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5 Zusammenfassung

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Vielleicht kann man es so zusammenfassen: Gesundheit und Krankheit sind je neu herzustellende Gleichgewichtssysteme. Sie sind einerseits ein naturwissenschaftliches Geschehen und haben zum anderen mit dem Innenleben und Entscheidungen des Menschen zu tun. Im Inneren des Menschen finden Interaktionen zwischen psychischen und existenziell-spirituellen Seelenbewegungen statt. Aus christlich-spiritueller Sicht führt die Kongruenz mit dem göttlichen Wollen je neu zu innerer Stimmigkeit, Frieden, Freude. Wie sich auf der naturwissenschaftlichen Ebene immer neu ein Gleichgewicht einstellen muss, kann auch auf der geistigen Ebene durch gute Entscheidungen je neu ein inneres Gleichgewicht hergestellt werden. Die anima forma corporis-Lehre des Thomas von Aquin kann zusammengedacht werden mit den Vorstellungen der In-forma-tion des Organismus durch Genetik und Epigenetik. Die Perspektive von innen nach außen kann sich mit jener von außen nach innen komplementär ergänzen. Der alte Satz mens sana in corpore sano – ein gesunder Geist in einem gesunden Körper – kann erweitert werden mit: ein gesunder geordneter Geist ist eine gute Voraussetzung (keine Garantie) für einen gesunden Körper und Leib.

Der Autor: Prof. Dr. med. Dr. theol. Mag. pharm. Matthias Beck, abgeschlossene Studien in Pharmazie, Medizin, Philosophie und Theologie; Promotion in Medizin und Theologie, Habilitation in Moraltheologie an der Universität Wien; Professur für Moraltheologie (theologische Ethik) mit Schwerpunkt Medizinethik; Mitglied der Bioethikkommission beim Bundekanzleramt in Wien, der Europäischen Bischofskonferenzen in Brüssel (COMECE), der päpstlichen Akademie für das Leben im Vatikan; Autor zahlreicher Bücher im Grenzgebiet zwischen Naturwissenschaften / Theologie, Medizin und Spiritualität; wichtigste Publikationen: Seele und Krankheit. Psychosomatische Medizin und theologische Anthropologie, Paderborn u. a. 32003; Leben – wie geht das? Wege zur Lebensentfaltung, Wien–Graz–Klagenfurt 2018; Gott finden. Wie geht das?, Wien–Graz–Klagenfurt 2020; GND 124934242.

Weiterführende Literatur:

– Christian Schubert (Hg.): Psychoneuroimmunologie und Psychotherapie, Stuttgart 22015.

– Matthias Beck: Geistig-seelische Prozesse in ihrem Einfluss auf Genetik und Epigenetik – Paradigmenwechsel in der Medizin?, in: Peter Heusser / Johannes Weinzirl (Hg.), Medizin und die Frage nach dem Menschen, Würzburg 2013.

– Ders.: Der Krebs und die Seele, Gen – Geist – Gehirn – Gott, Paderborn u. a. 22010.

– Giovanni Maio, Mittelpunkt Mensch: Ethik in der Medizin. Ein Lehrbuch, Stuttgart, 22017.

– Matthias Beck, Christsein – Was ist das? Glauben auf den Punkt gebracht, Wien–Graz–Klagenfurt 2016.

1 Gerald Huether / Stephan Doering / Ulrich Rüger / Eckart Rüther / Gerhard Schüßler, Psychische Belastungen und neuronale Plastizität. Ein erweitertes Modell des Streßreaktionsprozesses für das Verhältnis zentralnervöser Anpassungsprozesse, in: Ulrich Kropiunigg / Alois Stacher, Ganzheitsmedizin und Psychoneuroimmunologie. Vierter Wiener Dialog, Wien 1997, 126–139, hier 126.

2 Joachim Bauer, Das Gedächtnis des Körpers. Wie Beziehungen und Lebensstile unsere Gene steuern, Frankfurt a. Main 2002.

3 Ebd., 143 f.

4 Ebd., 136.

5 Vgl. dazu Matthias Beck, Krebs. Körper, Geist und Seele einer Krankheit, Wien–Graz–Klagenfurt 2017, sowie: ders., Der Krebs und die Seele. Gen – Geist – Gehirn – Gott, Paderborn u. a. 22010.

6 Das folgende Kapitel wurde schon ähnlich abgedruckt in: Matthias Beck, Seele und Krankheit. Psychosomatische Medizin und theologische Anthropologie, Paderborn u. a. 32003, 13 ff.

