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5 Fazit
ОглавлениеDie in § 1 formulierte Hypothese konnte aufgrund der Corpusuntersuchung der ältesten überlieferten altfranzösischen Texte bestätigt werden. Nichts spricht gegen die Annahme, dass das Subjektpronomen im Altfranzösischen von Anfang an vorhanden gewesen war, wenn man die Regel kennt, dass es unter bestimmten syntaktischen Bedingungen nicht gesetzt wurde. Erst nachdem diese Regel durch den Prozess der „Degermanisierung“ am Ende der altfranzösischen Epoche außer Kraft gesetzt wurde, konnte die Grammatikalisierung des Subjektpronomens in der Position links vom Verb, mit Verzögerung, einsetzen.
Die Frage von Sprachwandel aufgrund von Sprachkontakt (contact-induced language change) ist in neuerer Zeit wieder aktuell geworden und durch neue Impulse belebt worden, z.B. durch die Arbeiten von Thomason/Kaufman (1988) und Thomason (2001). Es ist offensichtlich, dass die Abneigung gegen „Superstrateinfluss“ heute überholt ist.
Auch für die historisch arbeitende Germanistik sind die hier vorgestellten syntaktischen Interferenzen von Interesse. Da die frühesten Zeugnisse des Altfranzösischen noch aus der Epoche der germanisch-romanischen Zweisprachigkeit (zumindest in Teilen der Oberschicht) stammen, können sie möglicherweise ein Licht auf das untergegangene Westfränkische werfen. Die nördliche Galloromania bietet jedenfalls ein reiches Forschungsfeld und hält viele interessante Ergebnisse bereit. Wenn Thomason/Kaufman (1988:126–128) die Folgen des Sprachwechsels der Westfranken in der nördlichen Galloromania im Kapitel über „Slight interference“ (Hervorhebung von mir) anführen, so ist das zu korrigieren.