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Geleitwort / Preface

Konstantin Wecker

Als ob nicht schon der Alltag Bernie Glassmans, dieses Streetworker des Zen, Herausforderung genug wäre, widmet er sich seit über 20 Jahren auch der Versöhnungsarbeit in und mit Auschwitz, jenem Ort, der mit Recht zum Symbol für den größtmöglichen von Menschen erzeugten Schrecken geworden ist. Es ist eine Sache, von Auschwitz zu wissen, darüber gelesen zu haben; es ist eine ganz andere, die Atmosphäre dieses Ortes immer wieder tief auf sich einwirken zu lassen.

Das vorliegende Buch AschePerlen dokumentiert die Friedensmeditationen im ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau unter der Leitung Bernie Glassmans auf eine Weise, die das Vergangene erschreckend gegenwärtig macht: durch Zeugnisse von 80 Teilnehmenden. Es zeigt aber auch über das aufgewühlte Grauen, die Fassungslosigkeit und Wut hinaus einen fruchtbaren Weg auf, der das viel zitierte Wort „Vergangenheitsbewältigung“ aus seinem routinemäßigen Gebrauch heraushebt und ihm eine sehr lebendige Bedeutung gibt.

Heilung und Frieden sind eben nicht in der Verdrängung zu finden, sondern im Hinschauen. Nicht im Verschließen des fühlenden Herzens angesichts des auch nach zigtausend Erwähnungen noch immer Unfassbaren liegen Ansätze zu einer Lösung, sondern in einer umfassenden Öffnung. Nach Versöhnung Suchende müssen es zulassen, von Auschwitz unter Schmerzen, jedoch mit einem befreienden Ergebnis verwandelt zu werden. Wenn heute wieder ein aufgewiegelter Mob gegen Asylbewerberheime demonstriert, wenn auf deutschen Straßen wieder judenfeindliche Parolen gebrüllt werden, wenn Deutschland zu „neuem Selbstbewusstsein“ zurückfindet und sich – im Wiedererstarken – als Kriegsherr in der Welt und Zuchtmeister der europäischen Völker aufspielt, dann wird deutlich, dass dieses wertvolle Buch im wahrsten Sinn notwendig ist. Es ist wichtig, die Vergangenheit aufzuarbeiten, jedoch – auch darin weiß ich mich mit Bernie Glassman einig – steht daneben als Pflicht für alle Lebenden die Aufarbeitung einer zunehmend kalt und bedrohlich werdenden Gegenwart.

Man kann den Leserinnen und Lesern eines Buches über Auschwitz nicht „viel Vergnügen bei der Lektüre“ wünschen. Wohl aber wünsche ich – und eine solche Wirkung hat dieses tief bewegende Buch auf mich gehabt – erhellende und lehrreiche, ja transformierende Stunden. Und nicht zuletzt Impulse, selbst für Menschlichkeit, gegen Gewalt und Entwürdigung in jeder sich heute zeigenden Form aktiv zu werden. Einen glaubwürdigeren Wegweiser als Bernie Glassman kann man diesbezüglich kaum finden.

Konstantin Wecker, bayrischer Musiker, Zivilcouragist und Aktivist für soziale Gerechtigkeit, hat gemeinsam mit Bernie Glassman 2011 das Buch Es geht ums Tun und nicht ums Siegen. Engagement zwischen Wut und Zärtlichkeit verfasst (Herausgegeben von Christa Spannbauer im Kösel-Verlag). www.wecker.de


As if the everyday life of Bernie Glassman, this “Streetworker of Zen,” wasn’t challenging enough, he has been dedicating himself to reconciliation work in and with Auschwitz for the past twenty years. Auschwitz – the place that, rightly, became an iconic symbol of the biggest possible horror that humans ever created. It is one thing to know about Auschwitz, to read about it, and it is a completely different thing to expose oneself to the atmosphere of this place over and over again, and to let it work on you and in you.

The book Pearls of Ash & Awe documents the peace meditations under the guidance of Bernie Glassman in the former death camps of Auschwitz-Birkenau in a way that lets the past become startlingly present: Through testimonies of about 80 Auschwitz Retreat participants. And it also points out a path beyond churned-up atrocities, bewilderment and rage – a path that elevates the often-quoted “coming to terms with the past” out of its mechanical use and supplies it with a very vivid meaning:

Thus, healing and peace are not to be found in expulsion, leaving the past in the past, but in paying attention – now. Rudiments of a solution do not lie in closing the sensitive heart when confronted with the Inconceivable (still inconceivable after being mentioned thousands of times), but in opening up extensively. Those looking for reconciliation must allow Auschwitz to transform them – it is painful, but the outcome may be liberating.

As – again, today – an instigated mob demonstrates against homes for people seeking asylum; as – again, today – anti-Semitic slogans are being shouted in the streets of Germany; as Germany finds “new self-confidence,” and, in this re-erecting, acts up as a warlord overseas and as a taskmaster of the European peoples, then it becomes clear that this precious book is needed – need-turning in the true sense of the word.

It is important to come to terms with the past, but – and I know Bernie Glassman agrees with me in this – parallel to that all living beings have the duty to come to terms with an increasingly cold and threatening present.

I can’t wish readers of a book about Auschwitz to enjoy themselves. But what I do wish – and this deeply moving book had exactly this impact on me – are illuminating and instructive, even transformative hours.

And last but not least, I wish this book to build momentum for readers to spring into action for humanity, against violence and abasement in any form we encounter today. Concerning this, there’s no fingerpost more credible than Bernie Glassman.

Konstantin Wecker, Bavarian Musician, is a promotor of moral courage and social justice. He and Bernie Glassman co-published a book on social action beyond victory (Es geht ums Tun und nicht ums Siegen. Engagement zwischen Wut und Zärtlichkeit, edited by Christa Spannbauer, Kösel 2011). www.wecker.de

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