7 Eine Aufzählung von Krankheitskonzeptionen im Laufe der Geschichte bleibt unvollständig. Es lassen sich diese aber zusammenfassen z. B. in metaphysisch-religiöse, philosophisch-spekulative, naturalistisch-naturwissenschaftliche und letztlich psychosomatisch-soziokulturelle Modellvorstellungen. Vgl. dazu die Aufstellung bei Karl E. Rothschuh, Der Krankheitsbegriff, in: ders. (Hg.), Was ist Krankheit? Erscheinung, Erklärung, Sinngebung (Wege der Forschung 362), Darmstadt 1975, 397–420, bes. 400–408. Zur Frage der Krankheitsinterpretation in anderen Kulturen seien als Beispiel genannt: Johann Chr. Bürgel, Leiblichkeit, Krankheit, Heilung im Islam, in: Evangelische Akademie Baden (Hg.), Krankheit und Heilung in den Religionen. Islam – Hinduismus – Christentum (Herrenalber Protokolle 67), Karlsruhe 21991; Lawrence E. Sullivan (Hg.), Healing and Restoring. Health and Medicine in the World’s Religious Traditions, New York–London 1989; Beatrix Pfleiderer / Wolfgang Bichmann, Krankheit und Kultur. Eine Einführung in die Ethnomedizin, Berlin 1985; auch Heinrich Schipperges / Eduard Seidler / Paul U. Unschuld (Hg.), Krankheit, Heilkunst, Heilung, Freiburg i. Br.–München 1978.

8 Vgl. zur Frage der Krankheit im Alten und Neuen Testament u. a.: Klaus Seybold / Ulrich B. Müller, Krankheit und Heilung (Biblische Konfrontationen), Stuttgart u. a. 1978, 79. Dort auch weitere Differenzierungen von Krankheitsauffassungen in den verschiedenen Büchern des AT, des Judentums im Umfeld des NT und der hellenistischen Welt. Vgl. auch Eberhard Schockenhoff, Ethik des Lebens. Ein theologischer Grundriß, Mainz 1993, 268 ff. Zur Krankheitsauffassung im AT siehe ebenso Hans Walter Wolff, Anthropologie des Alten Testaments, Gütersloh 61994, 211–220.

9 Mit dieser hippokratischen Medizin eng verwandt sind die indische Ayurveda sowie die chinesische und tibetanische Medizin. Auch das indische Ayurveda-System sieht die Harmonie der Körpersäfte als Bedingung der Gesundheit an.

10 Vgl. Erwin H. Ackerknecht, Geschichte der Medizin, Stuttgart 71992, 51 ff.

11 „Gesundheit und Krankheit werden im Mittelalter in einem größeren Zusammenhang gesehen. Sie dienen dem Heil des Menschen. Der Mensch kann in einer Schicht seines Wesens durchaus gesund sein und zugleich in einer anderen zu Tode krank darniederliegen“ (Heinrich Schipperges, Die Kranken im Mittelalter, München 1990, 15). Zur Auffassung von Krankheit in der Antike und im Mittelalter vgl. auch Heinrich Schipperges / Eduard Seidler / Paul U. Unschuld (Hg.), Krankheit, Heilkunst, Heilung (s. Anm. 7), 229–269.

12 Vgl. Erwin H. Ackerknecht, Geschichte der Medizin (s. Anm. 10), 57.

13 Vgl. Heinrich Schipperges, Die Kranken im Mittelalter (s. Anm. 11), 203 ff.

14 Vgl. dazu u. a.: Heinrich Schipperges (Hg.), Geschichte der Medizin in Schlaglichtern, Mannheim 1990, bes. 58 ff., 285 ff.; ders., Homo patiens. Zur Geschichte des kranken Menschen, München 1985, bes. 158–179.

15 Vgl. u. a. Erwin H. Ackerknecht, Geschichte der Medizin (s. Anm. 10), 90.

16 Zur genaueren Information über die Medizin des 18. Jahrhunderts vgl. ebd., 90 ff. Zur Frage der sich entwickelnden Bakteriologie vgl. ebd., 123 ff.

17 Vgl. dazu Matthias Beck, Seele und Krankheit (s. Anm. 6), 117–263. Hier wird die Seelenlehre des Thomas von Aquin in moderner Interpretation durch Karl Rahner und Hans Urs von Balthasar dargestellt.

18 Ignatius von Loyola, Die Exerzitien (übertr. v. H. U. v. Balthasar), Einsiedeln-Freiburg i. Br. 152016.

19 Vgl. dazu die Aufteilung der Exerzitien in den vier Wochen Rhythmus im Exerzitienbuch (Nr. 24–260).

20 Karl Rahner, Die Logik der existentiellen Erkenntnis bei Ignatius von Loyola, in: ders., Das Dynamische in der Kirche (QD 5), Freiburg i. Br.–Basel–Wien 1958, 103.

21 Ebd.

22 Ebd., 105 f.

23 Ebd., 106.

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