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ОглавлениеEinleitung in das Handbuch missionarische Jugendarbeit
Florian Karcher, Germo Zimmermann
Der Anlass – Missionarische Jugendarbeit im Aufbruch
Missionarische Jugendarbeit befindet sich im Aufbruch. In den vergangenen Jahrhunderten ist die Praxis der missionarischen Jugendarbeit immer wieder herausgefordert gewesen, die aktuellen gesellschaftlichen Veränderungsprozesse ernst zu nehmen und zu prüfen, wie sie ihrem Sendungsauftrag hin zu jungen Menschen nachkommen kann. Dennoch scheinen die gegenwärtigen Herausforderungen der postmodernen Multioptionsgesellschaft, die durch Individualisierung, Globalisierung und Pluralisierung gekennzeichnet ist, größer bzw. weitreichender als alle anderen zuvor. Für die Praxis vor Ort bedeutet das, neue Antworten auf veränderte Lebenslagen zu finden. Junge Menschen dort zu erreichen, wo sie im 21. Jahrhundert anzutreffen sind – mit ihren Problem, Sorgen und Nöten, aber auch mit ihren Fragen, Hoffnungen und Sehnsüchten.
Auch im wissenschaftlichen Diskurs ist dieser Aufbruch zu beobachten: Nachdem missionarische Jugendarbeit hier lange Zeit nur am Rande bearbeitet wurde, und es zu Konzepten, Theorien und Praxis des missionarischen Handelns so gut wie keine wissenschaftliche Reflexion gab, entstehen derzeit punktuell Promotionen, Habilitationen und kleinere Forschungsarbeiten zu Themen und Fragen missionarischer Jugendarbeit. Ebenso bieten Hochschulen in (privater) Trägerschaft von missionarischen Jugendverbänden und Werken Studiengänge in der Schnittmenge von Sozialer Arbeit und Religionspädagogik bzw. Theologie an und bringen sich mit ihrem Deutungshorizont in den wissenschaftlichen Diskurs ein.
Dabei ist die Frage des missionarischen Handelns nicht unumstritten. In gesellschaftlichen und innerkirchlichen Diskussionen wurde und wird deutlich, dass Mission einerseits zwar zum Kernauftrag der Kirchen gehört, andererseits der Begriff an sich jedoch historisch und gesellschaftlich kritisch betrachtet wurde, ja kritisch betrachtet werden muss: Denn wenn mit „Mission“ Imperialismus, Intoleranz und Vereinnahmung assoziiert werden, ist ein obsoletes Missionsverständnis im Blick. In diesem Handbuch plädieren wir für ein umfassendes, mehrdimensionales Missionsverständnis, das neben dem missionarischen auch den sozial-diakonischen Auftrag ins Zentrum des Handelns rückt. Insofern muss immer inhaltlich bestimmt werden, was gemeint ist, wenn von Mission die Rede ist (vgl. Karcher/Zimmermann „Was ist missionarische Jugendarbeit?“ in diesem Band).
Ziel und Zielgruppe
Das Ziel dieses ersten Bandes in der Reihe „Beiträge zur missionarischen Jugendarbeit“ (BMJ) im Neukirchener Verlag besteht darin, eine erste theoretische und gleichzeitig praxisnahe Aufarbeitung der Grundfragen und Herausforderungen missionarischer Jugendarbeit – aber auch ihrer Formen und Konzepte – zu liefern. Unser Anspruch ist es, den aktuellen Diskussions- und Erkenntnisstand dieses Ansatzes von Jugendarbeit widerzuspiegeln und in entsprechende Konzepte einzuführen. Gleichzeitig wollen wir ebenfalls die aktuellen Herausforderungen missionarischer Jugendarbeit aufzeigen. Durch diese doppelte Perspektive haben wir gleichermaßen die Praxis als auch die Wissenschaft im Fokus:
Der Praxis möchten wir die Möglichkeit bieten, das eigene (missionarische) Handeln fachlich und methodisch adäquat zu begründen, damit eine Weiterentwicklung ihrer selbst auf Basis der religions- und sozialpädagogischen Theorien im ersten Teil dieses Handbuchs ermöglicht werden kann.
Ebenso möchten wir uns in den wissenschaftlichen Diskurs einbringen und das Konzept der missionarischen Jugendarbeit auf theoretischer Ebene reflektieren und für die Wissenschaft anschlussfähig machen. In dieser Perspektive suchen wir den fruchtbaren Dialog mit angrenzenden Themengebieten und anderen Ansätzen bzw. Konzepten der Jugendarbeit.
Deshalb richtet sich unser Handbuch sowohl an haupt- als auch ehrenamtliche Praktiker/-innen der Kinder- und Jugendarbeit, die die eigene Arbeit fachlich reflektieren wollen und Formen und Konzepte für die missionarische Jugendarbeit entwickeln. Darüber hinaus sind Wissenschaftler/-innen im Blick, die im Feld oder angrenzenden Disziplinen wissenschaftlich arbeiten, forschen und lehren. Überdies zählen auch Studierende an missionarischen Ausbildungsstätten und (Fach-)Hochschulen sowie Personen in Fort- und Weiterbildungen zur Zielgruppe dieses Handbuchs. Um diesem Spagat gerecht zu werden, haben wir uns bemüht, ein fachlich hohes Niveau und gleichzeitig eine allgemeine Verständlichkeit in den Beiträgen zu gewährleisten.
