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2 Das französische Farbwort orange und benachbarte Bezeichnungen

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Nachdem orange auch von Kristol ausgeschlossen wird, soll auf dieser Farbe der Schwerpunkt liegen, wenngleich mein Vorgehen selektiv und subjektiv bleiben muss. Viele Farbbezeichnungen entstehen erst im Neufranzösischen bzw. im Französischen der Gegenwart, weshalb mein Interesse vor allem auf diese Periode gerichtet ist, mit Ausblicken auf das Mittelfranzösische sowie auf andere Sprachen wie das Deutsche und gelegentlich das Englische.

Schlägt man im Petit Robert unter dem Lemma orange nach, so wird dort für das Farbwort kein Erstbeleg angegeben. Orangé wird hingegen auf das 16. Jh. datiert. Orange als Farbadjektiv muss also schon vorher existiert haben. Barbara Schäfer (1987:125–126) verweist auf das FEW (16. Jh.), nennt selbst aber einen Beleg von jaune orenge aus dem im 15. Jahrhundert entstandenen Blason des Couleurs. Orange ist auf jeden Fall in mittelfranzösischer Zeit als Farbbezeichnung aufgekommen. Der Name der Frucht ist im Französischen nach PR seit 1515 belegt; cf. Heller (32006:259): „Vor der Orange gab es kein Orange. In allen Sprachen ist der Name der Farbe identisch mit dem Namen der Frucht.“ Ein wirklicher Unterschied zwischen orange und orangé wird aus den Wörterbucheinträgen nicht erkennbar. Als weitere Synonyme werden abricot und tango genannt. Für tango, das nach PR erstmals 1914 auftritt, findet sich die Erklärung „Couleur mise à la mode lors de la vogue du tango. Orange très vif, orange foncé“. Eine Entsprechung im Deutschen sehe ich in diesem Fall nicht. Der Farbtyp Orange wird also im Französischen noch weiter differenziert. Bei allen weiteren Farbbezeichnungen handelt es sich jedoch nicht mehr um Basic Color Terms (BCT), sondern um Hyponyme bzw. Kohyponyme der Farbbezeichnung orange, d.h. um sogenannte Secondary Color Terms, oder um farbliche Nachbarbereiche, die den BCTs orange, rosa oder violett zugeordnet werden können.

Für abricot findet sich in PR folgende Definition: „Couleur jaune orangé très doux“, wiederum ohne Zeitangabe für den Erstbeleg. Die Frucht selbst wurde erstmals 1512 im Französischen bezeichnet, als Übernahme aus dem Katalanischen, das dieses Wort aus dem Arabischen entlehnt hat. Im Deutschen wird diese Farbbezeichnung aus dem Französischen oder zuweilen dem Englischen übernommen, wobei letzteres dieses Wort wiederum aus dem Französischen bezogen hat.

Auch das Farbadjektiv mandarine wird im PR als „De couleur orange“ definiert, ebenso im TLF, der als Erstbeleg das Jahr 1902 angibt. Die Abgrenzung zwischen den einzelnen Farbnuancen wird aus der Definition in den Wörterbüchern und vielleicht auch in der Realität nicht immer klar. So wird z.B. parme im PR als „Mauve comme la violette de Parme“ beschrieben, so dass die Abgrenzung zu mauve nicht eindeutig ist bzw. eine Zirkeldefinition vorliegt.

Im weiteren Sinne könnte man auch cognac sowie ocre und ocré zu den Orangetönen zählen. Ersteres wird in PR als „De la couleur orangée du cognac“ ausgewiesen, wieder ohne Erstbeleg (das Getränk selbst tritt erstmals 1836 in Erscheinung, also handelt es sich auch hier um ein jüngeres Farbadjektiv). Ocre wird in PR als „Couleur d’un brun jaune ou orangé“ bezeichnet, beide nähern sich den Brauntönen. Roux, das vor allem in Bezug auf die Haarfarbe verwendet wird (wie auch auburn, das aus dem Englischen entlehnt wurde), nähert sich den Rottönen, ebenso wie terre cuite (als Entsprechung zu ital. terracotta). Letzteres wird nicht wirklich datiert (TLF gibt Belege von 1923 und 1938). Auch carotte wird als Farbadjektiv gern auf die Haare bezogen (Poil de carotte) und könnte als Orangeton gewertet werden (so auch in unserem Eingangsbeispiel). Der Übergang zu den Rottönen ist hier fließend, ebenso wie bei renard, das im TLF mit „D’un roux ardent“ umschrieben wird (ob es sich bei dem angegebenen Beleg von 1923 um den Erstbeleg handelt, ist unklar).

Auf der anderen Seite der Skala nähert sich Orange den Rosétönen. Während melon noch – ähnlich wie abricot – als sanftes Orange bezeichnet werden kann und mangue als Farbadjektiv im TLF als „Couleur rose-orangé“ charakterisiert wird, tendieren saumon/saumoné und corail schon stärker zum Rosé-Bereich, auch wenn saumon in PR wie folgt definiert wird: „D’un rose tendre tirant légèrement sur l’orangé“ (Erstbeleg nach TLF: 1860/1903 (saumoné)). Corail existiert laut TLF seit 1907. Flamant bzw. flamant rose (das Deutsche kennt Flamingo als aktuelle Modefarbe) dienen ebenfalls als Farbbezeichnungen aus dem Rosa-Spektrum. PR führt es nicht in dieser Funktion, TLF gibt Belege von 1944 und 1953, so dass es sich also auch hier um Neubildungen des Gegenwartsfranzösischen handelt. Daneben wäre noch pêche zu nennen, das nach TLF als „d’un rose pâle“ definiert wird und 1803 erstmals als Farbwort auftritt.

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