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3.2 Corpus-Untersuchung1 3.2.1 IX. Jh.
ОглавлениеStraßburger Eide (843) 1
(Textumfang: 14 Zeilen)
Vorbemerkungen: om „man“ (Z. 6) wird nicht als Subjektpronomen angesehen, und auch io in ne io ne neuls (Z. 13), ein disjunktes Pronomen, das nicht weggelassen werden kann, wird nicht als Subjektpronomen gezählt, obwohl io hier Subjekt von er (Z. 14) ist.
Der althochdeutsche (genauer: rheinfränkische) Wortlaut wird nur angegeben, wenn Parallelen zwischen dem altfranzösischen und dem althochdeutschen Text aufgezeigt werden sollen.2
(13) [Der Ostfranke Ludwig der Deutsche leistet den Schwur auf Altfranzösisch:]31 Pro Deo amur […]42 et nostro commun salvament […],3 in quant Deus savir et podir me dunat,4 si salvarai eo cist meon fradre Karlosō haldih thesan mīnan bruodher5 et in aiudha et in cadhuna cosa,6 si cum om per dreit son fradra salvar dift,7 in o quid il mi altresi fazet,in thiu thaz er mig sō sama duo,8 et ab Ludher nul plaid nunquam prindrai Ø,indi mit Ludheren in nohheiniu thing ne gegango Ø,9 qui, meon vol, […] in damno sit.
(14) [Die Heerführer leisten den Schwur in ihrer jeweiligen Muttersprache – derjenige Karls des Kahlen auf Altfranzösisch und derjenige Ludwigs des Deutschen auf Althochdeutsch:]10 Si Lodhuuigs sagrament que Ø son fradre Karlo jurat conservat,Oba Karl then eid, then er sīnemo bruodher Ludhuuuīge gesuor, geleistit11 et Karlus […] non l’ostanit,12 si io returnar non l’int pois,ob ih inan es iruuenden ne mag:13 ne io ne neuls cui eo returnar int pois,noh ih noh thero nohhein, then ih es iruuenden mag,14 in nulla aiudha contra Lodhuuuig nun li iu er.
Alle Setzungen bzw. Nicht-Setzungen des Subjektspronomens sind „regelkonform“, mit einer einzigen scheinbaren Ausnahme (v. infra). Im altfranzösischen Wortlaut wird viermal das Subjektpronomen gesetzt,5 einmal im Hauptsatz: si salvarai eo (Z. 4) und dreimal im Nebensatz: in o quid il [...] fazet (Z. 7); si io [...] pois (Z. 12); cui eo [...] pois (Z. 13), ohne jede Hervorhebung. Der althochdeutsche Wortlaut weist in allen Fällen eine Entsprechung auf.
In zwei Fällen wird das Subjektpronomen nicht gesetzt; einmal im Hauptsatz nach „X“: X prindrai (Z. 8)6 (genauso im Althochdeutschen) und einmal im Nebensatz in Verbindung mit „X“: que [.…] jurat (Z. 10).
Alle diese Fälle entsprechen der „Prognose“ in § 2 bis auf Z. 4, wo es im Hauptsatz heisst: si salvarai eo… Si ist Adverb und löst Inversion aus; hier steht also ausnahmsweise das Subjektpronomen in Inversion (ebenso im althochdeutschen Wortlaut: sō haldih). Es werden uns noch weitere derartige Fälle begegnen. Bei der Prognose bezüglich der Nicht-Setzung in Inversion handelt es sich also nicht um eine strikte „Regel“, sondern nur um eine mehr oder weniger ausgeprägte „Tendenz“. In den Zitaten in § 2 aus Foulet und Franzén heisst es ja auch, dass das Subjektpronomen in Inversion „très souvent“, „le plus souvent“ fehle, aber eben nicht immer.7