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ОглавлениеDie Lesungen stammten aus den Denkwürdigkeiten der Apostel (c. 67), welche er kurz zuvor mit den Evangelien identifiziert (c. 66) oder (ἢ) [ē] aus den Schriften der Propheten. Aus ihnen wird vorgelesen, bis es genügt, d. h. solange die Zeit reicht. Justin gibt nicht an, ob wir uns unter den Lesungen bereits ein Perikopensystem zu denken haben oder eine lectio continua, indem einzelne Bücher ganz mit der Zeit zur Verlesung kamen.
Über manche Teile der Liturgie gibt uns eine Quellenschrift aus der Mitte des dritten Jahrhunderts Kunde, die sog. Didaskalie8, welche P. de Lagarde 1854 syrisch herausgab und in einer späteren Rechtssammlung, den sog. Apostolischen Konstitutionen des ausgehenden vierten Jahrhunderts l. I—VI, überarbeitet vorliegt. Neben einer ausführlichen Beschreibung des Gotteshauses und der darin vollzogenen Verteilung des Raumes und der Plätze (c. 12 u. 13) sind es nur zerstreute Notizen, die uns einen Einblick in die Abendmahlsfeier am Sonntag und in der Osternacht geben. Immerhin genügen sie, um konstatieren zu können, daß Justins Beschreibung der Abendmahlsfeier auch syrischen Gepflogenheiten vollauf entspricht. Eine Entlassung der Katechumenen und Büßer geschah nach dem Wortgottesdienst, zu dessen Bestandteilen alt- und neutestamentliche Lesungen gehörten. Leider spricht die Didaskalie nur einmal in eingehenderer Weise davon. In der Liturgie der Osternacht war die ganze Gemeinde versammelt „unter Gebeten und Bitten, unter Vorlesung der Propheten, des Evangeliums und der Psalmen, in Furcht und Zittern und eifrigem Flehen“ (Achelis-Flemming S. 288).
Diese Lücke in der Beschreibung des Wortgottesdienstes füllt die Überarbeitung der syrischen Didaskalie in dem zweiten Buch der apostolischen Konstitutionen (c. 57 u. 58) aus, deren Nachrichten einer Entwicklung von mindestens hundert Jahren später als der ihrer Quellen entsprechen. Damit ist aber nicht gesagt, als ob sie aufs genaueste mit der Liturgie des achten Buches der apostolischen Konstitutionen übereinstimmen müßten, da der Redaktor des ganzen syrischen Werkes verschiedene Quellen und Vorlagen zu einem Werke verschmolz, ohne daß er die früheren nach den jüngeren korrigierte. Der Versuch* A. Baumstarks9, in den liturgischen Stücken von AK I—VII einen ägyptischen Liturgietypus erblicken zu wollen, darf als gescheitert gelten. Durch die Notizen dieser Überarbeitung gestalten sich manche Angaben der Didaskalie greifbarer; insbesondere wird dem Ausbau des Wortgottesdienstes mehr Raum geschenkt. Der Lektor verliest von erhöhtem Orte aus zwei Lesungen aus dem A. T., und zwar kamen namentlich historische Bücher, wie jene des Moses, Jesu Nave, der Richter, Könige, Paralipomenon und die über die Rückkehr des Volkes, wie auch die Bücher Job und Salomons und der 16 Propheten zur Verlesung. Danach wird ein Psalm Davids vorgetragen, dessen Schlußverse das Volk wiederholt. Weiter kommt ein Stück aus der Apostelgeschichte, den Briefen Pauli und dem Evangelium zur Verlesung. Diese Anhäufung von Lesungen ist spezifisch syrisch. Die übrigen Angaben in AK II weichen nicht stark von denjenigen ihrer Quelle ab; jene über die Predigt des Bischofs, über Katechumenen- und Büßerentlassung, über die Gabendarbringung durch den Diakon, die Rufe vor der Erteilung des Friedenskusses (μὴ τις κατὰ τινος. μὴ τις ἐν ὑποκρίσει)* [mē tis kata tinos. mē tis en hypokrisei], die Ektenien des Diakons für die Kirche, die ganze Welt, für die Fruchtbarkeit der Erde, für Priester und Fürsten, für Bischof und König, für den allgemeinen Frieden, die Segensformel des Bischofs vor dem Beginne des Dankgebets (der Anaphora), jene Angaben über die Kommunion, all das sind Mitteilungen, welche sich mit denen der syrischen Didaskalie decken oder eine organische Weiterbildung anzeigen.