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4 Résumé: Animojis als Phänomen zwischen Kommunikation und PerformancePerformance
ОглавлениеWie bereits erwähnt, unterscheiden sich AnimojiAnimoji-Aufnahmen und Sprachnachrichten auf der auditiven Ebene nicht sehr. Der Unterschied liegt in der animierten Darstellung von dynamischen Gesichtszügen. Auch wenn auf visueller Ebene nicht viel zusätzliche Information vermittelt wird, wirkt das Animoji auf pragmatischer Ebene als Selbstdarstellungsversuch. Deshalb sind Animojis weniger geeignet, wenn es darum geht, ‹nur› Informationen zu vermitteln. Vielmehr ist davon auszugehen, dass Animojis eher als Spielerei verwendet werden, bei der zwei gut etablierte und häufig genutzte Phänomene – Sprachnachrichten und Emojis – zu einer neuer Kommunikationspraxis zusammengeführt werden. Die Vermittlung von Information steht im Hintergrund, vielmehr geht es um die Inszenierung der Nachricht bzw. des Senders, der Senderin. So kann zum Beispiel durch die Nutzung von Animoijs bei einer freudigen Nachricht das Aussergewöhnliche des Inhalts betont werden. In gewisser Weise kann die Verwendung von Animojis als ‹Spektakel› bezeichnet werden (siehe Androutsopoulos 2010: 430). Denn immer wenn Animojis verwendet werden, schwingt ein Aspekt der Unterhaltung mit.
Doch auch wenn Animojis im Vergleich zu Sprach- und TextnachrichtenTextnachricht bislang nur selten gebraucht werden, ist das Phänomen aus folgenden Gründen auch für die Linguistik interessant: Erstens handelt es sich bei Animojis um eine Form der Kommunikation, die die auditive Ebene mit der visuellen Ebene verbindet. Somit können gesprochene Sprache und bildbasierte Kommunikate isoliert voneinander und in ihrer Wechselwirkung untersucht werden. Zweitens erlaubt die AnimationAnimation der eigenen Gesichtszüge den NutzerNutzer*in*innen, mit geringem Aufwand in andere Rollen – und damit auch in eine andere sprachliche Rolle – zu schlüpfen. Diese Art von Inszenierung der Sprache, aber auch der eigenen Person kann in der weiteren Forschung mit dem Einsatz von Avataren in Online-Spielen oder Chatforen verglichen werden. Die Tatsache, dass bei Animojis dem AvatarAvatar die eigene Stimme und im Fall von Memojis die eigenen Gesichtszüge verliehen werden, lässt die Grenzen zwischen Avatar und der dahinter stehenden Person verschwimmen. Der Einfluss dieses Rollenspiels – ob im analogen oder digitalen Kontext – auf den Sprachgebrauch kann für weitere Forschung sehr interessant sein. In jedem Fall haben digitale, visuelle AnimationenAnimation einen Einfluss auf die Art und Weise, wie analoge gesprochene Sprache stilisiert wird. Ausserdem erfährt die mündliche Kommunikation ohnehin durch Sprachnachrichten und die SprachsteuerungSprachsteuerung wieder grössere Aufmerksamkeit, so dass mit weiteren Neuerungen und Modifikationen im Stil von Animojis gerechnet werden kann. Damit sich die dynamisch-visuelle Ebene als Ergänzung zur häufig genutzten SprachnachrichtSprachnachricht aber grossflächig durchsetzen kann, müsste die Verwendung den Nutzer*innen einen Mehrwert bieten, der über den spielerischen Effekt hinausgeht. Erst wenn der Gewinn an vermittelbarer Informationsmenge den umständlicheren Aufnahmeprozess ausgleichen kann, erhöht sich die Attraktivität der Nutzung eines solchen Produktes.
Halten wir fest: Animojis stellen eine neue, spielerische Kommunikationspraxis dar, die in der Forschung mehr Aufmerksamkeit verdient. Dabei ist es wichtig zu bedenken, dass Animojis mit den von ihnen produzierten Kommunikaten gleichzeitig Informationen preisgeben und verbergen. Das bedeutet, dass man sich durch die Verwendung von Animojis – im Gegensatz zu Sprachnachrichten – zwar auf der visuellen Ebene der herkömmlichen Kommunikation annähert. Gleichzeitig distanziert man sich aber auch von der Realität, da durch das animierte EmojiEmoji oder das MemojiMemoji die Person der Sender*innen verfremdet wird. Besonders interessant wäre es daher zu untersuchen, wie mit Animojis gleichzeitig Informationen preisgegeben und verborgen werden.