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Оглавление10 Abgeschminkt
„Das musst Du Dir zunächst einmal schön abschminken! Das müssen wir uns für’s Erste einmal abschminken! Das schminken Sie sich ein für alle Mal ab!“ Eine Redensart; einmal als freundlicher Rat gemeint oder als ernster Hinweis angesprochen; oder gleichsam als Diktat mit guten Gründen ohne Wenn und Aber ausgesprochen. Eine Wortwahl mit reichen Zwischentönen und einem Geltungsbereich für privates, häusliches, wirtschaftliches, politisches, selbst auch kirchliches Miteinander. Sie bedarf wenig Erklärung oder Erläuterung; sie spricht für sich selbst mit dem Kernwort: „Abschminken“!
Es erinnert zunächst einmal an Auftritte auf der Bühne im Theater, an Schauspiel, Film und Fernsehen. In diesen Branchen und Bereichen werden die Akteure in den Ateliers geschminkt; es wird aufgelegt, nachgelegt, damit Teint und Hautfarbe überzeugender und damit authentischer zur Rolle passen, die jetzt dieser Person zufällt, damit ihr auch steht, was oder wen sie zu präsentieren hat. Ist der Dienst beendet, die Rolle gespielt, wird alles auf den Normalzustand zurückgeführt, eben abgeschminkt! Ein Wort aus der Bühnenwelt hat Geltung und Bedeutung in der Alltagswelt gefunden und jedermann und jedefrau haben sich dieses Wortes bedient oder es selber gesagt bekommen: Eltern ihren Kindern,
Lehrer ihren Schülerinnen und Schülern und selbst auf höchster Ebene, wenn auch unter vorgehaltener Hand heißt es schon einmal: „Am besten wir schminken uns das einmal ab!“ Und gut, wenn sich die Beteiligten darauf einlassen.
Abschminken: auf den Normalzustand zurückführen oder wieder eigene Bodenhaftung gewinnen, wo und wann sie verloren wurde, weil der einzelne sich zu hoch eingeschätzt hat, Forderungen zu hoch angesiedelt wurden oder private wie unternehmerische als auch politische Verhältnisse zu optimistisch, zu Erfolg versprechend eingeschätzt wurden. Denn der Erfolg ist und bleibt der Motor alles Handelns und der Ehrgeiz ist sein Diesel, Super oder E10. Das eine wie das andere bleibt gut und ist notwendig, solange der Mensch als einzelner das Sagen in seinem Lebenshaus behält und sich nicht in das Schlepptau des einen wie des anderen nehmen lässt. Dann
geschieht, was nicht geschehen sollte: zu hoch gepokert; sich und die Lebensumstände einfach überschätzt. Und je nach Stellung, Rang und Namen erfolgt die Quittung mit der Einsicht: abschminken und ernüchtert – weder ausgenüchtert noch eingeschüchtert – wieder neu anzufangen mit mehr Bodenhaftung und bescheidenerer Einschätzung. Ein Weg zu unternehmerischer, lebenstauglicher Persönlichkeit, die sich nicht als Macher, wohl als Gestalter versteht. Ganz im biblischen Sinn.
P. Bernhard Pieler SAC