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Оглавление05 Glauben ist Herzenssache
Als ich in den 90er Jahren Theologie studierte, lag in den ersten beiden Studienjahren der Schwerpunkt auf der Philosophie. Ich muss gestehen, dass mich dies damals überfordert hat. Es wurden in der Philosophie denkerische Leistungen gefordert, die oft über meinen Horizont hinausgingen.
Ich fragte mich, ob das denn alles wirklich nötig sei und zweifelte an der Struktur des Theologiestudiums, genauso aber auch daran, ob ich dem allem gewachsen sein werde.
Innerlich regte sich bei mir aber auch Widerstand: Es könne doch nicht sein, dass es so schwer und „verkopft“ sein müsse, wenn man Theologie studieren wolle. Wieso sollte es nur mit intellektuellen Höhenflügen möglich sein, etwas von Gott zu verstehen beziehungsweise zumindest zu erahnen?
Es war in dieser Phase meines Studiums, als wir Studenten von einem Professor nach unserem Lieblingsbibeltext gefragt wurden.
Spontan fiel mir dabei die Stelle ein: „Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast.“ (Mt 11, 25)
Dies war für mich ein Trost, und bis heute ist mir dies ein ganz wichtiger Bibeltext.
Der Glaube kommt nicht zuerst vom Verstehen und hat schon gar nichts mit dem Intelligenzquotienten zu tun. Ich habe manchmal sogar den Eindruck, dass es überhaupt nicht hilft, „sich einen Kopf zu machen“, also zu viel zu grübeln und nachzudenken.
Glauben ist zutiefst eine Herzenssache.
Wenn auch das Nachdenken über den Glauben mit dazu gehört und es auf jeden Fall vernünftig ist, zu glauben, so ist dies für mich doch erst der zweite Schritt. Dieser kann nicht gegangen werden, wenn der erste fehlt, der da lautet: Ergreife Gott mit deinem Herzen!
So wünsche ich allen Christinnen und Christen, dass sie sich von Herzen auf diesen Gott der Liebe einlassen und immer mehr lernen, Ihm zu vertrauen.
P. Jochen Ruiner SAC