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2.2.4 Bedeutung der grammatikalischen Phänomene für den DaF-Unterricht
ОглавлениеDie vorgestellten Charakteristika deutscher Fachtexte wirken sich natürlich auch auf den Deutsch als Fremdsprache-Unterricht in Fachsprachenkursen aus: Der fachsprachliche Wortschatz ist deutlich umfangreicher als der allgemeinsprachliche Wortschatz, das heißt, der Erwerb eines ausreichenden Fachwortschatzes ist für Deutschlerner keine leichte Aufgabe.
Im Bereich der fachsprachlichen Grammatik zeigt sich jedoch ein anderes Bild: Fachtexte weisen ein reduziertes Inventar grammatischer Strukturen auf (siehe zum Beispiel Hoffmann 1998: 416) und als Folge davon kann sich der Fachsprachenunterricht beispielsweise auf die Formen konzentrieren, die vorwiegend in Fachtexten vorkommen, beispielsweise bei Verben auf die Formen der 3. Person Singular und Plural. Es muss also nicht das ganze Konjugationsparadigma unterrichtet beziehungsweise beherrscht werden, da das Spektrum nicht vollständig ausgeschöpft wird. Welche Zeitformen behandelt werden, hängt allerdings stark von den einzelnen Disziplinen ab – so sind in der Fachsprache der Geschichtswissenschaften beispielsweise Präteritum und Futur häufig vorkommende Tempora, da Vor- und Nachzeitigkeit beschrieben werden können muss, in naturwissenschaftlich-technischen Fachsprachen, in denen zeitunabhängige allgemeingültige Phänomene beschrieben werden, dominiert das Präsens.
Uneingeleitete Konditionalsätze der Form Besteht ein hinreichender Verdacht auf Umweltkontamination … müssen sicherlich explizit im Fachsprachenunterricht behandelt werden, da diese Konstruktion in der Alltagssprache praktisch nicht vorkommt. Bei der Auswahl der Textsorten ist zu überlegen, dass es Textsorten gibt, die Deutsch als Fremdsprache-Lerner nur verstehen müssen (zum Beispiel Beipackzettel von Medikamenten), und solche, die sie auch produzieren können sollten (beispielsweise die Beschreibung eines Versuchsaufbaus). Diese Unterschiede sollten bei der Planung und Gestaltung des Unterrichts berücksichtigt werden.
Empfehlenswert ist auch, sich nicht ausschließlich auf die fachsprachliche Ausdrucksweise zu konzentrieren und nur die fachsprachlichen Formen zu üben – beispielsweise die Produktion und das Verständnis komplexer Nominalphrasen. Darüber hinaus sollten auch die Unterschiede zwischen fachsprachlichem und allgemeinsprachlichem Stil thematisiert werden, damit nicht nur die Formen beherrscht werden, die fachsprachenspezifisch sind (zum Beispiel Nominalstil), sondern auch diejenigen Formen erkannt werden können, die in der Fachkommunikation zu vermeiden sind (zum Beispiel die Verbformen der 1. Person Singular).