg am Beispiel von Jugendfreizeiten herausarbeitet: „Die besondere Qualität der Jugendarbeit zeigt sich an der pädagogischen Ausrichtung und der Beziehungsorientierung gemeinnütziger Angebote“ (Ilg 2013: 14). Diese Beziehungsorientierung meint in der Praxis sämtliche Bemühungen und Aktivitäten, die zur Herstellung und Weiterführung eines persönlichen Kontakts zu den jungen Menschen eingebracht werden. Sie ist gleichermaßen Voraussetzung und Begleiterscheinung der Jugendarbeit und schafft Räume, damit autonome Individuen sich in Gruppen und Freundschaftsbeziehungen erleben können und Gemeinschaft erfahren (vgl. Schröder 2013: 427). Dabei ist der Begriff der „Beziehungsarbeit“ nicht unumstritten, steht er häufig doch unter dem Verdacht einer „Kuschelpädagogik“, die eine inhaltliche Auseinandersetzung mit pädagogischen Zielen zu vermeiden sucht. Für die missionarische Kinder- und Jugendarbeit ist dieser Vorwurf aus konzeptioneller Perspektive jedoch nicht haltbar, da ein Handeln in Beziehungen und die Reflexion darüber, wie mit den Jugendlichen in Kontakt getreten wird, grundlegend für die Qualität der Arbeit in der Praxis sind. Darüber hinaus ist die Beziehungsorientierung zentral, um jungen Menschen in herausfordernderen Lebenssituationen (Pubertät, Armut etc.) durch die Beziehungen „Halt“ zu geben, denn „[d]iese Funktion können die Eltern für Jugendliche in der Ablösephase nicht mehr so ausfüllen wie zu Zeiten der Kindheit. Von den Gleichaltrigen kann die Funktion nur bedingt übernommen werden, denn die gleich Gesinnten und ähnlich Fühlenden sind von eigenen Verunsicherungen erfasst und deswegen nur begrenzt in der Lage, Halt und Rückhalt zu bieten“ (Schröder 2013: 428). Damit dies aber gelingt, gilt es, tragfähige Beziehungen herzustellen, die durch Verlässlichkeit und Authentizität geprägt sind und auf diese Weise kontinuierliche Begleitung, Förderung und Unterstützung bieten (vgl. Zimmermann 2014: 262). Neben der Perspektive einer Ermöglichung von Gemeinschaftserfahrungen, Freundschaften und Beziehungen der Teilnehmenden untereinander ist die Perspektive der Hauptamtlichen zu unterscheiden: Sie gestalten Beziehungen zunächst im Kontext ihres professionellen pädagogischen Handelns und nehmen dazu eine eher unpersönliche Rolle ein (hier: die des/der hauptamtlichen Jugendleiters/Jugendleiterin), ist in gewisser Weise austauschbar und „hat auch dann noch Bestand, wenn die Rollen mit verschiedenen Personen besetzt werden“, etwa bei einem Stellenwechsel (Böhle et al. 2012: 187). Darüber hinaus sind Hauptberufliche in der missionarischen Jugendarbeit aber auch darauf angewiesen, dass sie von jungen Menschen als authentisch und nahbar empfunden werden, sodass sie in spezifischer Weise als Person gefordert sind. Nicht zuletzt ist das missionarische Anliegen zuallererst eine persönliche Motivation und intendiert daher auch eine persönliche Haltung. Daher enthält eine professionelle Beziehung in der missionarischen Jugendarbeit neben der austauschbaren Rollenbeziehung unweigerlich Elemente einer persönlichen Beziehung. Das gilt insbesondere für Jugendliche, die aus instabilen Lebenskontexten stammen oder die in ihrem Leben keine guten Erfahrungen mit Erwachsenen gemacht haben (Delmas 2009; Zimmermann 2014). Insofern sind Hauptberufliche herausgefordert, eine Beziehung zu den Jugendlichen aufzubauen, die durch ein ernsthaftes und glaubwürdiges Interesse an der Lebenssituation und den Fragen der Jugendlichen geprägt ist, indem sie sich mit ihren Fragen, Antworten, Werten und Erfahrungen in die Beziehung einbringen. „Erfahrungen zeigen, dass vor allem persönliche Beziehungen und das Gemeinschaftsgefüge einer Gruppe sowie die Lebensweltbezogenheit und die biografische Relevanz der Glaubensinhalte bedeutsam im Sinne des missionarischen Anliegens sind“ (Kißkalt 2013: 418).

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