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3.2.3 Peernormen

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Peernormen spielen insbesondere auf Gruppenebene eine zentrale Rolle für die Veränderung der Motivation und Leistung von Schülerinnen und Schülern. Generell versteht man unter Normen einer sozialen Gruppe (z. B. der Peergruppe) deren geteilte Erwartungen an die Einstellungen und Verhaltensweisen der einzelnen Gruppenmitglieder (Matelski & Hogg, 2015). Angewendet auf den schulischen Bereich handelt es sich hierbei um Erwartungen, welche motivationalen Einstellungen, Lern- und Verhaltensweisen die Schülerinnen und Schüler der eigenen Peergruppe haben sollten. Die in einer sozialen Gruppe vorherrschenden Normen werden nicht nur explizit (z. B. durch beobachtbares Verhalten, durch Äußern bestimmter Einstellungen), sondern auch implizit (z. B. durch die Art und Weise, wie über schulische Inhalte gesprochen wird) kommuniziert (Lapinski & Rimal, 2005). Personen verhalten sich in der Folge konform zu den Normen einer sozialen Gruppe, weil sie (a) dadurch Unsicherheit in ambivalenten Situationen minimieren können und (b) vermeiden können, dass sie aus der Gruppe ausgegrenzt werden (Matelski & Hogg, 2015). Angewendet auf Schülerinnen und Schüler bedeutet dies, dass sich diese an Einstellungen und Verhaltensweisen einer Peergruppe orientieren, um eine gerade im Jugendalter aufkommende Unsicherheit bzgl. eigener Einstellungen und Verhaltensweisen zu reduzieren. Gleichzeitig ist die Angst vor sozialer Isolation eine zentrale Antriebskraft, warum Schülerinnen und Schüler Einstellungen und Verhaltensweisen ihrer Peergruppe übernehmen, der sie angehören wollen (z. B. Pelkner, Günther & Boehnke, 2002).

Studien zum Einfluss von Peernormen zeigten, dass Schülerinnen und Schüler im Laufe eines Schuljahres motivationale Einstellungen ihrer Clique übernehmen (Ryan, 2001). Des Weiteren konnte festgestellt werden, dass Peernormen sowohl positive als auch negative Effekte auf die Entwicklung der Motivation von Schülerinnen und Schülern haben. So zeigte eine Studie von Kindermann (2007), dass bei Schülerinnen und Schülern, die Teil einer schulisch hoch motivierten Clique waren, die individuelle Motivation im Verlauf eines Schuljahres auf einem stabilen Niveau blieb bzw. sogar anstieg. Im Vergleich dazu sank die Motivation von Schülerinnen und Schülern, die in eine schulisch wenig motivierte Clique eingebunden waren. Peernormen, deren Nichtbefolgung Sanktionen zur Folge haben, wie z. B. eine Ausgrenzung aus der Gruppe, weil man als »Streber« gilt, wurden von Pelkner und Kollegen (2002) untersucht. Es zeigte sich, dass Mädchen – nicht aber Jungen – in Mathematik schlechtere Noten erzielten, als es nach ihren tatsächlichen Fähigkeiten zu erwarten gewesen wäre. Eine mögliche Interpretation ist, dass Mädchen im Falle guter Mathematiknoten Angst vor Ausgrenzung hatten, während bei Jungen die Erwartungen der Peergruppe die Möglichkeit einer guten Benotung nicht beeinflussten. Ergebnisse aus einer Studie von Hamm, Schmid, Farmer und Locke (2011) lassen vermuten, dass ihre Annahme darüber, welche Verhaltensweisen innerhalb der Peergruppe als angemessen bewertet werden, für Schülerinnen und Schüler relevanter sind als die tatsächlichen Einstellungen und Verhaltensweisen ihrer Peers. So veränderten Schülerinnen und Schüler z. B. ihre Einschätzung zur Bedeutung der Schule umso stärker, je mehr sie dachten, dass dies auch ihre Peergruppe erwarten würde – unabhängig davon, ob sich diese Erwartung mit der tatsächlichen Einstellung in der Peergruppe deckte.

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