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Wie gewinnt man den Krieg und verliert gleichzeitig den Frieden?
ОглавлениеSie wurde in der kommenden Dekade nochmals gestärkt durch die inneramerikanische Auseinandersetzung um den „Verrat“ in Jalta: In den USA wurden die Beratungen auf der Krim vorübergehend zu einem Trauma und die tatsächlichen oder vermeintlichen Spione im State Department wurden zur Erklärung, „How we won the war and lost the peace“, wie es ein einflussreicher amerikanischer Diplomat 1948 formulierte.2 Nach dem Wahlsieg von Dwight D. Eisenhower 1952 forderte der republikanische Senior Majority Leader William Knowland vom Secretary of State John f. Dulles die Veröffentlichung der Unterlagen der geheimen Gipfelkonferenzen der Großen Drei, um das „bungling of diplomacy“ der Vorgängeradministrationen untersuchen zu können. Daraus entwickelte sich bald das übliche Washingtoner Gerangel. Die Bürokraten im State Department äußerten gravierende Bedenken. Ein hoher Beamter bemerkte nach der Lektüre der Druckfahnen, die Deutschlandpläne von 1945 lösen heute, da die European Defence Community auf der Tagesordnung stehe, „a sense of shock“ aus und „[…] the cavalier disposal of smaller countries or the attitude toward France is also not likely to faciliate our foreign relations“. Dulles setzte sich schließlich über die Bedenken der Diplomaten hinweg, der Band durfte erscheinen. Freilich war das Problem damit keineswegs gelöst. In London hieß der Premierminister wie in Jalta Winston S. Churchill und der Außenminister war ebenfalls derselbe – Anthony Eden. Letzterer warnte die Amerikaner, eine Veröffentlichung der Jalta-Unterlagen „kann es für uns schwierig machen, bei zukünftigen Konferenzen so offen zu sein, wie wir es uns wünschen“. Die Amerikaner hatten mittlerweile keine Wahl, die – nicht nur republikanische – Öffentlichkeit wartete auf die Veröffentlichung, die am 16. März 1955 erfolgte. Das Ergebnis enttäuschte alle, die auf eine Sensation warteten: Die Papiere bestätigten lediglich, was man in den mittlerweile zahlreichen Memoiren nachlesen konnte. Die Reaktionen im Ausland blieben eher verhalten und zogen keine Wellen, inklusive der vorhersehbaren Antwort aus Moskau, wo die „Prawda“ gegen die vermeintliche „Fälschung im Dienst des Kalten Krieges“ wetterte. Ebenso vergessen war bald der Auftritt Churchills im House of Commons, wo der Ministerpräsident am 17. März nachdrücklich auf dem Unterschied zwischen der US-amerikanischen und britischen Dokumentation hinwies. Niemand schien sonderlich interessiert. Damit wanderte das transatlantische beziehungsweise US-amerikanische Stichwort „Jalta“ definitiv in das Politische Archiv der Gegenwart.