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3.1 martyria: Missionarische Jugendarbeit bezeugt das Evangelium von Jesus Christus
ОглавлениеDie erste Dimension missionarischer Jugendarbeit martyria (μαρτυρία) meint die umfassende Verkündung und Verbreitung des Evangeliums von Jesus Christus. Als zentrale, aber keineswegs einzige Form der Kommunikation des Evangeliums gehört die Verkündigung, im Sinne einer Wortverkündigung (vgl. Engemann 2014: 18), fest zur Praxis der missionarischen Jugendarbeit. Ob als Predigten in Jugendgottesdiensten, Andachten in Gruppenstunden oder evangelistischen Ansprachen im Rahmen von Jugendevangelisationen, spielt die mündliche Verkündigung in vielen Angeboten missionarischer Jugendarbeit nach wie vor eine große Rolle.
Verkündigung in der Jugendarbeit zeichnet sich besonders dadurch aus, dass sie in den allermeisten Fällen Laienverkündigung ist und so eine ganz besondere Rolle für die reformatorische Forderung nach dem Priestertum aller Glaubenden innerhalb der Kirche einnimmt. Auch wenn theologisch ausgebildetes Personal im Rahmen von Jugendarbeit gelegentlich zu Wort kommt, so sind es doch oftmals die jungen Ehrenamtlichen oder die Adressaten der Jugendarbeit selbst, die hier verkündigen. Es ist kaum gewagt, die These aufzustellen, dass in keinem anderen Bereich des kirchlichen Handelns der Anteil der ehrenamtlichen Verkündigung so hoch ist wie in der Kinder- und Jugendarbeit. Die Gefahr einer theologischen Unschärfe, ja sogar Missinterpretation der biblischen Botschaft, ist hier grundsätzlich gegeben. Gerade deshalb ist die theologische Ausbildung und Qualifikation der Ehrenamtlichen von großer Relevanz (vgl. paideia). Im Unterschied zu hauptberuflichen Fachkräften kann die ehrenamtliche Verkündigung Jugendliche aufgrund der hohen Nähe zu deren Lebenswelt besser erreichen und ist daher in vielen Fällen für die Jugendlichen verständlicher. Aus diesem Grund ist die Laienverkündigung innerhalb der missionarischen Jugendarbeit zu stärken und der Wert dieser lebensnahen Verkündigung dem theologischen Anspruch voranzustellen, ohne diesen prinzipiell nicht aufzugeben.4 Dieser Ansatz schlägt sich bspw. in dem religionspädagogischen Konzept der Jugendtheologie wieder (Schlag/Schweitzer 2012). Auch kann auf die konzeptionelle Weiterentwicklung des Jugendevangelisationsformats JesusHouse (www.jesushouse.de) verwiesen werden: Hier wurde das Konzept von einer Zentralveranstaltung hin zu zusätzlichen lokalen Veranstaltungen unter Einbeziehung örtlicher Jugendarbeiten und Gemeinden weiterentwickelt, um einerseits einen höheren Lebensweltbezug und andererseits mehr Einbeziehungsmöglichkeiten für die Jugendlichen zu erreichen.
Die Formen der Wortverkündigung in der missionarischen Jugendarbeit sind vielfältig und reichen vom Erzählen biblischer Geschichten über Lied- oder Gegenstandsandachten hin zu exegetischen Auslegungen (Bibelarbeiten) oder evangelistischen Zuspitzungen (sog. Aufrufen). Ihre inhaltliche Ausrichtung ist in vielen Fällen dem und der Verkündiger/-in überlassen und richtet sich nur in manchen Fällen an Vorgaben (z. B. Pläne für den Kindergottesdienst). In anderen Fällen sind die Jugendlichen in die Themenwahl einbezogen. Die subjektive Themenwahl birgt die Gefahr einer eklektischen Auswahl und führt, wie in der Praxis beobachtet werden kann, manchmal zu einer thematischen Einseitigkeit. Das Bezeugen des Evangeliums kann aber auch unabhängig von Themen und biblischen Texten in Form von Lebenszeugnissen und Erfahrungsberichten geschehen. Zudem finden viele kreative Methoden der Auseinandersetzung mit dem biblischen Zeugnis in der missionarischen Jugendarbeit ihren Platz.5
Punktuell ist eine Überbetonung dieser Praxisform missionarischer Jugendarbeit zu beobachten. Nicht nur deshalb ist an dieser Stelle auch auf die Grenzen hinzuweisen: Auch wenn es partizipative Formen gibt, ist Wortverkündigung didaktisch sehr einseitig und hebt sich so von vielen anderen Aktivitäten innerhalb der Jugendarbeit, die stärker auf Interaktion ausgerichtet sind, ab. Wortverkündigung steht somit in der Gefahr, von Jugendlichen als langweilig oder aufgesetzt empfunden zu werden. Sie muss daher gut in das Gesamtsetting der entsprechenden Angebote eingebunden werden. Nur so können ihr hoher Wert und ihre Stärke zum Tragen kommen. Sie bietet die Möglichkeit, Jugendlichen in kurzer Zeit kompakt das Evangelium zu bezeugen und die christliche Botschaft zu vermitteln. Ansprechend gestaltet können junge Menschen so zum Nachdenken oder dazu gebracht werden, einen eigenen Standpunkt zu entwickeln bzw. eine Entscheidung für den christlichen Glauben zu finden. Entscheidend dürfte dabei sein, ob junge Menschen den Inhalt und die Form der Verkündigung als passend zu den anderen Aspekten missionarischer Jugendarbeit in Haltung und Praxis erleben.