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2 Biographischer Hintergrund

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Julien Offray de La Mettrie (1709–1751) wird als Sohn einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie (Textilgewerbe) in St. Malo in der Bretagne geboren. Er besucht die Collèges von Coutances und Caen (Jesuitenschule), an denen er erste geisteswissenschaftliche Grundlagen lernt (Rhetorik, etc.). Um diese erste Studien abzuschließen, geht er nach Paris, wo er in den Humanités einen bachelier (bzw. maître-ès-arts) am Collège d’Harcourt macht (1726/1727). Anschließend an seine Ausbildung in nimmt er ein Studium der Philosophie/Theologie am Collège du Plessis auf,1 da er von seinen Eltern für die klerikale Laufbahn vorgesehen ist. Er bricht jedoch das Philosphiestudium bald ab und wechselt zur medizinischen Fakultät von Paris und beendet dieses Studium dann 1733 mit einem bachelier; den Doktortitel (thèse de médecine) erwirbt er jedoch in Rennes (cf. Vartanian 1960:1–2; Baruzzi 1968:175; Christensen 1996:245–246; Laska 2004:VIII).2

Da er die medizinische Ausbildung an Frankreichs Universitäten für ungenügend erachtet (cf. Mensching 2008:508), studiert er weiter, und zwar in den Niederlanden bei der europaweit anerkannten Koryphäe Herman Boerhaave (1668–1738) in Leiden (Leyden), der ihm zum wichtigsten Lehrer wird. La Mettrie schreibt in der Folgezeit einige medizinische Abhandlungen (z.B. Dissertation sur les maladies vénériennes, 1735) und übersetzt das Werk Boerhaavens aus dem Lateinischen ins Französische (Système de M. Herman Boerhaave, 1735). Von 1734 bis 1742 praktiziert er als Arzt in seiner Heimatstadt, auch in den dortigen Krankenhäusern (Hôpital Générale von Saint-Servan und Hôtel-Dieu von St. Malo; cf. Lemée 1954:21), wo er gegen die Cholera kämpft und selbst befallen wird (1741). Er heiratet und gründet eine Familie (mit Marie-Louise Droneau, 1739),3 doch Ende 1742 geht er zurück nach Paris und nimmt eine Stellung als médecin domestique beim Duc de Grammont (Colonel des Gardes Françaises) an und begleitet ihn als Sanitätsoffizier in die Schlachten des österreichischen Erbfolgekrieges (cf. Becker 1990:VIII; Christensen 1996:247–249; Laska 2004:X-XI).

La Mettrie kehrt nach dem Tod des Herzogs 1745 nach Paris (und St. Malo) zurück und arbeitet als Medizininspekteur von Armeespitälern; in seinen Schriften wendet er sich philosophischen Themen zu bzw. versucht seine medizinischen Kenntnisse in allgemeine philosophische Betrachtungen einzubringen. Sein erstes philosophisches Werk, die Histoire naturelle de l’âme (1745), welches er unter dem Eindruck eines fièvre chaude verfasste – so die wohl „anekdotische Rekonstruktion“ (Christensen 1996:250) –, wird beschlagnahmt und verbrannt, seine polemische Schrift Politique du médecin de Machiavel (1746) des Folgejahres, in der er die Missstände in der französischen Medizin anprangert, wird ebenfalls verbrannt und einer drohenden Verhaftung kann er nur durch seine Flucht nach Holland entgehen. Dort findet er vorübergehend Geldgeber und schreibt neben der satirischen Komödie La faculté vengée (1747) gegen die Pariser Ärzteschaft sein wichtigstes Werk, L’homme machine (1747, vorausdatiert auf 1748). Aufgrund der Radikalität der dort vertretenen Ansichten, die selbst den liberalen Holländern zu weit geht, wird sein Verleger, Elie Luzac (1721–1726), verhaftet, La Mettrie sieht sich genötigt sein Werk zu verleugnen und muss 1748 mit Hilfe Luzacs wiederum fliehen (cf. Becker 1990:VIII-IX; Christensen 1996:251–255).

Er nimmt die Einladung seines Landsmannes Pierre Louis Moreau de Maupertuis (1698–1759) aus St. Malo, der Präsident (1746–1759) der Königlichen Akademie der Wissenschaften (Académie Royale des Sciences et Belles-Lettres) in Berlin ist,4 an und begibt sich auf dessen Vermittlung hin an den Hof Friedrich II. von Preußen (geb. 1712; Kg. 1740–1786) nach Potsdam. Von 1748 bis zu seinem Tod 1751 bleibt er am Hofe Friedrichs, wird dessen Arzt, Gesellschafter und Vorleser sowie Mitglied der Akademie und verfasst weitere philosophische und polemische Schriften: u.a. L’homme plante (1748), Discours sur le bonheur (1748) als Einleitung einer Seneca-Übersetzung (Anti-Sénèque) getarnt, Les animaux plus que machines (1750), L’art de jouir ou l’école de la volupté (1751), Le petit homme à longue queue (1751), Œuvres philosophiques (1750, vorausdatiert auf 1751). Die Radikalität seiner Schriften, insbesondere des Anti-Sénèque, in Bezug aufReligion (Atheismus), Moral (sexuelle Freizügigkeit) und Politik (Herrscherkritik) bringen Friedrich dazu, 1749 die von ihm im Sinne der Aufklärung abgeschaffte Zensur wieder einzuführen (Edict wegen der wieder hergestellten Censur); er wirft 10 Exemplare des letztgenannten Werkes La Mettries eigenhändig ins Feuer (cf. Laska 2004:XIII), hält aber persönlich weiterhin an ihm fest.5 Im Jahre 1751 stirbt La Mettrie, wohl an einer verdorbenen Fleischpastete.6 Friedrich II. hält trotz der Differenzen, die er mit La Mettrie hatte, anläßlich seines Todes eine konziliante Lobrede (Eloge de La Mettrie, 1752), in der er ihn als honnête homme, âme pure, eloquenten und unterhaltsamen Zeitgenossen sowie als savant médecin würdigt, weniger jedoch als Philosophen (cf. Christensen 1996:255–268; Mensching 2008:509).7

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