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3 Die französischen Farbwörter rose und violet sowie benachbarte Bezeichnungen
ОглавлениеDie zentralen Bezeichnungen rose und rosé finden sich als Wortform bereits im Altfranzösischen, bleiben aber teilweise in ihrer Bedeutung unklar (cf. Schäfer 1987:59). PR datiert rose auf das 15. Jahrhundert: „Qui est d’un rouge très pâle, comme la rose“ (Rosen gab es damals offenbar nur in dieser Farbe).
Ein kräftiger bzw. dunkler Rosa-Ton wird im Deutschen heute häufig mit Pink benannt, das aus dem Englischen übernommen wurde. Das Französische kennt dieses Wort kaum, vielleicht weil man Anglizismen im Französischen häufig ablehnend gegenübersteht. Am ehesten entspricht wohl rose bonbon diesem Farbton (im PR ohne Datierung), vielleicht ist auch fuchsia (cf. Mollard-Desfour 2002, s.v.) als französische Entsprechung zu pink geeignet, wird im PR aber nicht als Farbwort ausgewiesen. Des Weiteren käme noch cyclamen in Frage, das aber bereits einen Übergang zur Violettskala bedeutet. PR: „couleur mauve propre à cette fleur“ (ohne Datierung). Hinzu kommen in den letzten Jahren Beerentöne, die ebenfalls zwischen dem ROSA- und dem VIOLETT-Bereich liegen. So verwendet die Firma Deerberg die englische Bezeichnung cranberry für einen Rosarotton. Bei Land’s End wird das französische baie gebraucht (im PR nicht als Farbe angegeben).
Was die Violett-Töne angeht, so kennt das Altfranzösische hier bestenfalls po(u)rpre, das einem Rotlila nahekommt, und violete (cf. Schäfer 1987:94) (heutiges violet wird nach PR als „mélange du bleu et du rouge“ definiert), die „sich aber dennoch weder durch Anwendungsbreite noch durch hohe Belegzahlen als Repräsentanten eines eigenen Grundfarbbereichs qualifizieren“ (Schäfer 1987:119). Auch hier nimmt die Ausdrucksvielfalt in der Entwicklung zum Neufranzösischen erheblich zu. Der Eintrag violet im PR verweist auf Synonyme wie violacé, lilas, mauve, parme sowie neben dem immer noch existenten pourpre auch violine („De couleur violet pourpre“), des Weiteren auf aubergine, lie-de-vin und prune, letztere in der Bedeutung „violet foncé“. Lilas wurde über dasSpanische und Portugiesische aus dem arabisch-persischen Sprachbereich entlehnt und ist erstmals um 1600 belegt, violine datiert aus dem Jahr 1872, mauve als Farbbezeichnung aus dem Jahr 1875, parme ist erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts belegt. Für lie-de-vin als Farbadjektiv ist im PR kein Erstbeleg angegeben (TLF: 1797 bzw. 1804), ebensowenig wie für aubergine. Dieses ist von der gleichnamigen Frucht abgeleitet, die 1750 erstmals im Französischen auftaucht, d.h. das Farbadjektiv wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit erst danach gebildet. TLF nennt hier den Erstbeleg 1866. Violacé (PR: „Qui tire sur le violet“) findet sich erstmals 1777. Mûre und cassis gelten im PR nicht als Farbbezeichnungen. Prune ist als Farbe laut PR seit 1780 belegt. Hinzu käme lavande, das im PR in der Farbwortfunktion nur als „Bleu lavande, bleu mauve assez clair“ aufscheint, also offensichtlich der Blauskala zugerechnet wird, während mauve wohl eher zum Violett-Spektrum gehört (PR: „D’une couleur violet pâle“, seit 1892).