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1 Einführung

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„Esel verwechselt orangefarbenes Auto mit Karotte“ – so lautet die Überschrift eines Artikels auf S. 1 der Nürnberger Zeitung vom 17./18. September 2016:

Ein Esel hat in Hessen in ein orangefarbenes Auto gebissen und einen Schaden von etwa 30.000 Euro angerichtet. „Der Vierbeiner vermutete wohl, dass an der Weide eine überdimensionale Mohrrübe liege und biss zweimal in das Heck“ des Sportwagens, teilte die Polizei am Freitag mit.

Der Fahrer hatte sein Fahrzeug – einen 500.000 Euro teuren McLaren – am Donnerstag rückwärts vor der Koppel des Esels im hessischen Schlitz eingeparkt, um Besorgungen zu machen. Als er zurückkam und wegfahren wollte, biss das Tier zwei Mal in das Heck. Dabei beschädigte es unter anderem den Lack. „Ich sah in den Rückspiegel und entdeckte hinter meinem hochgefahrenen Heckflügel plötzlich Ohren! Und dann hörte ich ein komisches Geräusch,“ berichtet der Eigentümer einem hessischen Radiosender und nimmt es mit Humor: „Der Esel dachte wohl, das sei eine rollende Karotte.“

Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig Farben in unserer Welt sind und dass sie uns helfen, Gegenstände zu identifizieren, auch wenn dies im vorliegenden Fall gründlich misslungen scheint.

Das deutsche Farbwort orange ist natürlich eine Entlehnung aus dem Französischen, wie überhaupt Farbbezeichnungen häufig aus anderen Sprachen entlehnt werden. Im Altfranzösischen gab es den Farbausdruck orange noch nicht. Barbara Schäfer beschreibt dies in ihrem Grundlagenwerk Die Semantik der Farbadjektive im Altfranzösischen:

Bei den im Afr. fehlenden Grundfarbbereichen handelt es sich wie zu erwarten um die drei letzten, erst im Stadium VII erfassten Kategorien VIOLETT, ROSA und ORANGE. Das Afr. befindet sich somit in Stadium VI oder sogar erst im Übergang von V zu VI […]. (Schäfer 1987:120–121)

Sie bezieht sich hier auf die 1969 erschienene Untersuchung von Berlin und Kay, Basic Color Terms (1969:4), die eine universelle Entwicklung der Farbterminologie annimmt, welche sich in verschiedene Stadien einteilen lässt (Schäfer 1987:22):1


Auch Kristol (1978) nimmt in seinem Referenzwerk zu den Farben in den romanischen Sprachen auf Berlin und Kay Bezug:

Selon le système de classification par Berlin et Kay (op. cit., pp. 22–23 et 35–36) les langues romanes littéraires feraient donc partie du groupe des langues à système lexical chromatique évolué („stage VII systems“). Une seule divergence est à noter: leurs critères de delimitation du lexique de base étant trop formels […] ils sont amenés à intégrer l’orange dans les couleurs de base. Pour nous, cette couleur […] ferait plutôt partie d’un „stade évolutionnaire supplémentaire“ dont les auteurs américains prévoient l’existence. (Kristol 1978:48)

Kristol lehnt es ab, orange zu den Grundfarbwörtern der romanischen Sprachen zu zählen, da es ihm als Übergangsnuance unwichtig erscheint. Er unterscheidet zehn Farbfelder,2 zu denen auch die Violett- und Rosa-Bereiche gehören, die nach seinen Angaben (wie im Übrigen auch orange) im klassischen Latein inexistent waren:

La distinction de dix champs s’éloigne assez du système „physique“ des couleurs du spectre dont nous nous servons d’habitude, couleurs qui d’ailleurs ne sont au nombre de sept – violet, indigo, bleu, vert, jaune, orange, rouge – que parce que de cette façon la scolastique médiévale était satisfaite […]. Nous y trouvons en plus le *brun* et le *rose*, ainsi que les couleurs „achromatiques“, *blanc*, *gris* et *noir*. Manquent par contre l’indigo et l’orange qui dans nos langues sont des nuances de transition trop peu importantes. (Kristol 1978:48)

Ich möchte hier die bisher weitestgehend unerforschten Farbfelder der orange-, rosa- und lilafarbenen Töne etwas näher in Augenschein nehmen (zu Rosa gibt es eine umfangreichere Studie von Anne Mollard-Desfour aus dem Jahr 2002; Kristol (1978:329): „[…] il nous manque encore les résultats d’une étude du *violet*“; cf. aber zuletzt Ilea (2017), vor allem zu violet als Basic Color Term).

Seitenblicke auf die französische Sprachgeschichte

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