Dabei verfolgen wir mit diesem Handbuch einen interdisziplinären Ansatz. So werden Autor/-innen unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen, wie etwa der Theologie, Psychologie, Geschichtswissenschaften, Medienpädagogik, Erziehungswissenschaften, Sozialen Arbeit usw., vereint und bringen ihre jeweiligen Deutungsperspektiven ein. Überdies sind die Beiträge – neben den Autor/-innen aus der Wissenschaft – auch von Praktiker/-innen der Jugendarbeit geschrieben und allein schon deshalb unterschiedlich in Vorgehensweise, Stil und Sprache. Mit dieser bewusst sehr heterogenen Autor/-innenenschaft hoffen wir beiden Zielgruppen gleichermaßen gerecht werden zu können und einen Beitrag für das Gros der missionarischen Jugendarbeit zu liefern.
Die Fragen der missionarischen Jugendarbeit kennen keine konfessionellen Grenzen – was eint, ist der gemeinsame Auftrag, die Botschaft des Evangeliums jungen Menschen zu vermitteln und vorzuleben. Daher vereint dieses Handbuch ebenso Autor/-innen aus der katholischen und evangelischen Kirche wie auch solche aus den evangelischen Freikirchen. Mit diesem überkonfessionellen Ansatz wollen wir bewusst unterschiedliche theologische Standpunkte in den Diskurs einbringen und innerkirchlich eine kritische Auseinandersetzung fördern.
Gliederung des vorliegenden Bandes
Das Handbuch gliedert sich in drei Teile:
Im ersten Teil setzen sich die Autor/-innen mit den zentralen Grundlagen missionarischer Jugendarbeit auseinander. Dabei geht es um Begriffsklärungen, eine historische Einordnung sowie um eine theologische bzw. sozialwissenschaftliche Grundlegung des Themas.
Im zweiten Teil werden aktuelle Herausforderungen missionarischer Jugendarbeit präsentiert und diskutiert. Hier explizieren die Autor/ -innen die gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklungen, die eben auch die missionarische Jugendarbeit betreffen, und entwickeln Perspektiven zum Umgang und zur Gestaltung in der Praxis.
Der dritte Teil zeigt dann verschiedene Konzepte und Formen als „good practice“ der missionarischen Jugendarbeit auf, sodass unterschiedliche Arbeitsbereiche und deren Ansätze und Methoden aufgezeigt und kritisch reflektiert werden.
Auch wenn mit diesem Handbuch der Versuch unternommen wurde, einen möglichst breiten Überblick zur Theorie und Praxis der missionarischen Jugendarbeit zu geben, können wir keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Über die Themen dieses ersten Bandes hinaus ergeben sich zahlreiche Grundfragen und Herausforderungen – wie etwa die Fragen um Inklusion in der Jugendarbeit, um das Thema Flüchtlinge etc. –, die hier aus Platzgründen nicht bearbeitet werden konnten. Dennoch hoffen wir mit diesem Handbuch einen ersten Beitrag zur Bearbeitung des Themas zu leisten und sind gespannt auf kritische Rückmeldungen aus Wissenschaft und Praxis.
Dank der Herausgeber
Mit der Begründung der Reihe „Beträge zur missionarischen Jugendarbeit“ (BMJ) im Neukirchener Verlag haben wir als Herausgeber des ersten Bandes auf vielfältige Weise Unterstützung erfahren, für die wir an dieser Stelle einzelnen Personen namentlich danken möchten.
Zunächst sind wir Lena Carstens (studentische Mitarbeiterin am Institut für missionarische Jugendarbeit der CVJM-Hochschule Kassel) zum Dank verpflichtet. Sie hat das gesamte Projekt von Beginn an als Publikationsassistentin begleitet. Durch ihr außerordentliches Engagement und ihre Unterstützung in organisatorischer, formaler und auch inhaltlicher Hinsicht ist diese Publikation erst möglich geworden.
Darüber hinaus danken wir allen Autor/-innen, die – meist neben vielen anderen Aufgaben ihres Dienstes in Wissenschaft und Praxis – ihre Kompetenz und vor allem auch Zeit in die vielfältigen Beiträge investiert haben. Danke, für alles fristgerechte Einreichen der Beiträge, für jedes kreative Mitdenken, für inhaltliche Diskussionen und das Ringen um eine für die heterogene Zielgruppe angemessene Wortwahl.
Einen wesentlichen Beitrag zur Qualität des Handbuchs haben auch die Lektor/-innen geleistet, denen wir für die inhaltlichen Rückmeldungen und Überarbeitungen herzlich danken: Dieter Braun, Andreas Getfert, Karsten Hüttmann, Ursel Luh-Maier und Prof. Dr. Ulrike Treusch. Dr. Dr. Roland Werner gilt hier ein besonderer Dank, da er in der „heißen“ Endphase des Lektorats nochmals inhaltliches wie auch stilistisches Feedback gegeben hat.
Wir danken der Neukirchener Verlagsgesellschaft für die Bereitschaft, eine Reihe zur missionarischen Jugendarbeit in das Programm aufzunehmen. Ebenso danken wir für die Begleitung bei der Konzeption und Umsetzung dieses Handbuchs (hervorzuheben sei an dieser Stelle Ruth Atkinson).
Unser Dank gilt darüber hinaus auch unseren Familien, die uns bei diesem zeit- und arbeitsaufwendigen Projekt unterstützt und motiviert haben.
Zuletzt bedanken wir uns bei allen ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter/-innen in der missionarischen Jugendarbeit: Danke, dass ihr mit viel Engagement die Sache des Evangeliums vorantreibt und euch für junge Menschen einsetzt! Euch sei dieses Buch gewidmet, in der Hoffnung, dass die theologische, pädagogische, theoretische und konzeptionelle Diskussion als auch Praxis der missionarischen Jugendarbeit durch dieses Handbuch nachhaltig bereichert wird.
Kassel, im September 2015
Florian Karcher und Germo Zimmermann