Читать книгу Wohnwunschermittlung bei Menschen mit Komplexer Behinderung - Группа авторов - Страница 50

5.4 Annäherung an Bedürfnisse: Forschungsmethodische Zugangsmöglichkeiten

Оглавление

Forschung zur Teilhabe von Menschen mit Komplexer Behinderung ist in der Regel Forschung über und nicht mit diesem Personenkreis. Dem partizipativen Anliegen des Projektes folgend sollten die Projektteilnehmer*innen mit Komplexer Behinderung jedoch von Anfang an weitestgehend am Forschungsprozess beteiligt werden. Den sich daraus ergebenden forschungsmethodischen und -ethischen Herausforderungen wurde daher mit einem multiperspektivischen und multimethodischen Forschungsdesign begegnet, das in seiner Grundausrichtung der Ethnografie-Forschung zuzuordnen ist. Der gesamte Forschungsprozess verfolgte einen transdisziplinären Ansatz und war von einer zirkulären Arbeitsweise geprägt, die sich zu allen Zeitpunkten ein hohes Maß an methodischer Flexibilität vorbehielt.

Somit kam in den fünfzehn Einzelfallstudien eine Vielzahl verschiedener methodischer Zugänge zum Einsatz: Im Zentrum stand die Teilhabe an der Lebenswelt der Projektteilnehmer*innen, was durch teilnehmende Beobachtungen im Sinne einer zweitägigen Alltagsbegleitung realisiert wurde. In vielen Fällen lag zudem die Bereitschaft der Beteiligten vor, einige Szenen aus dem Alltag videographisch festzuhalten. Zudem wurden Instrumente entwickelt, die es den Projektteilnehmenden ermöglichen sollten, den Forschungsprozess »erfahren« zu können. Einen weiteren Schwerpunkt bildeten schriftliche Befragungen und narrative Interviews mit den jeweiligen professionellen und informellen Unterstützer*innen, die im Sinne von Stellvertreterbefragungen ergänzende Informationen zur Teilhabe der einzelnen Projektteilnehmer*innen lieferten, darüber hinaus aber auch den Expert*innen ermöglichten, in eigener Sache Aussagen zu den Anforderungen einer teilhabeorientierten Begleitung zu formulieren.

Die erhobenen Daten wurden inhaltsanalytisch ausgewertet und so aufbereitet, dass die Projektteilnehmer*innen und deren Unterstützer*innen Einblicke in den Auswertungsprozess erhalten konnten. Außerdem wurden auf der Grundlage der (einzelnen wie generalisierten) Erkenntnisse entsprechende individuelle, exemplarische Teilhabe-Angebote entwickelt, die einen unmittelbaren Theorie-Praxis-Transfer ermöglichen sollten. Die so entstandenen Impulse wurden in persönlichen Treffen erprobt und sollten gleichzeitig den Unterstützer*innen Anregungen zur Teilhabegestaltung veranschaulichen und zu deren Weiterentwicklung motivieren. Ein daraus entstandenes Produkt ist ein Instrument, auf dessen Basis die verschiedenen Lebensbereiche von Erwachsenen mit Komplexer Behinderung und deren Assistent*innen bedürfnisorientiert analysiert und reflektiert werden können (vgl. Dins & Smeets 2021). Mit Hilfe eines Überblicks über die verschiedenen ermittelten Bedürfnisse (siehe unterer Kasten) und möglichen Perspektiven wurde so eine Zugangsmöglichkeit entwickelt, die es den jeweiligen Unterstützerkreisen ermöglicht, einen multiperspektivischen Blick auf individuelle Bedürfnisse zu richten und ihre verschiedenen Unterstützungsformen dementsprechend zu gestalten.

Wohnwunschermittlung bei Menschen mit Komplexer Behinderung

Подняться наверх