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DAS KANN JA HEITER WERDEN … Karl Weber

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„7 Wochen ohne Stillstand“ – das kann ja heiter werden. Wo ich mich so gern ausruhe, mich zurücklehne und den lieben Gott einen guten Mann sein lasse. Ich brauche meine Pausen. Brauche Zeiten der Stille, des Durchhaltens, des Hörens – Zeiten der Passivität, in denen es in mir und um mich herum ruhig und langsam wird. Ich genieße Stillstand und komme viel zu selten dazu, mir solche Zeiten auch wirklich zu nehmen. Das diesjährige Fastenmotto reizt mich zum Widerspruch: zu laut die Stimmen, die alles anders machen wollen, zu schnell die Nachrichten und Schlagzeilen, die jede Stunde eine neue Sau durchs Dorf treiben, zu voll der Kalender mit unzähligen dienstlichen und privaten Terminen, zu zerstörerisch die Ideologie des ewigen Wachstums. Immer mehr, immer schneller, alles, nur kein Stillstand – STOP! Ich mache da nicht mit, habe vor allem den Eindruck, wir bräuchten eigentlich weniger und leiser und nachhaltiger und durchdachter und langsamer.

„7 Wochen ohne Stillstand“ – das kann ja heiter werden. Wo meine Pläne und Ziele und Visionen vor mir liegen wie ein unerklimmbarer Berg. Jeden Tag kommen neue dazu. Und jeden Tag sterben einige – unerledigt, zugedeckt von Dingen, die plötzlich wichtiger sind, die unerwartet all meine Kraft kosten, bis sie dann auch wieder zugedeckt werden und ich sie vergesse. Wünsche, Ziele, Pläne, Visionen sterben in mir ab und hinterlassen kleine Spuren wie alte Narben: die unerfüllten Wünsche, frühere Verletzungen, Wendungen des Lebens, Rückschläge. Sie alle erzählen von Plänen, aus denen nichts geworden ist. Und da soll ich mir immer wieder neue dazulegen und riskieren, dass sie wieder sterben? Immer mehr, immer schneller, alles, nur kein Stillstand – STOP! Ich mache da nicht mit. Habe auch hier den Eindruck, ich bräuchte nicht mehr, sondern weniger und leiser und nachhaltiger und durchdachter und langsamer.


Bräuchten wir nicht weniger statt mehr, leiser statt lauter, langsamer statt schneller?


„7 Wochen ohne Stillstand“ – das kann ja heiter werden. werden. Vor mir auf dem Schreibtisch liegt meine Bibel, die Seiten wellig, der Buchrücken brüchig. Ich streiche mit dem Finger über die alten Worte, lese Jesajas Vision, geträumt so lange vor meiner Zeit: Menschenscharen aus allen Völkern zusammen auf dem Weg zum Berg Gottes, zu seiner Hütte inmitten unserer Welt. Schwerter werden zu Pflugscharen und Pfeile zu Sicheln, fröhliche Lieder statt hasserfüllter Parolen, lachende Gesichter statt tränenüberströmter Wangen, offene Hände statt geballter Fäuste, kein Krieg, kein Leid, kein Geschrei. Das klingt für mich nach Ruhe und nach Frieden und am Ende auch nach Stille. Die Welt kommt an ihr Ziel, und das Leben der Menschen – auch mein Leben – ist plötzlich, wie Gott es gemeint hat. Ein Text voll Ruhe und trotzdem voller Aufforderungen: „Lasst uns wandeln zum Hause des Herrn“, „Lasst uns wandeln im Lichte des Herrn“. Also doch keine Ruhe, doch kein Stillstand? Der Schlüssel zu meinem Unbehagen liegt in diesem Vers versteckt: „Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des Herrn Wort von Jerusalem und er wird richten unter den Nationen und wird viele Völker zurechtweisen.“

Gott schaut mir beim Planen zu. Gott sieht meine Eile, meine Hast, die Narben der gestorbenen Pläne, der eingeschlafenen Visionen. Und dann weist er mich zurecht. Ich erlebe das manchmal: Er sitzt neben mir und schaut auf den Scherbenhaufen vor mir, und dann spricht er, ein leises Flüstern: „Es ist gut. Siehe, ich mache alles neu.“ Und dann treibt es mich plötzlich wieder hinaus auf die Straßen meines Lebens, zu anderen Menschen, zu den offenen Fragen und Geheimnissen und Wundern, die diese Welt für mich bereithält. Dann fällt alle Trägheit von mir ab, weil seine Geistkraft mich lebendig macht. Und dann erkenne ich: Meine Pläne sind immer nur ein Teil seiner Zukunft. Seine Pläne übersteigen die meinigen, sind größer, weiter, heller, klarer. Aber ich kann mein Planen und Denken und Träumen in seins legen und daran mitwirken, dass Gottes Traum von einer besseren Welt wahr wird. Auch in den kommenden „7 Wochen ohne Stillstand“. Ja, das kann heiter werden.

Was sind Ihre spontanen Assoziationen zum diesjährigen Fastenmotto?


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