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3 Linguistische Analyse des AnimojiAnimoji-Phänomens 3.1 Visuelle Ebene – Vergleich zwischen Animojis, Emojis und Memojis

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Die optische Ähnlichkeit von Animojis und Emoijs legt einen Vergleich der beiden Phänomene in Bezug auf die visuelle Ebene nahe. Während Animojis als audiovisuelleAudiovisualität Kommunikate definiert werden können, sind Emojis rein visueller Natur (siehe Tab. 1). Es sind statische Bilder, die nur einen festgefrorenen Gesichtsausdruck darstellen können. Da syntaktische Relationen nicht durch Emojis allein geklärt werden können und sie deshalb nicht eigenständig Sachverhalte transportieren können, treten sie in der Regel gepaart mit oder in Ergänzung zu Schriftzeichen auf. Einzeln werden sie meist nur als Reaktion auf die TextnachrichtTextnachricht der Kommunikationspartner*innen verwendet. Mit Emojis können keine Informationen zu Tempus, Modus oder Kasus ausgedrückt werden. So lässt sich zum Beispiel von der EmojiEmoji-Abfolge nicht eindeutig sagen, ob hier gemeint ist, die Frau selbst sei gut oder ihre Meinung zu etwas sei positiv (siehe Dürscheid 2017: 260 und s.u., Tab. 1). Emojis stehen entweder vor ( so lustig) oder nach (echt schade ) einer Textsequenz, in seltenen Fällen auch innerhalb eines Wortes (wir geniessen die Snne), oder sie werden als einzelne Nachricht versendet. Emojis und Buchstaben werden linear von links nach rechts, also in Schreibrichtung, angeordnet. Sie erscheinen auf WhatsAppWhatsApp zusammen als eine Art Textfeld und werden als Einheit wahrgenommen. In der folgenden Tabelle haben wir die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Emojis, Animojis und Memojis in Hinblick auf Produktion, Modalität, Grammatik, Dynamik, Kommunikationsmedium und Kommunikationsform dargestellt.

Emoji Animoji Memoji
Produktion typographisch Aufzeichnung eines Gesichts individuell angepasst (customized) und allenfalls Aufzeichnung eines Gesichts1
Modalität visuell audio-visuell (audio-)visuell2
Grammatik keine Syntax, als Ergänzung zur geschriebenen Sprache, kein Ersatz für Sprache (Dürscheid 2017) auditive Ebene: orientiert sich an gesprochener Sprache visuelle Ebene: abstrahiert, maskenähnlich, animierte Darstellung des Gesichts wie Animoji
Dynamik statisch dynamisch dynamisch oder statisch (als Sticker)
Kommunikationsmedium Smartphone/Computer Smartphone Smartphone
Kommunikationsform graphisch realisiert medial mündlich realisiert medial mündlich oder graphisch realisiert

Tab.1:

Überblick – Vergleich EmojiEmoji, AnimojiAnimoji, MemojiMemoji

Der massgebliche Unterschied von AnimojiAnimoji zu EmojiEmoji besteht darin, dass die Emojis-Gesichter dynamisch animiert sind und in Verbindung mit einer auditiven Nachricht stehen. Wie bereits erläutert, wird beim Aufnehmen der Nachricht nicht nur das Gesprochene gespeichert, sondern durch maschinelle Gesichtserkennung auch die Mimik festgehalten. Dabei werden die aufgenommenen Gesichtsausdrücke vereinfacht und auf einer Art digitalen Maske animiert. Wiedergeben wird die Mimik entweder von einem selbst gestalteten AvatarAvatar oder einem Gesicht, das aus den Emojis bekannt ist (siehe Abb. 2). Mit einem Animoji kann man nicken, man kann auf ein trauriges Gesicht ein Lachen folgen lassen oder genervt mit den Augen rollen – und dies stets parallel zur gesprochenen SprachnachrichtSprachnachricht. Die Entwickler von Animojis werben damit, dass diese kleinen, virtuellenvirtuell Gesichtsavatare mehr als 50 Muskelbewegungen verfolgen und nachahmen können (siehe Stark 2018).

Doch auch Animojis unterliegen gewissen Einschränkungen. Da sie nur den Kopf darstellen können, stossen sie schnell an ihre Grenzen. Sie können nicht die ganze Bandbreite menschlicher Ausdrücke verarbeiten, geschweige denn darstellen – vor allem nicht solche, die den ganzen KörperKörper einbeziehen. Die nonverbale Kommunikation beschränkt sich entsprechend auf die Mimik; Gesten werden komplett ausgeschlossen. Auf jeden Fall kann man ein AnimojiAnimoji-Kommunikat als eine erweiterte und modifizierte Art einer SprachnachrichtSprachnachricht ansehen. Je nachdem, welche Form gewählt wird, verleiht das Animoji der gesprochenen Nachricht eine andere Färbung. Die Tierdarstellungen wie auch die RoboterRoboter- und Gespensterköpfe haben eher spielerischen, unterhaltsamen Charakter.3 Die personalisierte Version hingegen kann die Sprachnachricht persönlicher erscheinen lassen, weil die Empfänger*innen in dem animierten Gesicht die Sender*innen wiedererkennen, auch wenn es sich natürlich immer noch um eine Reduktion und Vereinfachung handelt. Trotz der Ähnlichkeit zwischen Animoji und Sender ist eine Animoji-Nachricht aber unpersönlicher als eine Nachricht über ein Video. Denn beim Animoji ist es ja, im Gegensatz zu einer Videoaufnahme, nicht das eigene Ich, das die Nachricht wiedergibt, sondern ein AvatarAvatar, eine Art Bote, der mit der Stimme der Sender*innen zu den Empfänger*innen spricht.

Neben dem Übermitteln von Inhalt spielt bei der Nutzung von Animojis auch der Aspekt Gamification eine wichtige Rolle: Animojis ermöglichen den NutzerNutzer*in*innen, Online-Personen zu kreieren, die die Gestalt von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens oder populären YouTubern annehmen, und auf diese Weise deren Rolle zu spielen. Oder sie erlauben, mit den eigenen äusseren Eigenschaften zu spielen – das beginnt bei der Veränderung der Frisur und kann bis zum bereits erwähnten Genderwechsel führen. Im Gegensatz zu einem Videochat ist mit Animojis aber keine synchrone KommunikationKommunikationsynchrone möglich. Das heisst, dass die Empfänger*innen einer Nachricht, anders als bei einem Face-to-Face-Face-to-Face-Gespräch oder Video-Gespräch, den Sprechakt des Kommunikationspartners nicht simultan miterleben. Aufgrund der Quasi-SynchronizitätKommunikationquasi-synchrone haben sie auch keine Möglichkeit, in das Kommunikationsgeschehen einzugreifen, vielmehr können sie immer erst das Endprodukt der Nachricht ansehen bzw. anhören (siehe Howind 2020: 16). Die Kommunikation mittels AnimojiAnimoji bleibt also eine Annäherung an reale menschliche Kommunikation, indem visuelle Elemente die gesprochene Sprache begleiten. Gleichzeitig entfernt sich die Animoji-Kommunikation von natürlicher Kommunikation, indem sie die über die Kamera aufgenommenen Signale zu einer Maske verarbeitet und so die Realität verzerrt.

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